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Wok fängt die Werbung an?

Stefan_Raab_WokWM2008__001Mit einer Wette, die Pro-Sieben-Moderator Stefan Raab bei Wetten dass … verloren hatte, trat der Wok 2003 seinen Siegeszug als Sportgerät an. Typisch Raab – alles was er bislang angefasst hat, ließ sich auch perfekt vermarkten: Promi-Turmspringen, Stockcar-Rennen und Schlag-den-Raab sind erfolgreiche Fernsehformate. Sein Bundesvision Song Contest überrundete die altbackenen Vorausscheidungen für den Europäischen Grand Prix de la Chanson. Stets hatte Raab auch der der ARD seine Unterhaltungskonzepte – erfolglos – angeboten, bevor er endgültig zum Privatfernsehen ging. Bisher hatten weder ARD noch ZDF ein adäquates Mittel gegen Raabs Popularität gefunden. Bei einem Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts, dass sie gegen die Wok-WM 2009 in Winterberg erwirkten, die am Samstag über die Bildschirme flimmerte, bewiesen die Öffentlich-Rechtlichen dagegen Kreativität. Bereits im Dezember 2008 hatte sich die Richter der Meinung der Medienanstalt Berlin Brandenburg (MABB) angeschlossen und die Wok-WM zur Dauerwerbesendung gestempelt. Augenscheinlich zurecht: Schließlich wimmelt es bei besagter Fernsehsendung vor Werbung: mit Sponsorenaufklebern bepflasterte Rennanzüge, Bandenwerbung überall am Eiskanal, auch die Eisrinne selbst ist mit Sponsorennamen versehen. Gleiches gilt für die Mannschaftsnamen in der Vierer-Wok-Wertung, wo Fitness- oder Hamburgerketten Taufpate waren. Alles Marienhof, oder was? Die Auflagen für die Wok WM fielen hart aus. Mit der fragwürdigen Einblendung „Dauerwerbesendung“ hätten die Programmmacher sicher leben können. Was den finanziell angeschlagenen Sender Pro Sieben härter traf: Pro Stunde darf das Privatfernsehen zwölf Minuten Werbung ausstrahlen. Doch schon allein die Wok WM als Dauerwerbesendung dauerte 225 Minuten. Für den werbeträchtigen Samstag blieb nur noch eine Stunde, um weitere lukrative Werbespots zu senden. Ein eklatanter Eingriff in den Fernsehmarkt. Vor 25 Jahren startete unter der Bundesregierung Helmut Kohl das Privatfernsehen. Ein Ziel war es, die deutsche Fernsehlandschaft zu liberalisieren. Inwieweit dies auch tatsächlich gelungen ist – vor allem unter Qualitätsgesichtspunkten – sei dahin gestellt. Damals war aber allen Beteiligten klar, dass sich die privaten Fernsehsender nur über ihre Werbespots und -sendungen finanzieren können. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind dagegen bis heute von den Einnahmen der GEZ abhängig. Die entsprechenden Gebühren werden regelmäßig erhöht. Ungeachtet dessen stehen ARD und ZDF, die sich gern als Bewahrer des Qualitätsfernsehens profilieren, den privaten Sendern in Sachen Werbung in nichts nach. Man denke nur an die Affäre um die Seifenoper Marienhof. 2005 musste Thilo Kleine, Chef der Bavaria Film GmbH, deshalb seinen Posten räumen. Sein Unternehmen produziert die ARD Vorabendserie. In die ohnehin platten Dialoge wurden gegen Bezahlung Werbebotschaften eingebaut. Dies schlug sich in Sätzen wie „Lass uns dann doch wenigstens die Wohnung mit Teppichboden auslegen, das hatte ich immer schon mal vor. Teppichboden bedeutet weniger Staub, schluckt Geräusche, sieht tadellos aus und erleichtert unserem Nachwuchs die ersten Gehversuche.“ (gesponsert von Arbeitsgemeinschaft Textiler Bodenbelag) nieder. Vor diesem Hintergrund entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass eine Programmanstalt der ARD nun gegen die Wok WM vorging. Bald Dauerwerbesendung Sportschau und Wetten dass…? Doch damit nicht genug. Athleten mit Werbeaufklebern sind keine Spezialität des Raab’schen Reispfannenrennens. Bei Sportwettkämpfen, die ARD oder ZDF übertragen, ist dies Normalität, ohne dass eine Medienanstalt erfolgreich dagegen klagen könnte. Man nehme nur das ARD-Zugpferd Sportschau. Die Stadien tragen klangvolle Namen wie „Allianz-Arena“ oder „Easy Credit Stadion“. Dementsprechend häufig werden sie in den Berichten genannt. Auch findet kein Bundesligaspiel ohne Bandenwerbung statt. Bei Interviews mit Spielern oder Trainern findet die Befragung vor einer Wand statt, die über und über voller Sponsorenlogos ist. Zwischen den einzelnen Beiträgen bekommen die Zuschauer verschiedene Werbeeinblendungen zu sehen und das Gewinnspiel zum Tor des Monats ist nichts anderes als ein getarnter Werbesport. Das ZDF verhält sich nicht besser. Der Quotenbringer „Wetten dass…?“ ist voller (schlecht) versteckter Werbung. Moderator Thomas Gottschalk wedelt mit dem Logo eines Stromanbieters herum – es gibt für ein Jahr kostenlos Strom zu gewinnen. Regelmäßig rollen ein Stars in teuren Autos auf die Bühne, die verlost werden sollen. Bei den Einblendungen der Teilnahmekosten von Telefongewinnspielen wird auf einen großen Telekommunikationsanbieter hingewiesen. Prominente auf der Wetten dass…-Couch stellen ihren neuesten Film oder ihr Buch vor, bevor sie zeitig verschwinden. Gleiches gilt für die eingeladenen Musikgruppen. Hier gibt es immer wieder den Hinweis auf Tourneedaten oder das neuste Album. Mittlerweile ist es auch eine Selbstverständlichkeit, dass Musicals mit einem kurzen Auftritt in der Sendung promoted werden. Ein Lichtblick: Die Gummibärchen, für die Moderator Thomas Gottschalk Werbeträger ist, wurden von seinem Tisch verbannt. Vom österreichischen Bundeskommunikationssenat wurde Wetten dass… wegen einer Sendung im November 2007 gerügt. Hier pries Gottschalk den Hauptgewinn zu Gunsten der Deutschen Sporthilfe wie folgt an: „Machen Sie mit, und gewinnen Sie! Vielleicht ja diesen wunderschönen, neuen A4 3.2 Quattro, die sportliche Limousine in der Mittelklasse“. Der ORF bekam Ärger. Nach österreichischem Medienrecht lag keine klare Werbetrennung vor. Die österreichische Fernsehanstalt musste für besagten Vorfall Buße tun und verlesen lassen, dass sie gegen das Werbetrennungsgebot verstoßen hatte. Für das ZDF blieb der Vorfall folgenlos. Traumschiff, alles nur Werbung? Selbst so biedere Fernsehformate wie das Traumschiff (ZDF) sind eigentlich eine einzige Werbesendung. Es wird für Kreuzfahrten und Urlaubsregionen geworben. Die Handlung ist vernachlässigbar, was sich auch in den Drehbüchern wieder spiegelt. Wenn die Wok WM als Dauerwerbesendung gerichtlich angeordnet über die Bildschirme flimmerte, sollte einige Formate der öffentlich-rechtlichen Sender das gleiche Schicksal ereilen. Foto: wikipedia

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Kommentare (4)

  • Bernd Henneberg

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    Wer bitte ist jener Raab? -sollte es tatsächlich Menschen geben die sich all den täglich angebotenen Schwachsinn in der Glotze ansehen? Und dann noch die Werbung dazu! Da könnte man ja jeder Hirnwurst gleich einen Nobelpreis verleihen, weil da mehr Substanz drinn ist.

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  • Jürgen Huber

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    nur ganz abschalten hilft.
    jürgen huber

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  • Andreas Dietlmeier

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    Stimmt. Jeder Politiker wirbt ja auch in der Tagesschau für die Anzüge der Firma Meyer&Sohn. Deswegen lauf ich jetzt auch schon im Anzug herum. Von meinen Kindern ganz zu schweigen. Und meine Rundfunkgebühren zahl ich jetzt auch nicht mehr, das wär ja noch schöner. Leider wurde mein Brief an die ARD-Programmchefs noch nicht beantwortet in dem ich vorschlug, dass zukünftig alle Moderatoren nackt durch das Programm führen könnten. Die nehmen mich wohl nicht ernst.

    Und ja, ich bin auch dafür, dass in Zukunft gar kein Sport mehr läuft auf den öffentlich-rechtlichen. Überall diese Sponsoren auf den Klamotten: Fußball, Handball, Basketball, Eishockey, Radsport, Leichtathletik, Wintersport, etc.
    Ich bin es nämlich langsam leid, meinen Sohn ständig zu bremsen, wenn er wieder im Garten Fußball spielt und tatsächlich glaubt, dass er den Trick von Diego jemals nachmachen könne. Und außerdem bekommt man aus dem Anzug die Grasflecken immer so schlecht raus.

    Die Popeye-Sendungen verbiete ich ihm übrigens auch, sonst fängt er auch noch an Spinat zu essen. Das wär ja noch schöner…

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Kommentare sind deaktiviert

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