Zwei Millionen für das neue jüdische Gemeindezentrum
Am Dienstag wurden die Sieger des Architekturwettbewerbs für das neue jüdische Gemeindezentrum in Regensburg vorgestellt.
„Es geht darum, etwas zurückzugeben, was die Stadtgesellschaft der jüdischen Gemeinde geraubt hat.” Oberbürgermeister Joachim Wolbergs formuliert seine Sicht auf den Bau des neuen jüdischen Gemeindezentrums in aller Deutlichkeit, als er am Dienstag die Gewinner des diesbezüglichen Realisierungswettbewerbs verkündet.
Gemeinsam mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Regensburgs, Ilse Danziger, dem Architekten Thomas Eckert, der den Wettbewerb ehrenamtlich betreut hat, und dem Juryvorsitzenden Prof. Michael Gänßler beglückwünscht Wolbergs das Architekturbüro Staab aus Berlin zum Siegerentwurf. Den zweiten Platz belegt der Entwurf des Architekturbüros Köstlbacher und Miczka aus Regensburg, Platz drei geht an die Huber Architekten aus Regensburg.
Synagoge soll „im Stadtbild ablesbar” sein
Gänßler lobt bei seiner Vorstellung des Siegerentwurfs die Lösung der Berliner Architekten, die die Herausforderungen des „sehr beengten Grundstücks” am Brixener Hof und eines notwendigen Kompromisses zwischen Sicherheit und „Öffnung der Gemeinde zur Stadtgesellschaft hin” meistern konnten. Es habe auch „strenge Vorgaben für die Bebauung” gegeben.
Der siegreiche Entwurf präsentiert eine kubische Synagoge mit einem von Lichtschlitzen durchsetzten Dach, die sich in ein kompaktes Gemeindezentrum mit eigenem Innenhof einfügt. Der Jury sei wichtig, dass man „spürt, das ist ein sakraler Raum” und dass die Synagoge „im Stadtbild ablesbar” sei. Dank der baulichen Einpassung in die umstehenden Altbauten und eine Natursteinfassade würde sich der Neubau aber dennoch hervorragend in die Umgebung einpassen, so Gänßler. „Das ist eine in jeder Hinsicht gute Lösung.”
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Wolbergs: Stadt gibt zwei Millionen
Am Rande der Bekanntgabe der Sieger verkündet Oberbürgermeister Wolbergs auch, dass die Stadt zwei Millionen Euro zum Neubau beisteuern wolle. Das solle noch am Dienstagabend im Stadtrat beschlossen werden. „Formal” sei der Neubau zwar eine Sache der jüdischen Gemeinde – ansonsten sieht der Oberbürgermeister das Projekt aber als „Chefsache”.
Trotz des städtischen Zuschusses würden für den Neubau weitere finanzielle Unterstützungen aus der Bürgerschaft benötigt werden, ergänzt Wolbergs. Wie gerufen kam da die Überraschung des Rotary Clubs Porta Praetoria. Mit einem Scheck über 50.000 Euro übernehmen die Rotarier die Kosten für den Architekturwettbewerb.
„Noch die eine oder andere Stellschraube drehen”
Für eine kleine Überraschung – zumindest für einen Lacher – ist am Dienstag dann auch der Berliner Architekt Alfred Nieuwenhuizen gut, der für die Sieger des Realisierungswettbewerbs spricht. Er und seine Kollegen seien „ganz aus dem Häuschen” gewesen, als am Samstag der Anruf aus Regensburg mit der Siegesnachricht gekommen war.
Der Wettbewerb sei eine „große Herausforderung”. Immerhin solle das Gemeindezentrum – oder zumindest Teile davon – ja auch für die „Mitbürger Würzburgs” zugänglich sein. „Regensburg! Regensburg!”, korrigiert ihn Wolbergs schulterklopfend von der Seite. „Preis aberkennen!”, ruft ein Zuschauer scherzhaft nach vorn.
Besonders wichtig sei bei der Realisierung des Siegerentwurfs jetzt der Dialog, betont Nieuwenhuizen. Sicherlich ließe sich an der Arbeit der Architekten „noch die eine oder andere Stellschraube drehen.”
Entwürfe bis Ende Mai ausgestellt
Die jüdische Synagoge war 1938 unter ausdrücklicher Billigung von Oberbürgermeister Otto Schottenheim in einer koordinierten Aktion und unter Mitwirkung der Feuerwehr sowie dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) von den Nazis niedergebrannt worden. Später wurde das Grundstück unter Federführung des zuständigen Bürgermeisters Hans Herrmann der jüdischen Gemeinde zu einem Spottpreis abgepresst und gewinnbringend weiterverkauft. Bis heute ist die jüdische Gemeinde nie wirklich entschädigt worden.
Die eingereichten Entwürfe für den Neubau können noch bis 31. Mai immer Dienstags bis Freitags sowie Sonntags zwischen 15.00 und 18.00 Uhr im Ausstellungsraum in der Schäffnerstraße 17 besichtigt werden.
Sarah Rosen
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Nicht nur das Haus der jüdischen Gemeinde rissen wir Regensburger uns unter den Nagel. Viele Regensburger bezeichnen die Häuser in den denen sie wohnen heute als die ihren, gehörten sie doch ursprünglich den jüdischen Bewohnern, die von unseren Eltern und Großeltern in die Konzentrationslager abtransportiert wurden.