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Politischer Aschermittwoch der Werteunion

Zwischen „Salam Aleikum“ und „Abu Scheusal“: Protest gegen Maaßen-Auftritt im Kolpinghaus Regensburg

Etwas mehr als 50 Gäste kamen zum politischen Aschermittwoch der Werteunion mit Hans-Georg Maaßen. Vor der Tür demonstrierten etwa 150 Menschen dagegen. Außerdem wurde gebetet.

Vor dem Kolpinghaus wurde laut, aber friedlich protestiert. Fotos: Herbert Baumgärtner

Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, mäandert Martin Seitel durch den Eingangsbereich des Kolpinghauses. Man spürt förmlich, wie unwohl sich der Chef des Hauses fühlt. Von beiden Eingängen dringen Musik und Sprechchöre ins Innere.

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Eine als Bavaria verkleidete, beleibte Frau huscht mit einem kleinen gusseisernen Pfännchen in der Hand die Treppe hinauf, vorbei an zwei Sicherheitsleuten in schwarzen Anzügen, und verschwindet links in dem Saal, wo die Werteunion ihren politischen Aschermittwoch abhält. Etwas mehr als 50 Leute sind gekommen, um dem Parteivorsitzenden Hans-Georg Maaßen zu lauschen.

Ex-Verfassungsschützer mit faschistoiden Phantasien

Vor dem Gebäude demonstrieren etwa dreimal so viele Menschen gegen den Redner. Maaßen, einst Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, musste 2018 nach öffentlichen Falschbehauptungen seinen Hut nehmen und wurde später selbst zum Objekt der Beobachtung durch das Bundesamt – als Rechtsextremist. Er geht juristisch dagegen vor, doch seine Äußerungen lassen an einer solchen Einordnung nur wenig Zweifel.

Unter anderem verglich Maaßen in einem Beitrag für die Rechtsaußen-Postille „Weltwoche“ die „ungesteuerte, millionenfache Ansiedlung von Ausländern aus kulturfremden Regionen“ mit einer Krebserkrankung. Er forderte eine „Chemotherapie für Deutschland“. Weiter schrieb er: „Wir werden uns aus der humanitären Kuschelwelt und der vermeintlich rechtsstaatlichen Komfortzone in die harte Realität des Operationssaales begeben müssen. “ Das sei „zwingend notwendig“, um Deutschland zu „heilen“.

Gern gesehener Gast bei Gloria von Thurn und Taxis

Armin Nassehi, Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der LMU München, sprach angesichts solcher Äußerungen Maaßens von „faschistoiden Assoziationsträumen“. Die Historikerin und Autorin Annika Brockschmidt nannte sie „faschistische, völkische Äußerungen“. Jürgen Zimmerer, Historiker an der Universität Hamburg, sprach davon, dass Maaßens Aussagen keine Holocaust-Relativierung mehr seien, sondern „fast schon Anstachelung. “

Bei der Bundestagswal erhielt die Maaßen-Partei keine 7.000 Stimmen.

In Regensburg ist Maaßen ein gern gesehener Gast bei Gloria von Thurn und Taxis. Im Sommer 2023 organisierte sie im Fürstlichen Schloss eine Spendengala für ihn und seine Werteunion. Als Gast mit dabei: der rechtsextreme Zahnarzt Gernot Mörig, Organisator des Treffens von Neonazis, Unternehmern und Mitgliedern von AfD und Union in Potsdam.

Draußen vor der Tür erinnern die Demonstranten an solche Begebenheiten und Aussagen Maaßens. Drinnen beteuert Kolpinghaus-Chef Martin Seitel, dass er sich „nichts dabei gedacht“ habe, als er den Mietvertrag mit der Werteunion unterschrieb. „Ich habe erst heute Nachmittag angefangen, mich damit zu befassen.“ Er habe mit Rechtsextremen sicher nichts am Hut. „Aber das muss ich jetzt aushalten“, sagt er mit Blick auf die Demo draußen.

Gäste beklagen sich über „Abschaum“

Derweil tröpfeln nach und nach die Besucher der Aschermittwochsveranstaltung herein. Ein älterer Herr beklagt sich lautstark über „den Abschaum“, der da vor der Tür demonstriere. Zwei Damen echauffieren sich über einen Journalisten. Diesen „linken Typen“ kenne man doch schon von den Corona-Demos. Schämen müsse man sich für Regensburg angesichts solcher Demonstrationen, heißt es. Der Herr Maaßen, das sei doch „so ein gescheiter Mann“.

Unten im Eingangsbereich spricht ein Mann Seitel an. „Ich habe heute für vier Personen reserviert“, sagt er freundlich. „Aber wenn der Depp da ist, dann kommen wir nicht.“ Der Macher des Kolpinghauses nimmt das bedauernd zur Kenntnis. Von oben aus dem Saal wird gefragt, ob denn eine Bedienung komme. „Nein“, sagt Seitel bestimmt. Getränke und Kasse stünden ja wie gewünscht im Saal.

Gebet im großen Saal

Ein Journalist, der zu der Veranstaltung will, wird wieder weggeschickt. „Nur mit Presseausweis“, heißt es. Eine Akkreditierungsanfrage unserer Redaktion im Vorfeld per E-Mail blieb von der Werteunion unbeantwortet.

Wieder kommt ein Pärchen zur Tür herein, geht die Treppe hoch, aber dann nicht in den Saal links, sondern biegt nach rechts ab. Seitel eilt hinterher, fragt, wohin die beiden wollten. Er habe gedacht, das sei ein öffentliches Gebäude, sagt der Mann. Und er habe einen ruhigen Platz zum Beten gesucht. Seitel bietet ihm den großen Veranstaltungssaal an, der heute leer ist, und verabschiedet ihn wenig später mit einem „Salam Aleikum“.

Kritik an Merz, Lob für Trump

Drüben bei der Werteunion wettert Maaßen laut einem Bericht der Mittelbayerischen Zeitung derweil gegen Friedrich Merz. Dieser werde ein Kanzler „des Abwirtschaftens“. Maaßen lobt Donald Trump. Asylbewerber an den deutschen Grenzen bezeichnet der Chef der Splitterpartei, die bei der Bundestagswahl keine 7.000 Stimmen erhielt, als „Abu Scheusal“. „In Anspielung auf Attentate nennt er (Maaßen) Mannheim, obwohl dort ein Deutscher Täter gewesen ist“, heißt es in der MZ.

Tatsächlich war Alexander S., der Amokfahrer von Mannheim, zumindest in der Vergangenheit in der rechtsextremen Szene aktiv. Aktuell gehen die Ermittlungsbehörden aber von keinem politischen Motiv aus, sondern von einer psychischen Erkrankung. Schlimmeres verhindert hat wohl der Taxifahrer Muhammad Afzal, der sich dem Fahrzeug in einer Sackgasse mit seinem Wagen in den Weg stellte.

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Kommentare (1)

  • Paul

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    Servus Herr Aigner

    Super Artikel sauber recherchiert.
    Guter Link.

    Ich stelle mal allgemein in den Raum,

    Wie warum wurde der Herr Hans-Georg Maaßen Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz?

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