Zwischen „kleineren Ausbrüchen“, Besuchsverbot und elf Toten
Seit heute empfiehlt die Ständige Impfkommission nun auch Booster-Impfungen gegen Corona für alle Erwachsenen ab 18 Jahren. Eine Reaktion auf die steigende Zahl von Impfdurchbrüchen, mit denen auch die Regensburger Alten- und Pflegeheime zu kämpfen haben. Nicht nur der neue Chef des Regensburger Gesundheitsamtes kritisiert in diesem Zusammenhang die politische Kommunikation im Vorfeld. Die Faktenchecker von CORRECTIV bemängeln beispielsweise, dass die unzureichende Datengrundlage zum Impfstatus „Raum für Spekulationen und Verschwörungserzählungen“ liefere.
Die bayerische Corona-Ampel steht und bleibt bis aus Weiteres auf Rot. Als sie Anfang September 2021 angekündigt wurde, sprach Ministerpräsident Markus Söder von „einer Art Firewall für die Sicherheit”. Schon wenige Wochen später wurde sie als völlig unausgegoren kritisiert und später neu programmiert. Das eigentliche Ziel der Ampel war, dass sie in Landkreisen mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 35 aufgestellt wird und die gesellschaftlichen Ströme und Beziehungen so regeln sollte, dass die Krankenhäuser und Intensivbetten nicht überfüllt werden. Als die Ampel Anfang November auf Rot sprang und die Inzidenzen in gewissen bayerischen Landkreisen auf das 20- bis 30-fache des Ampel-Schwellenwerts von 35 anschwollen, sprach Söder von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Die Ungeimpften seien schuld am herrschend Pflegenotstand. Seit zunehmend mehr Geimpfte an COVID-19 erkranken, hospitalisiert und itensivbehandelt werden müssen und tödlich verlaufende Impfdurchbrüche auftreten, wird auch die Kritik an der Kommunikation der Impfkampagne und des politischen Krisenmanagements lauter.
Als ein Allgemeinarzt Anfang November in der Münchner Runde vom Versagen der Politik sprach, weil sie nicht auf dem Schirm gehabt hätte, dass auch die Geimpften „am Infektionsgeschehen teilnehmen“, „hochgradig infektiös“ sein können und ihren Impfschutz nach relativ kurzer Zeit verlieren und also die deutlichen Anzeichen für die aktuelle Vierte Welle ignoriert hätten, gestand der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) ein, dass er von der aktuellen Dynamik der Welle überrascht sei.
Geimpfte und Ungeimpfte
Auch in den Regensburger Kliniken stellen die Ungeimpften die deutliche Mehrheit derer, die behandelt werden müssen. Im Altenheim des Deutschordens am Ägidienplatz sind innerhalb von wenigen Tagen elf tödliche Impfdurchbrüche zu beklagen. In mehreren Regensburger Altenheimen sind ganze Stationen mit dem Coronavirus infiziert und viele COVID-19-Erkrankungen unter den Geimpften zu verzeichnen. Die jeweiligen Infektionswege scheinen nicht ermittelbar zu sein, auch die im Katharinenspital nicht.
Frau Grosser durfte ihre Mutter seit Anfang Oktober 2021 nicht mehr besuchen. Im Altenheim St. Katharinenspital herrscht Besuchsverbot. Der anfängliche Grund: „Es gibt einen positiven Fall“. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt sprach die Leitung des Hauses am 12. Oktober „für das Alten- und Pflegeheim ein Besuchsverbot“ aus und kündigte Reihentestungen an. Das sind die wesentlichen Informationen, die aus dem unserer Redaktion vorliegenden Rundschreiben der Heimleitung hervorgehen. Das mit „positiver Fall“ ein positiver PCR-Corona-Test gemeint ist, wird in dem an „Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Angehörige und Betreuer“ adressierten Schreiben nicht eigens erwähnt. Es dürfte allen klar sein, dass damit ein Corona-Fall gemeint ist. Das „als Vorsichtsmaßnahme“ gedachte Besuchsverbot konnte aber den Todesfall und die Infektion der Mehrzahl der Bewohner und Bewohnerinnen und des Personals nicht verhindern.
Neue Wege oder Standardrepertoire?
Wie die Mittelbayerische Zeitung am 12. November berichtete, sind laut Spitalmeister Wolfgang Lindner im „Spital“ seit Oktober circa 50 Bewohner (davon drei nicht geimpft) corona-positiv getestet worden. Anfang November wären laut Gesundheitsamt noch insgesamt 56 PCR-Tests (30 Bewohner und 26 Mitarbeiter, davon zwölf nicht geimpft) gemeldet worden. „Ein Todesfall unter den Bewohnern musste bislang beklagt“ werden, schreibt die MZ unter Hinweis auf das hiesige Gesundheitsamt. Titel und Teaser des MZ-Artikels („Wie ein Altenheim Corona in Schach hielt – Im Regensburger Spital grassierte das Virus. Nur verlief hier der Ausbruch milder. Denn hier gingen die Betreiber neue Wege“) wirken insofern irreführend als eher das Virus das Heim in Schach gehalten hat und nicht umgekehrt. Unklar bleibt auch, welche neuen Wege im Katharinenspital begangen worden sein sollen.
Laut einem Schreiben der Heimleitung vom 11. November an Angehörige ist das Ausbruchsgeschehen noch nicht auf allen Stationen beendet. Auf unsere Anfrage zum aktuellen Stand hat die Spitalleitung bislang nicht reagiert.
Nach Informationen der Redaktion wurde auf das Standardrepertoire zurückgegriffen: Dem Auftauchen von Symptomen für eine COVID-19-Erkrankung folgt ein Schnelltest, dann der PCR-Test, das Besuchsverbot, die Isolation der Bewohner und Bewohnerinnen auf ihren Zimmern und zuletzt wird die angeordnete Reihentestungen für die Wohnbereiche durchgeführt. In dem bereits erwähnten Schreiben vom 12. Oktober kündigte die Heimleitung mit der Bitte um Verständnis an: „Sobald die Ergebnisse vorliegen, werde ich Sie wieder informieren bzw. das Besuchsverbot aufheben.“ Da die ersten Reihentestungen ein „diffuses Corona-Ausbruchgeschehen“ in der Bewohnerschaft des Altenheims anzeigten, wurde das Verbot verlängert. Erst in späteren Tests sollen auch PCR-positive Spital-Angestellte festgestellt worden sein.
Fünf Reihentestungen später schreibt die Heimleitung am 11. November: „Das Ausbruchsgeschehen im St. Katharinenspital ist leider noch nicht beendet. Die getroffenen Maßnahmen zeigen glücklicherweise ihre Wirkung.“ Während im Wohnbereich II „ein Besuch aktuell noch nicht möglich“ sei, könne „in den Wohnbereichen I und III die genesenen und negativ getesteten Bewohner/-innen ab Montag, 15. November 2021 wieder besucht werden.“
Auch Frau Grosser (Name geändert) kann ihre Mutter nun wieder besuchen.
Überfällig: Negativer Test für alle Besucher
Ausdrücklich wird in diesem Schreiben der Heimleitung auf „die allgemeinen Schutz- und Hygieneregeln“ und die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske hingewiesen. Neu ist die Bitte an die Besucher, wonach nun auch „alle geimpften und genesenen Angehörigen“ gebeten werden, „sich vor einem Besuch im Altenheim testen zu lassen“. Denn, so die Begründung: „Leider können auch Geimpfte positiv und Überträger des Corona-Virus sein.“
Die rasche Verbreitung des Coronavirus und der daraus folgende wachsende Anstieg der Erkrankungen Ungeimpfter als auch der Impfdurchbrüche hat nicht nur im Spital dazu geführt, dass auch geimpfte Heimbesucher einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. Das Gesundheitsamt teilte auf Anfrage mit, dass generell viele Übertragungswege ins Heim möglich, die tatsächlichen aber ungeklärt seien. Da es kein „generelles Ausgangs- und Besuchsverbot für die Bewohner der Einrichtungen“ gebe, sei „es grundsätzlich auch möglich, dass Infektionen zusätzlich von außen eingetragen werden.“
Besuchsverbot wie 2020?
Auf die vollständige Impfung ihrer Mutter vertrauend, sorgte sich Grosser zunächst eher wegen der unvermeidlichen Folgen des erzwungenen Kontaktabbruchs. Zumindest so lange die ersten Reihentestungen bei ihrer Mutter negativ ausgefallen waren. Als ihre Mutter dann trotz Besuchsverbot und Zimmerisolation in einer späteren PCR-Reihentestung positiv getestet wurde, seien Sorgen und Ängste erst richtig hochgekommen. Glücklicherweise sei ihre Mutter bislang nicht symptomatisch erkrankt. Beim Aufbau der Beziehung zur ihrer Mutter müsse sie aber nun wieder „bei null“ anfangen.
Dies entspricht fast der Situation von 2020, als Angehörige die in Altenheimen Isolierten wochenlang nicht sehen durften.
Das Gesundheitsamt teilt auf Anfrage allerdings mit, dass „Besuche von Angehörigen in palliativen Situationen (…) immer zugelassen“ seien. Aktuell würden in drei Regensburger „Pflegeheimen komplette Besuchsverbote“ bestehen, da „dort die Befunde der ersten Reihentestungen noch ausstehen.“ In den anderen betroffenen Pflegeheimen gebe es „Besuchsverbote in den einzelnen Wohnbereichen.“ Erst wenn sichergestellt sei, dass „kein Risiko zur Infektionsübertragung mehr besteht“, werden sie aufgehoben. Es seien in den letzten zehn Tagen in sieben Heimen „ca. 20 Reihentestungen durchgeführt“ worden.
Impfdurchbrüche in Relation
Zu der Frage nach Verlauf und Hospitalisierung erklärt das Gesundheitsamt, dass „auch bei mehreren positiven Fällen die Bewohner asymptomatisch bleiben oder einen milden Verlauf zeigen, unabhängig vom Impfstatus“. In anderen Fällen hätte Bewohner hospitalisiert oder intensivpflichtig behandelt werden müssen. Von Angehörigen war zu vernehmen, dass es auch Ungeimpfte gebe, die weder positiv auf Corona getestet wurden, noch COVID-Symptome zeigten. Laut Gesundheitsamt sind rund 80 Prozent der Spitalbewohner gegen das Coronavirus geimpft.
Nahezu alle Medien berichten seit Wochen über die Vierte Welle und Impfdurchbrüche. Laut groben RKI-Schätzungen belaufen sich die Impfdurchbrüche bei den Über-60Jährigen aktuell auf mindestens 60,9 Prozent der „Symptomatischen COVID-19-Fälle (mit Angabe Impfstatus)“ (Stand 11.November 2021). Berücksichtigt man, dass die Gruppe der Geimpften in dieser Altersklasse fast sechsmal so groß ist, relativiert sich diese Prozentangabe: statistisch bereinigt kommen dann auf zwei Impfdurchbrüche sieben ungeimpfte Über-60-Jährige. Dieses Verhältnis ergibt sich aus den RKI-Angaben, die als „Symptomatische COVID-19-Fälle (mit Angabe Impfstatus)“ einstuft werden.
Falsches Bild durch Politik
Der Leiter des Regensburger Gesundheitsamts Dr. Bernhard Edenharter äußert sich auf Nachfrage gegenüber unserer Redaktion betont differenziert. So kritisiert er etwa, dass „durch die Politik hinsichtlich der Corona-Impfung das Bild“ entstanden sei, als „würde die Impfung das Virus zum Verschwinden bringen und die Pandemie würde zum Herbst zu Ende sein“. Außerdem sei „nicht klar deutlich gemacht“ worden, „dass auch bei vollständiger Impfung weiterhin Infektionen möglich sind“. Die Impfung schütze „vor einem schweren Krankheitsverlauf“ und „das Gesundheitssystem vor Überlastung“ betont Edenharter. Die Impfung könne jedoch „eine Ausbreitung des Virus und auch eine Ansteckung nicht ausreichend verhindern“, was seiner Ansicht nach jetzt viele Menschen „verwundert und irritiert“.
Gegenüber der Mittelbayerische Zeitung sagte Edenharter am 6. November, die Situation in Schulen sei „das größte Problem momentan“. Dabei räumt er ein, dass man nicht wisse, „wo das Infektionsgeschehen genau passiert, denn es ist überall“. Zur Frage, ob die Ungeimpften und die angeblich „sehr niedrige Impfquote“ in Altersheimen als Infektionstreiber zu bewerten seien, sagt er:
„Man kann nicht sagen, dass die ungeimpften Pfleger in den Altersheimen die Gefährder sind, denn die Bewohner in den Heimen sind ja zum größten Teil geimpft. Geimpfte und Ungeimpfte können das Virus gleichermaßen übertragen. Zudem müssen die Mitarbeiter in den Heimen getestet werden.“
Kleinere Ausbrüche?
Hinsichtlich der Situation in der Regensburger Altersheimen gab Edenharter laut MZ-Bericht vom 6. November angesichts der nun bekannt gewordenen Ausbrüche und Todesfälle eine irreführende Einschätzung ab: „Wir haben natürlich kleinere Ausbrüche in Altersheimen oder bei Pflegediensten.“ Irreführend insofern, als das Gesundheitsamt zum Zeitpunkt des Interviews nicht nur für das „Spital“ in Stadtamhof, dem ältesten Heim der Stadt, längst ein generelles Besuchsverbot verhängt hatte, um weitere Infektionen in der Bewohnerschaft zu stoppen. Ebenso war dem Gesundheitsamt am 6. November 2021 längst bekannt, dass in einem weiteren Regensburger Altenheim, dem Deutschordenhaus am Ägidienplatz, bereits im Oktober mehrere COVID-19-Tote zu beklagen waren. Diese Information wurde erst am 9. November in der MZ unter der Überschrift öffentlich: „Elf Tote im Altenheim. Im Deutschordenshaus St. Ägid sind im Oktober elf Bewohner mit oder an Covid-19 gestorben. Alle waren vollständig geimpft.“
Unsere Redaktion hat die Leitung des Gesundheitsamtes wegen der beschwichtigenden Formulierung – „Wir haben natürlich kleinere Ausbrüche in Altersheimen“ – um eine Stellungnahme gebeten. Edenharter darauf hin: Das Interview habe sich „auf aktuelle Themen“ bezogen. Und weiter: „Das Ausbruchsgeschehen in der Einrichtung ‘Katharinenspital’ begann Mitte Oktober und hatte seinen Höhepunkt in der dritten Oktoberwoche. Selbstverständlich wirkte dieser Ausbruch noch nach, aber war eben nicht aktuell und auch kein eigenes Thema im Interview mit der MZ.“ Der Höhepunkt des Ausbruches in der Pflegeeinrichtung St. Ägid sei „bereits Anfang-Mitte Oktober“ gewesen.
Kritik an Informationspolitik und Schätzungen
Impfdurchbrüche mit Todesfolge, wie die elf Toten im oben erwähnten Altenheim des Deutschordens, und die Infektion von geimpften Heimbewohnern und des Personals im Katharinenspital sind ein Grund zur Sorge. Diese schnell wachsenden Anstiege der Impfdurchbrüche sorgen seit Wochen für Verunsicherung und Verwirrung. Ein Teil davon geht aufs Konto der Informationspolitik des Robert-Koch-Instituts (RKI), das in seinem Impfbuch von Juni dieses Jahres noch den Eindruck erweckte, dass mit der anlaufenden Impfkampagne das Ende des Infektions- und Erkrankungsgeschehens schon besiegelt wäre. Mittlerweile hat das RKI nachgebessert und sagt zu Geimpften nun: „Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden.“ (RKI FAQ Stand: 02.11.2021)
Der Medizinstatistiker Gerd Antes kritisiert diesbezügliche politische Entscheidungen. Beispielsweise, dass man sich nicht auf die vulnerablen Gruppen konzentriert habe: „Jetzt haben wir natürlich auch eine Zunahme bei den Älteren, weil man ‘vergessen’ hat, zu boostern.” Antes bewertet dieses politische Vorgehen als „wieder grob fahrlässig.” Laut Antes (ehemaliges Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut und von Cochrane Deutschland evidenzbasierte Medizin) mangele es auch an der Erfassung von wichtigen Details (wie z. B. dem Impfstatus) und an sinnvollen Maßstäben für die Corona-Politik: „Wir sind in einer Datenerfassungs-Katastrophe, sodass uns die Steuerungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen oder auch von uns selbst nicht geschaffen wurden” (hier zum DLF-Interview vom 10. November).
Auch das spendenfinanzierte Recherchezentrum CORRECTIV hat sich kürzlich in seiner Recherche (Warum in Deutschland niemand weiß, wie viele Geimpfte an Covid-19 erkranken) mit fehlendem Impfstatus befasst. Für Correctiv ist klar, wenn nicht klar sei, „wie viele Menschen genau mit und wie viele ohne Impfung an Covid-19 erkranken oder sterben“, biete „das Raum für Spekulationen und Verschwörungserzählungen.“
Behörden, die mit Daten geizen
Das RKI nimmt aktuell auf der Basis von dunkelfeldbehafteten Schätzungen der Impfdurchbrüche eine grobe Abschätzung der Impfeffektivität vor (hier genauer zu unserem Beitrag) . Unsere Redaktion hat die CODAG (COVID-19 Data Analysis Group der Münchner LMU), die sich auch zur Einschätzung der Impfeffektivität (für das Bundesland Saarland) forscht, um eine Einschätzung dieser groben Schätzungen gebeten. Ein CODAG-Sprecher teilte daraufhin mit, dass man die Datenproblematik ebenso skeptisch sehe .
Das RKI könnte aber, so der Sprecher, aufgrund der ihr vorliegenden Daten „auf der Patientenebene natürlich deutlich mehr Plausbilitätschecks anwenden oder mit statistischem Instrumentarium Datenfehler begleichen.“ Anders als das Bundesland Saarland würden der CODAG die Daten für Bayern „trotz mehrfacher Nachfragen und Bitten von den hiesigen Behörden (LGL) nicht zur Verfügung gestellt“ werden, so dass man „in Ermangelung besserer Daten auch mit den RKI Daten Vorlieb nehmen“ müsse.
Grobe Schätzung statt verlässlicher Studie
Grob schätzen muss das RKI aktuell, da keine großen retrospektiven Kohorten-Studien und Fall-Kontroll-Studien für die Impfwirkung unter realen Bedingungen vorliegen. Nur mit Hilfe solcher, nach wissenschaftlichen Standards durchgeführten und entsprechend groß angelegten Studien, die auch die Genesene und Ungeimpfte berücksichtigen, könnte man die Effektivität und Dauer der Impfwirkung gesichert ermitteln und kommunizieren.
Eine landesweit angelegte schwedische Studie (Effectiveness of Covid-19 vaccination against risk of symptomatic infection,hospitalization, and death up to 9 months: a Swedish total-population cohort study), die bislang allerdings nur als nicht begutachteter Preprint vorliegt, tut eben dies. Sie kommt je nach Impfstoff, Vorerkrankung und Alter zu deutlichen Ergebnissen. Vereinfacht gesagt lässt die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen eine symptomatische Covid-19-Infektion zunehmend nach (bei manchen ist bereits nach sieben Monaten keine Wirkung mehr auszumachen), bei geschwächten Menschen und bei gewissen Wirkstoffen verblasst die Impfung schneller. Ein Schutz gegen schwere Erkrankungen scheint meist für etwa neun Monate vorzuliegen. Die Studie spricht von einem deutlich verminderten Schutz für ältere und gebrechliche Menschen und für die mit Vorerkrankungen. Bei diesen verblasst die Impfwirkung noch schneller. Die Studie empfiehlt deshalb Auffrisch-Impfungen – sogenannte Booster.
Aktuell: Stiko empfiehlt Booster für alle Erwachsenen
Ganz aktuell: Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) ruft nun zu Booster-Impfungen für alle Erwachsenen auf. Sie empfiehlt ab sofort allen Menschen ab 18 Jahren eine Covid-19-Auffrischimpfung mit einem sogenannten mRNA-Impfstoff, im Regelfall sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung.
Die bayerische Corona-Ampel wird vermutlich noch länger auf Rot stehen bleiben. Zur Regelung der gesellschaftlichen Ströme und Beziehungen hat man derweil Schilder mit 3G, 3G-PLUS und 2G aufgestellt.
Madame
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Das bundesnotgesetz kommt mal wieder zu spät. Schuldige stehen zur auswahl. 1. Die.berlin
er schlafmützen 2. Ungeimpfte 3. Migranten die neu hier sind und vielleicht leute die geimpft.sind Ohne gewähr.alles. Der virus ist hartnäckig. Bei den.schuldigen quasi kann man leicht suchen.
Giovanni Bavarese
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Zur Verwirrung tragen auch längere Texte bei, die zwar inhaltlich korrekt sind aber mit allerlei Unbekannten jonglieren.
Es gibt aber auch einfach verständliche Fakten: „statistisch bereinigt kommen dann auf zwei Impfdurchbrüche sieben ungeimpfte Über-60-Jährige.“
„Ein Schutz gegen schwere Erkrankungen scheint meist für etwa neun Monate vorzuliegen.“
„Die Studie empfiehlt deshalb Auffrisch-Impfungen – sogenannte Booster.“
Mehr muss man gar nicht um den heißen Brei herumschreiben. Außer vielleicht dass diesen Winter mehrere hundert Regensburger an Corona sterben werden wenn die vorsichtigen Prognosen eintreffen.
Dieter
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Und wie immer kein Wort zur schlechten Impfquote in Deutschland und explizit in Bayern, kein Verweis auf weitere existierende Kohorten-Studien und Fall-Kontroll-Studien im Ausland. Zumindest ringt man sich “statistisch bereinigte” Zahlen ab, leider erst im Nachgang. Die interessantes Frage wurde nicht wirklich gestellt – wie lange war die 2. Impfung bei den beschriebenen Fällen her?
Außerdem ist es nach aktuellem Stand nicht so, wie im Artikel zitiert, dass Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen Covid übertragen können, zumindest nicht in den ersten 2-3 Monaten nach der 2. Impfung.
Die aktuelle Entwicklung hätte man, wenn man den Empfehlungen des RKI in “Vorbereitung auf den Herbst/Winter 2021/22” vom Juli 2021 gefolgt wäre, wohl deutlich eindämmen können. Auch das Szenario “Impfdurchbrüche in Pflegeheimen” wurde hier angesprochen. Auf der Seite des CDC gibt es übrigens ein paar interessante Studien bzgl. des Pflegepersonals. Nun gut.
Die Politik hat versagt, das RKI hat lückenhafte Zahlen, die Stiko ist mit ihren Empfehlungen wie immer Wochen zu spät und die Medien hätten vielleicht deutlicher warnen müssen.
Ich frage mich auch, wer die Pflegeheime daran gehindert hat, eigenverantwortlich jeden seit Monaten zu testen, unabhängig vom Impfstatus?
Dasselbe gilt für alle Bürger, geimpft und ungeimpft – es ist wohl einfach bequemer sich blind auf die Politik zu verlassen und ansonsten so zu tun, als ob die Pandemie seit dem Sommer vorbei wäre. Hauptsache mal wieder Urlaub, ein Fußballspiel, ein Konzert, Präsenzunterricht. Nur mit dem Weihnachtsmarkt scheint es nichts zu werden, außer vielleicht in Regensburg.
Ähnlich wie mit der Klimakrise lernt niemand dazu, auch nicht der Einzelne, aber wenigstens kann
man, wenn es schon zu spät ist, noch einen angestrengten Artikel darüber lesen.
Realist oder Zyniker?
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Ganz kurz wurde in dem guten Artikel angedeutet, dass die Heimbewohner de fakto in ihre Zimmer eingesperrt werden. Stimmt das? Also da sind uralte Menschen, die von ihren Angehörigen nicht mehr besucht werden dürfen, dann auch noch von den anderen dort lebenden zwangsweise getrennt? Ist es so, dass die dann ein paar mal am Tag eine astronautenhaft anmutende Pflegekraft zu “Gesicht” bekommen und dann weiter vor sich hinvegetieren dürfen? Ich dachte der Mensch ist ein Herdentier/Rudelwesen? Was bedeutet Art. 1 GG? – Hallo Gesundheitsamt und Heimleitung: Bitte Normalität anordnen, alle ungeimpften Heimbewohner und Pflegekräfte rausschmeissen, alle Impfungen auffrischen, Türen auf, der Rest ist Schicksal.
Gscheidhaferl
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@Realist oder Zyniker?
Wenn Ihr Pseudonym wirklich eine Frage zu ihrer eigenen Person ist, dann wäre meine Antwort: Weder noch. Wahrscheinlich eher jemand, der die letzten zwei Jahre auf einem anderen Planeten (oder im Koma) verbracht haben muss.
Ihre Fragen sind ja an sich nicht verkehrt. Aber eben schon längst beantwortet. Natürlich kann z.B. durch das Gesundheitsamt bzw. durch einen Arzt in die persönlichen Freiheitsrechte von Menschen eingegriffen werden, wenn sie infiziert sind und in Quarantäne müssen.
Und ja, eine Versorgung / Pflegen von Infizierten erfordert besondere Schutzvorkehrungen. Die muten mitunter austronautenhaft an.
Und ja, das ist alles andere als schön. Und für alle Beteiligten nochmal belastender, wenn dementiell veränderte Menschen betroffen sind, die nicht mehr verstehen, was um sie herum geschieht.
Darum hätte ‘man’ besser Vorsorge treiben müssen, damit es nicht wieder soweit kommt. Hat ‘man’ aber nicht.
Ja, die Heimleitungen agieren hier häufig grenzwertig. Und es gibt zu wenig Kontrollen hinsichtlich der Frage, was wirklich nötig und daher vertretbar ist und was nicht.
Aber wenn Sie damit rechnen müssten, ungeachtet der mangelnden Unterstützung durch Politik und Gesellschaft, persönlich für Todesfälle in ihrer Einrichtung haftbar gemacht zu werden, dann würden vielleicht auch Sie hin und wieder zu möglicherweise überzogenen Maßnahmen greifen.
Art. 1GG ist keine Tatsachenbeschreibung. Es ist eine (viel zu oft vernachlässigte) Forderung.
Und Ihre eigene abschließende Forderung bzw. Ihr Habdlungsvorschlag ist… sagen wir’s mal so: Nicht wirklich hilfreich und offenbart eher einen nicht ganz angemessenen Überdruss an der Gesamtsituation, als ein echtes Interesse an einer tragfähigen Lösung.
Bernhard
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Da nicht alle die Zeit haben werden sich die genannte Münchner Runde anzusehen, hier ein paar Aussagen von Allgemeinarzt Dr. Christian Kröner aus dieser Sendung:
– Er rät dringend zum Impfen!
– Er sagt dass die Geimpften im geringen Maße zum Infektionsgeschehen beitragen
– Von 15 positiven Abstrichen am Tag sind in seiner Praxis ca. 3 von Geimpften
– Geimpfte die sich infizieren werden nicht schwer Krank
– …
Vom Versagen der Politik spricht er in dem Kontext, dass sie nicht auf das RKI gehört hat, das bereits im Sommer die jetzige Entwicklung mit Modellierungen recht exakt vorher gesagt hat.
Was für eine Brille muss man eigentlich aufhaben um die Beiträge von Dr. Kröner in der Münchner Runde so zusammenzufassen und einzuführen?
Weiter will man bei Beiträgen in RD zu dem Thema schon gar nicht mehr lesen. Wobei ein wichtiger Satz (der in dem Artikel ohne rechten Bezug rum steht und aus dem auch nix weiter folgt) findet sich dann doch:
“Auch in den Regensburger Kliniken stellen die Ungeimpften die deutliche Mehrheit derer, die behandelt werden müssen.”
Lasst euch impfen Leute! Es werden mittlerweile sogar Patienten aus deutschen Intensivstationen nach Italien geflogen. Die Intensivstationen sind hierzulande insbesondere wegen Corona-Leugnern und Impfskeptikern nahe am Limit.
Zur zweiten Gruppe muss man trauriger Weise derzeit wohl auch Regensburg Digital zählen – jedenfalls liest man nur Artikel zum Thema Corona die ihre diesbezügliche Tendenz kaum verbergen können.
Johann Müller
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@Zyniker
Die Isolation von Bewohnern in ihren Zimmern kann die Heimleitung anordnen. Letztes Jahr sprach ich mit isolierten Heimbewohnern, die acht oder neun Wochen auf ihrem Zimmer isoliert waren. UND auch nicht besucht werden durften. War selber vom Besuchsverbot betroffen. Echt grausam!
Den Text lese ich so:
es gab ungeimpfte Bewohner, die weder PCR-positiv waren, noch erkrankt sind;
es gab auch doppelt geimpfte Menschen, die weder PCR-positiv waren, noch erkrankt sind.
Wie viele PCR-positive an COVID-19 erkrankt sind, wird nicht ausgeführt.
Alle 12 Toten waren geimpft, ob das Boostern ihnen noch geholfen hätte, weiß man nicht. Ohne Impfung wären wahrscheinlich noch mehr Tote zu beklagen.
Da Impfwirkung aber nie vollständig sein kann und anscheinend schneller als erhofft annimmt, wird es in Altersheim weiter COVID-19-Tote geben.
Das Risiko im Altersheim an COVID zu sterben ist deutlich höher als ihrs. Und zwar nicht, weil es dort noch ungeimpfte gibt, es liegt an der Massenunterkunft.
Sie hätten gerne, dass Normalität angeordnet wird? Welche? Die schöne alte? Wo die Alten einsam und verlassen in den Heimen sterben ohne amtliche Isolation? Falls Sie die Situation in den Heimen nicht persönlich erfahren haben, sollten Sie diese Lücke schließen.
“Alle ungeimpften Heimbewohner und Pflegekräfte rausschmeissen, alle Impfungen auffrischen, Türen auf, der Rest ist Schicksal” – das soll ihre Normalität und Lösung sein?
Ich halte dies für mehr als zynisch. Das nenne ich eine menschenverachtende Vision. Eine Vision, die noch mehr Tote produzieren würde und ihnen vielleicht ein Gefühl der Normalität.
Mr. T.
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Leider wird es nicht jeder schaffen, aus den 2421 Wörtern rauszulesen, dass eine Impfung hilft, nicht krank zu werden und andere anzustecken. Für viele andere ist es ein weiterer unnötiger Anlass am Sinn der Impfung zu zweifeln. Dass sie ein Bad im Styx oder einer Salbung mit Ambrosia nicht gleich kommt, war eh immer klar. Trotzdem hilft sie verdammt gut – vor allem wenn sie wieder aufgefrischt wird. Schade, dass hier so müssiger Zweifel geschürt wird.
Aus Zucker
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Mir sind heute Inhalte dieses Artikels, verschwurbelt in Impfverweigerungsargumente, untergekommen. Angesichts der aktuellen Situation finde ich, dass hier der sprichwörtliche Wald nicht mehr gesehen wird. Nicht hilfreich. Leider.
Gscheidhaferl
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@Mr. T.:
Stimme vollkommen zu.
Insofern erinnert mich der Artikel auch ein wenig an das Kleingedruckte von Versicherungsverträgen: Desinformation durch zuviel Text, in dem das wenige Wesentliche verloren geht.
Horst
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Kommentar gelöscht. Sachliche Kritik an Impfverweigerern ist ok, menschenverachtende Vernichtungsphantasien werden hier nicht veröffentlicht.
Gscheidhaferl
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@Horst:
Bewerben Sie sich um den ersten Platz bei iregndeinem Selbstgerechtigkeitswettbewerb? Mit der Argumentation schaffen Sie es jedenfalls bestimmt, auch an dem einen oder anderen Corona-Leugner vorbeizuziehen.
Analytiker
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Ist RD jetzt das Sprachrohr der „moderaten Impfskeptiker“, welches dann gerne von Menschen wie einem Atilla Hildmann und Konsorten zitiert wird um zu legitimieren dass es ja auch in der sogenannten „Main Stream“ Presse, Zweifler gibt?
Für mich wirklich absolut unverständlich wie man auf der einen Seite Journalisten für sich schreiben lässt die auf Demonstrationen von Querdenkern beschimpft und bedroht werden und dann hier derartige Artikel zu veröffentlichen die den selben Futter liefern?
Ist das noch Querfront oder schon asymmetrische Destabilisierung?
ein Pfleger
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analog zur Impfpflicht wäre ich in Zukunft für eine Nachweispflicht in Internetforen, dass man auch einen fachlichen Bezug zu der Thematik hat. gerade hier auf Regensburg-digital.de . manche glauben, sie müssen wirklich zu allem eine Meinung haben.
beste Grüße, ein Pfleger.
Walter Herter
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Es scheint eine Kunst zu sein, einen Artikel in seinen differenzierten Argumenten zu lesen.
So viele hier kritisieren die Argumente, die nicht in ihr Weltbild passen. Andere (Querdenker) scheinen die Argumente zu lesen, die in ihr Weltbild bestätigen.
Ich lese den Artikel eher als Einladung zum differenzierten Denken, danke für die verschiedenen Informationen.
Und wer nur Instant-Info will, lese die Bild, Facebook, Söder-Reden und andere Quellen – Hauptsache, es bestätigt das jeweils eh schon vorgefertigte Weltbild.
Ich schätze an regensburg-digital die (meistens) eher kritische und differenzierte Sichtweise.
Robert Fischer ÖDP
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Drosten hält dazu regelmäßig eine sehr verständliche Vorlesung via Podcast ab. Kekule sogar täglich glaub ich. Jetzt auf Politiker* zu verweisen, dass das schlecht kommuniziert wurde, stimmt zwar. Aber ich frage ja auch nicht meinen Glaser, wie Kernspaltung funktioniert.
Weder, dass die Impfquote nicht langt, noch dass Booster wohl nötig sein werden oder dass die Impfung kein Zaubertrank ist, der einen unsterblich macht, kam irgendwie überraschend. Auch dass weniger Testungen nicht sehr klug sind war von Anfang an klar.
Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt der Krise gut informiert gefühlt. Aber nicht gut regiert.
Stefan Aigner
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Vielleicht mal eine grundsätzliche Anmerkung von mir, da ich (geimpft, zum Boostern angemeldet und alles, was man in diesem Zusammenhang betonen muss, um nicht von vorneherein ins Zwielicht zu geraten) der Veröffentlichung dieses Textes ausdrücklich zugestimmt habe.
Wo sind die Argumente für Impfskeptiker? Sind wir dafür verantwortlich, wenn Sätze von irgendwelchen Schwurblern aus dem Zusammenhang gerissen werden? Kann man das überhaupt steuern bei harten Impfverweigerern und/oder Querdenkern?
War es denn richtig, geimpfte Besucher von Alten- und Pflegeheimen nicht zu testen – entweder trotz des Wissens, dass auch diese – wenngleich in deutlich geringerem Maß – infektiös sein können oder aufgrund falscher Annahmen, basierend auf unzureichend klar kommunizierten Daten?
War die politische Kommunikation richtig, die sogar der Chef des Gesundheitsamts kritisiert? Ebenso geht Edenharter davon aus, dass sich manche Menschen angesichts dieser Kommunikation jetzt irritiert zeigen. Ist das falsch?
Wusste wirklich jeder so genau Bescheid? Hat sich jeder so genau informiert oder ist es nicht vorstellbar, dass es sehr viele Menschen gibt, für die das Thema mit der Impfung erledigt war und diese Menschen nun irritiert sind?
Ist der Umgang des RKI mit den Daten richtig, die geschönt oder zumindest unzureichend sind und zum Teil nicht herausgegeben werden – keine Einzelmeinung des Autors?
Ist man Impfverweigerer, Coronaleugner und Querfront, weil man so etwas kritisiert und nicht zeitgleich in jedem zweiten Satz die Notwendigkeit des Impfens betont? Das ist keine Kritik in der Sache, die kann und darf man üben, aber solche Begriffe sind einfach nur argumentfreie Diffamierung.
Es steht im Übrigen durchaus im Text, dass die Impfung vor Ansteckung schützt, in weitaus größerem Maß vor schwerem Verlauf und Tod und damit vor einer Überlastung der Intensivstationen. Ausdrücklich werden die Impfdurchbrüche und Erkrankungen Ungeimpfter ins Verhältnis gesetzt. Ausdrücklich werden zusätzliche Booster als notwendige Maßnahme genannt. Aber das ist nicht das Kernthema dieses Artikels. Und der Text ist auch kein Impfaufruf.
Die Notwendigkeit einer Impfung wird an keiner Stelle in Frage gestellt, es geht unter anderem um beschönigende Zahlen, eine unehrliche Kommunikation, die der Autor (und auch ich) auf Dauer für kontraproduktiv halten. Jemand anders mag das für eine Petitesse halten oder angesichts der momentanen Situation für nicht angebracht – ok – aber was sollen diese argumentfreien Beschimpfungen, die es hier teilweise, nicht in jedem Kommentar, gibt?
Offenbar wird der Autor nach einem wenig geglückten Interview nun konsequent in einem Lager verortet – es scheint ja nur noch zwei Seiten zu geben. Entsprechend wird dann jeder Satz interpretiert, a la: Da muss doch Impfgegnerschaft, Coronaleugnerei und Querdenkertum dahinterstecken…
Und weil das angesprochen wurde: Möglicherweise schreiben beide Autoren hier auf dieser Seite, weil es diese unterstellte Dualität – dafür oder dagegen – nicht gibt. Oder um es deutlicher auszudrücken, das weiß ich aus Gesprächen: Michael Bothner und Robert Werner haben in einzelnen Punkten unterschiedliche Sichtweisen, aber keine grundsätzlichen Differenzen bezüglich ihrer jeweiligen Berichterstattung – gerade auch zum Thema Corona.
Von einem anderen Autor haben wir uns frühzeitig distanziert – trotz zuvor jahrelanger Zusammenarbeit – und haben unsere Grenze gezogen, weil er völlig abgedriftet ist. Diese Grenze besteht nach wie vor. Und Robert Werner hat sie nicht überschritten. Er ist hier ein geschätzter Autor und Rechercheur.
Mr. B.
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Richtig Herr Aigner. Das musste mal gesagt werden!!!!!!
Hthik
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@Stefan Aigner 19. November 2021 um 14:37
Eine richtige Stellungnahme, die nicht nötig hätte sein sollen, aber hoffentlich dem ein oder anderen hilft.
Wichtig ist “statistisch bereinigt kommen dann auf zwei Impfdurchbrüche sieben ungeimpfte”. Dass die Differenz fünf ist und wir die bei ordentlicher Durchimpfung nicht hätten, ist wohl hoffentlich jedem klar. Es ist nicht einfach eine “Pandemie der Ungeimpften”, aber eine Pandemie der Ungeimpften, die 1. völlig überflüssigerweise auf die Pandemie der Geimpften drauf gepackt wurde 2. diese zusätzlich antreibt.
Das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Klimawandel stimmt ein wenig optimistisch. Wieder rufe ich zu Massenklagen auf.
Bernhard
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Herr Aigner: Man muss sicher nicht in jedem zweiten Satz die Notwendigkeit der Impfung betonen. Das Problem ist, dass dies aus den bisherigen drei Artikeln zu diesem Thema ganz und gar nicht deutlich wird, der gegenteilige Eindruck aber latent durchscheint. Von daher ist es gerade in der jetzigen Zeit schön und durchaus wichtig mal im Klartext zu hören, dass die Notwendigkeit einer Impfung bei RD durchaus gesehen wird!
Zurück zum aktuellen Artikel und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: das was in der Einleitung dieses Artikels an zentraler Stelle mit Bezug auf Aussagen des Allgemeinarztes Dr. Kröner in der (verlinkten) Münchner Runde geschrieben steht ist schlicht falsch und bildet falsche Bezüge. Diese Aussage ist richtig: In Bezug, dass sie sich anstecken können ist der Schutz (für Geimpfte) nach relativ kurzer Zeit reduziert (nach 4-5 Monaten bei Biontek ca. noch 40% Schutz gegen Infektion). Mehrfach wird von Dr. Kröner und anderen in der Münchner Runde gesagt, dass Geimpfte darüber hinaus kaum schwer erkranken.
Es wird in der Münchner Runde auch kein Bezug („also“) hergestellt zwischen dem „Verlust des Impfschutzes“ und des Nicht-Erkennens der 4. Welle. Für die 4. Welle wird nicht der nachlassende Impfschutz als deutliches Anzeichen genannt, sondern die Vorhersagen des RKI vom Sommer.
Entsteht in dem Artikel nun ein komplett falscher Eindruck oder nicht?
Ist dies ein journalistischer Lapsus oder wird hier bewusst verkürzt und durch gezielte Auslassung und Herstellung falscher Bezüge sinnverzerrend geschrieben? ist dies das erste und einzige Mal so oder nicht?
Burkhard
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@Stefan Aigner
DANKE!!
Mich
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Einfach traurig, dass va die Moralapostel immer stärker zu Radikalisierung greifen, um jeden noch so sinnlosen Lockdown etc zu rechtfertigen.
Das Thema ist viel komplexer, als es mit das ist richtig das ist falsch abzuhandeln.
Finde va in jüngster Zeit werden hier zum Thema Corona endlich gute Artikel geschrieben!