Zara: Intern hart, Verwirrungstaktik nach außen
Gegenüber Medien behauptet der Textilkonzern, dass die über 30 Beschäftigten aus der Regensburger Altstadt-Filiale, die geschlossen wird, im neuen Arcaden-Geschäft übernommen werden würden, doch das interne Vorgehen straft diese Behauptungen der Fast-Fashion-Kette Lügen.
Der Textilgigant Zara setzt bei der Schließung seiner Filiale in der Regensburger Altstadt offensichtlich auf Verwirrungstaktik. Während eine Sprecherin gegenüber Medien behauptet, dass die rund 30 Beschäftigten vom Neupfarrplatz auch eine Stelle im neuen Geschäft in den Arcaden erhalten würden, schildern die Betroffenen selbst das Verhalten des Konzerns im Rahmen von Einigungsgesprächen vollkommen anders.
Klare Ansage: Bisherige Beschäftigte müssen sich neu bewerben
„Es wurde klipp und klar gesagt, dass wir uns auf die Stellen in der neuen Filiale bewerben sollen“, schildert eine Teilnehmerin des Schlichtungsgesprächs. Von einer Übernahme oder vergleichbaren Stellen könne also keine Rede sein. Gegenüber der Immobilien Zeitung hatte eine Sprecherin des Konzerns Anfang April noch das glatte Gegenteil behauptet und einen entsprechenden Bericht unserer Redaktion dementiert. Entgegen der tatsächlichen Fakten. Denn in der Tat strebt das Unternehmen entweder betriebsbedingte bzw. sogenannte Änderungskündigungen an – im Klartext bedeutet das im Zweifelweniger Gehalt und den Verlust von Betriebsvereinbarungen, etwa zu Arbeits- und Urlaubszeiten, die sich die langjährigen Beschäftigten mit ihrem Betriebsrat erkämpft haben. Neu bewerben müssten sich die bishjerigen Geschäftigten ohnehin und es gibt keinerlei Garantie, dass sie dann auch angestellt werden.
Zum Vergleich: Vollzeitkräfte mit Ausbildung verdienen in der Zara-Filiale am Neupfarrplatz derzeit etwas mehr als 2.100 Euro brutto, neue Mitarbeiterinnen, die sie derzeit anlernen müssen – wohl für die neue Filiale in den Arcaden – erhalten 500 Euro weniger. Auch Umsatzprovisionen und weitere Zulagen könnten im Zuge neuer Arbeitsverträge wegfallen. Der Betriebsrat wäre mit dem Kniff, den Zara schon öfter angewandt hat, um unbequeme langjährige Beschäftigte loszuwerden und die Gehälter insgesamt zu senken, komplett wegfallen.
Betriebsrat will klagen
Der Betriebsrat plant nun, gegen das Vorgehen von Zara zu klagen. Der Konzern geht von einer Schließung der alten Filiale und der Eröffnung einer neuen aus und interpretiert das als komplett neuen Betrieb. Der Betriebsrat hingegen will erreichen, dass das ganze als Umzug gewertet wird. Regensburg-digital hatte bereits Ende Februar über dieses Vorgehen des spanischen Intitex-Konzerns, Betreiber der Fast Fashion-Kette, berichtet – und Regensburg ist dabei nach Angaben der Gewerkschaft ver.di kein Einzelfall.
Als Zara beispielsweise eine seiner Filialen in Berlin im März 2019 schloss, erhielten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di lediglich sechs von 73 Beschäftigten ein Angebot zur Übernahme in einer anderen Hauptstadt-Filiale. 30 weitere Beschäftigte wurden hingegen vor die Wahl gestellt: Sie könnten in eine Filiale nach Hamburg und andere, über das ganze Bundesgebiet verteilte Geschäfte wechseln – oder sich eben einen anderen Job suchen. All dies trotz der Tatsache, dass andere Berliner Zara-Filialen zur selben Zeit per Ausschreibung jede Menge Personal suchten – aber offenbar billigeres. Ähnliche Fälle gab es in Leipzig und im hessischen Viernheim, aber auch in München. Es gibt auch Berichte über schwarze Listen mit den Namen von Betriebsräten und „unbequemen“ Mitarbeiterinnen.
Mehr Online-Handel, weniger Fachkräfte
Im Zuge der Corona-Pandemie hatte Inititex angekündigt, weltweit 1.200 Filialen zu schließen und sich verstärkt auf den Online-Handel zu konzentrieren. Weniger, aber dafür größere Geschäfte sollen dabei auch als eine Art Verteilzentren fungieren – ein Konzept, für das man auch verstärkt mit ungelerntem und damit schlechter bezahltem Personal planen kann. An den entsprechenden Umbauarbeiten in den Arcaden – im Obergeschoss, wo sich früher ein Elektrofachgeschäft und ein Drogeriemarkt befunden habe – lässt sich bereits ablesen, dass eine entsprechende Vergrößerung der Flächen geplant ist.