Zum Einjährigen: Mindestlohn-Bilanz – 3.840 Beschäftigte mehr
Zum Einjährigen: Mindestlohn-Bilanz – 3.840 Beschäftigte mehr
Regensburg profitiert: Der „8,50-Euro-Daumen“ ist oben
Der „8,50-Euro-Daumen“ ist oben: Ein Jahr nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zieht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für Regensburg eine positive Bilanz. „Zum ersten Mal haben alle Beschäftigten einen festen Lohnsockel unter den Füßen – von der Küchenhilfe bis zur Verkäuferin im Backshop: Wer arbeitet, muss dafür mindestens 8,50 Euro pro Stunde bekommen“, sagt Rainer Reißfelder. Für den Geschäftsführer der NGG Oberpfalz ist der gesetzliche Mindestlohn der „Einstieg in den Lohn-Aufstieg für Menschen, die zuvor mit Niedrigstlöhnen abgespeist wurden“.
Vom „Schreckgespenst Mindestlohn“, vor dem die Arbeitgeber auch in Regensburg noch vor einem Jahr gewarnt hätten, sei nichts übrig geblieben: Der Mindestlohn sei weder „Konjunktur-Bremser“ noch „gefährlicher Job-Killer“. Die NGG legte dazu jetzt eine aktuelle „Mindestlohn-Analyse“ vor, die das renommierte Pestel-Institut (Hannover) im Auftrag der Gewerkschaft gemacht hat.
Die Wissenschaftler werteten die Beschäftigungssituation in der Stadt aus. Anstatt Servicekräfte oder Küchenpersonal zu entlassen, haben Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten neue Kräfte eingestellt. Insgesamt arbeiteten dort im Juni vergangenen Jahres immerhin mehr rund 7.000 Beschäftigte – und damit 1,1 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab“, sagt Rainer Reißfelder.
Zudem hat die Arbeitslosigkeit im „Mindestlohn-Jahr 2015“ abgenommen: Im letzten Dezember waren in Regensburg 3.100 Menschen ohne Beschäftigung. Das sind 6,1 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch die Beschäftigtenzahl insgesamt hat sich mit dem gesetzlichen Mindestlohn positiv entwickelt: Im Sommer des vergangenen Jahres gab es in der Stadt 3.840 Menschen mehr, die einen Job hatten, als noch im Sommer des Vorjahres.
Diese Zahlen liefern für den Geschäftsführer der NGG Oberpfalz eine „klare Botschaft“: „Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde hat den Beschäftigten gut getan. Und er hat der Wirtschaft nicht geschadet.“ Im Gegenteil: Das Lohn-Plus habe Regensburg eine höhere Kaufkraft beschert, von der insbesondere auch die heimische Wirtschaft profitiert habe. „Denn Beschäftigte, die den gesetzlichen Mindestlohn bekommen, haben das zusätzlich verdiente Geld nahezu eins zu eins in den Konsum gegeben“, betont Reißfelder.
Um diesen Menschen die Chance zu geben, auch Geld für größere Anschaffungen auf die hohe Kante zu legen, müsse der Mindestlohn allerdings steigen: „Unser Ziel ist es, ihn möglichst rasch in einem ersten Schritt auf 10 Euro pro Stunde anzuheben“, macht der Gewerkschafter deutlich. Die NGG habe einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland vor einem Jahr überhaupt eingeführt worden sei. Jetzt werde man ebenso hartnäckig daran arbeiten, ihn schrittweise „zu liften“.
Für die NGG Oberpfalz ist eine Erhöhung des Mindestlohns nur konsequent. Das zeige auch eine Renten-Berechnung des Bundesarbeitsministeriums: Um eine Rente von mindestens 769 Euro pro Monat – also gerade einmal die Grundsicherung im Alter – zu bekommen, müsste ein Beschäftigter mindestens 11,50 Euro pro Stunde verdienen. Und das 45 Jahre lang bei einer Vollzeitstelle. „Ein Leben lang arbeiten und dann doch nur ‚Alters-Hartz-IV‘ bekommen – das kann und das darf es nicht sein. Der gesetzliche Mindestlohn steckt noch in den Kinderschuhen. Aber wir werden ihn groß bekommen“, ist sich NGG-Geschäftsführer Reißfelder sicher.
erik
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Aus den Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage geht hervor, in Deutschland arbeiten einem Medienbericht zufolge inzwischen 40 Prozent mehr Menschen in Teilzeit als zur Jahrtausendwende. Die Zahl der Erwerbstätigen mit reduzierter Stundenzahl habe von 6,8 auf 9,6 Millionen zugelegt.Die Zahl der Vollzeit-Beschäftigten ist den Angaben zufolge von 2001 bis 2012 leicht von 25,95 auf 25,92 Millionen gesunken. 7,8 Millionen der Teilzeit-Beschäftigten sind demnach Frauen. Das entspreche einem Anteil von mehr als 80 Prozent. Fast jeder zweite Teilzeit-Job umfasse weniger als 20 Wochenstunden. Um diese Zustände zu vertuschen, hier die neuesten Statistik-Tricks der Agentur für Arbeit um Beschäftigtenzahlen hochzuschrauben:
Konkret wurden vier neue Personengruppen in die neue Berechnung einbezogen:
-Menschen in Behindertenwerkstätten oder ähnlichen Einrichtungen
-Menschen in Jugendhilfeeinrichtungen
-Personen, die ein freiwilliges soziales, ein freiwillig ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst leisten
-Nebenerwerbslandwirte
Durch diese rein statistische Erweiterung gelten nun zusätzlich rund 400.000 Personen als sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Vertreter vom Deutschen Gewerkschaftsbund kritisieren:”Die sozialversicherte Beschäftigung wird dadurch auch um Personen erweitert, die nicht erwerbsfähig sind und kein Markteinkommen erzielen”.