24 Apr.2009
Zug der Erinnerung: Die Bahn AG zockt kräftig ab
Vom 4. bis zum 6. Mai hält ein besonderer Zug am Regensburger Bahnhof. „Der Zug der Erinnerung“. Im ganzen Bundesgebiet ist die rollende Ausstellung über die Deportation von jüdischen Kindern im Zweiten Weltkrieg seit drei Jahren unterwegs und erzählt die Geschichte der europäischen Deportationen. Zwischen 1940 und 1944 deportierten die NS-Behörden schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Oft am hellichten Tag wurden sie mit Zügen der Reichsbahn in den Tod gefahren. Unter dem Decknamen „David“ steuerten die Züge Vernichtungslager in Osteuropa an. Mehrere dieser Funktionäre setzten nach dem Krieg ihre Karriere bei der Deutschen Bahn fort. Keiner dieser Schreibtischtäter wurde je verurteilt oder auch nur vor Gericht gestellt.
Ein Thema, an das sich die Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, die DB AG, nur sehr ungern erinnert. Im Gegenteil: Sie kassiert kräftig ab und versuchte dem Projekt in der Vergangenheit mehrfach Steine in den Weg zu legen. Zunächst hatte der Konzern das Projekt 2006 sogar abgelehnt. Man sah „Sicherheitsprobleme“. Erst nach Intervention von verschiedenen Seiten, unter anderem dem damaligen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) durfte der Zug durch Deutschland rollen.
Getragen wird der „Zug der Erinnerung“ von dem gleichnamigen gemeinnützigen Verein. Die DB AG zeigte sich bisher wenig kooperativ gegenüber diesem Projekt. Die ungeliebte Ausstellung, welche daran erinnert, was für ein willfähiges Instrument der Nationalsozialisten die Reichsbahn gewesen ist, wird von der DB AG abgezockt.
Laut dem Trägerverein berechnet die DB AG rund 3,50 Euro pro Schienenkilometer. So bald die Ausstellung auf den Bahnhöfen Halt macht, berechnet der Konzern 45 Euro pro Stunde. Mindestens 50 Euro sind fällig, wenn der „Zug der Erinnerung“ nachts dort steht. So kostet in der Summe ein Tag dieser Ausstellung mindestens 4.000 Euro. Bislang hat die DB AG (Jahresgewinn 2008: rund 2,5 Milliarden Euro) nach Angaben des Trägervereins 120.000 Euro vom Zug der Erinnerung kassiert. Bei der Fahrt durch Bayern wird noch ein wenig mehr Geld in den DB-Säckel fließen.
Neben Regensburg liegen Augsburg, München, Nürnberg, Erlangen, Fürth, Würzburg und Aschaffenburg auf der Route. Alleine für die acht bayerischen Haltestationen stellt die DB AG rund 30.000 Euro in Rechnung, so die Veranstalter. Eine Bitte um Beteiligung an den hohen Kosten hat Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) abgelehnt.
Der ehemalige Bayerische Wirtschaftsminister und jetzige Bahnvorstand Dr. Otto Wiesheu lehnte einen Erlass der Gebühren bislang kategorisch ab. Einer parteiübergreifenden Bitte um Spenden für den „Zug der Erinnerung” kam Wiesheu nach Angaben des Trägervereins ebenfalls nicht nach. Eine Empfehlung für diese besondere Ausstellung zu spenden, haben sowohl der Verkehrsausschuss als auch der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages unterbreitet. Man werde dem „Zug der Erinnerung“ mit seiner Ausstellung über Opfer und Täter keinen Cent erlassen, heißt es in mehreren Schreiben Wiesheus. So ist der „Zug der Erinnerung“ auf Spenden angewiesen.
Das Besondere an der Ausstellung ist, dass sie der anonymen Zahl von durch die Reichsbahn deportierten Kinder Identitäten gibt. Mit Bildern und anderen Lebenszeugnissen bekommen die jüngsten Opfer der furchtbaren Rassenpolitik in der NS-Zeit Gesichter. Ein weiterer großer Pluspunkt ist dass zu jeder Station spezielle lokale Bezüge gezeigt werden. In Regensburg beteiligen sich unter anderem die Falken, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, pax christi, das Evangelische Bildungswerk. Die ARGE ehemaliges KZ Flossenbürg zeigt unter anderem Filmaufnahmen vom 27. April 1945, dem Einmarsch der US-Truppen am Regensburger Hauptbahnhof.
Oberbürgermeister Hans Schaidinger hat die Schirmherrschaft für die drei Tage übernommen. Wer allerdings das Gros der Kosten von rund 12.000 Euro übernehmen wird, ist bislang noch nicht geklärt.
Geeignet ist der Zug der Erinnerung für Kinder ab zwölf Jahren. Flankierend zu der Ausstellung werden verschiedene Aktionen durchgeführt, beispielsweise Filme und Vorträge, die sich mit der Thematik Deportation von Kindern beschäftigen. Führungen durch den „Zug der Erinnerung“ sind ebenfalls möglich. Während zur Ausstellungseröffnung oft Lokalpolitiker anwesend waren und diese Form der Aufarbeitung der Bahnhistorie begrüßten, wurde bisher offiziell kein Bahnmitarbeiter dort gesehen. Gegen die Abzocke der DB AG gibt es nur ein adäquates Mittel: Hingehen und spenden. Mittlerweile haben über 280.000 Interessierte die Ausstellung gesehen.
Bernhard Segerer
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Die Bahn verhält sich schon seit langem sehr unrühmlich in dieser Hinsicht, nicht nur was die “Kosten” betrifft – in anderen Städten wird die Ausstellung “versteckt” und ihr Hausrecht benutzt die Bahn inzwischen um Kameraleuten die im Rahmen der Ausstellung Interviews mit Besuchern führen wollen das Drehen zu verbieten.
Würzburg Silverlight Travel » Zug der Erinnerung: Die Bahn AG zockt kräftig ab
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[…] Zwischen 1940 und 1944 deportierten die NS-Behörden schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Oft am hellichten Tag wurden sie mit Zügen der Reichsbahn in den Tod gefahren. Unter dem Decknamen „David“ steuerten die Züge Vernichtungslager in Osteuropa an. Mehrere dieser Funktionäre setzten nach dem Krieg ihre Karriere bei der Deutschen Bahn fort. Keiner dieser Schreibtischtäter wurde je verurteilt oder auch nur vor Gericht gestellt. Mehr finden Sie unter regensburg-digital.de […]
Roland Hornung
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Gerade jetzt in Müchen soll die Bahn ein sehr unrühmliches Verhalten gezeigt haben.
Wichtig ist, dass viele, sehr viele Besucher diese Ausstellung im Zug besuchen, trotz möglicher Störer von Seiten der Deutschen Bahn.
Am Montag, 04. Mai, bis Mittwoch, 06. Mai, ist der
Zug der Erinnerung in REGENSBURG, auf Gleis 1
Kommt bitte zahlreich !
Euer Roland Hornung