Zum MZ Bericht vom 04.05.2015 / „Wolbergs: Nur Masse hilft gegen Wohnungsnot“
„Nur Masse hilft gegen Wohnungsnot“ sagt OB Wolbergs. Das klingt vordergründig einleuchtend. Viel einleuchtender klingt aber ein Landkreisbürgermeister der gegenüber dem Regensburger Bund Naturschutzvorsitzenden Raimund Schoberer im gleichen Kontext feststellte „Einwohnerzahl muss mit Infrastruktur zusammenpassen“. Regensburg hätte bei richtiger Infrastruktur sicher das Potenzial für eine Metropole. Richtige Infrastruktur würde aber bedeuten: höherwertiger ÖPNV, mehr nicht motorisierten Verkehr, neue Schulen, neue Schwimmbäder aber auch neue großzügige Naherholungsgebiete und Naturgebiete und vieles mehr. Dies alles wird bei stetigem Wachstum aber sicher nicht im heutigen Stadtgebiet gehen.
Was Regensburgs Stadtpolitik derzeit offensichtlich machen will: auf eng begrenzter Fläche in den derzeitigen Strukturen immer weiter nachverdichten und Gewerbe- und Baugebiete ausweisen. Unter Verlust vieler „grüner Flecken“ würden wohl 20 Tausend oder vielleicht auch 50 Tausend Hiesige und Zuziehende Wohnraum finden. Der Preis wäre allerdings hoch: Schon jetzt werden z.B. dem Bund Naturschutz immer wieder Fälle für schleichenden aber in Summe deutlichen Grünverlust durch Nachverdichtung gemeldet.
Neue Gewerbegebiete werden hingegen wieder neuen Wohnraumbedarf erzeugen, zumal die Stadt schon jetzt deutlich mehr Arbeitsplätze als Werktätige hat und der „Hase- und Igel-Wettlauf“ grüßen lässt. Kommt noch hinzu, dass die Zielrichtung „deutliche Erhöhung der Sozialwohnungsquote“ scheinbar aus dem Blick gerät. So wird es schwierig, den Sinn des Wachstums zu begründen. Was man aber schon jetzt erkennen kann: Viele Alteingesessene trauern „ihrem Regensburg wie es einmal gemütlicher war“ nach; gemeint ist damit nicht 1950 sondern Regensburg um das Jahr 2000.
Daher der Appell an die Stadtspitze: Bitte nicht in Massen denken sondern ganzheitlich agieren, wenn es um die Zukunft Regensburgs geht. Es geht auch darum, die Lebensqualität der jetzigen Bevölkerung zu erhalten. Wer die Wohnungsnot wirklich lösen will, muss überregional denken. Gewerbeansiedlungen auch mal an strukturschwache Gebiete z.B. in der mittleren und nördlichen Oberpfalz abgeben damit dort nicht die Bevölkerung ganzer Landkreise durch Abwanderung schrumpft. Wer die Wohnungsnot in Regensburg nicht weiter puschen will, muss bei uns eine deutliche Zurückhaltung bei der Ausweisung immer neuer Gewerbeflächen an den Tag legen. Man sollte es vielleicht auch als Chance begreifen, dass BMW sein Logistikzentrum nicht in Obertraubling angesiedelt hat. Ziel sollte aus Sicht des Bund Naturschutz eine Konsolidierung auf hohem Niveau sein und sich darauf beschränken, bestehende Defizite aufzugreifen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und auch Natur- und Naherholungsgebiete zu erhalten bzw. zu fördern.