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„Leistungserbringung mangelhaft“

Wöhrdbad-Sanierung: Zusammenarbeit mit Architekt „beendet“

Lieferengpässe, Corona und ein ungewöhnlich kalter Winter – so begründet das Stadtwerk Regensburg die Verzögerungen bei der Eröffnung des Wöhrdbades um ein Jahr. Doch tatsächlich gab es auch Probleme mit dem Architekturbüro, das mit den Planungen betraut war.

Frisch machen für die nächste Badesaison: Ursprünglich sollte das Wöhrdbad bereits diesen Sommer öffnen. Foto: Aigner

Für viele Regensburgerinnen und Regensburger war es ein Schlag in die Magengrube: Mitte Juli gaben Stadtwerk und REWAG bekannt, dass das Wöhrdbad in der Lieblstraße in diesem Jahr entgegen der ursprünglichen Planungen nun doch nicht mehr öffnen wird. Der Termin wurde um ein Jahr verschoben – auf Sommer 2022. Die ursprüngliche Ankündigung zur Wiedereröffnung 2021 auf der Bautafel am Eingang des Bades wurde kurzerhand überklebt.

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Großer Optimismus noch im März 2021

Seit September 2020 laufen die umfangreichen Sanierungsarbeiten für das beliebte Freizeitbad an der RT-Halle. Das Stadtwerk (Stadtwerk Regensburg.Bäder und Arenen GmbH) investiert dafür laut eigenen Angaben rund sechs Millionen Euro. Noch im März dieses Jahres – die Corona-Pandemie dauerte zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes Jahr – zeigten sich Manfred Koller, Geschäftsführer der städtischen Tochter, wie auch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer ungeachtet von Pandemie und Winter optimistisch, dass im Sommer 2021 geöffnet werden würde.

„Wir sind gut im Zeitplan“, so Koller damals. „Unser Ziel ist es, in den Sommerferien in die Freibadsaison zu starten.“ Das „zwischenzeitlich milde Wetter Anfang Februar“ habe den Frost im Boden abtauen lassen, so dass die Erdgeschoß-Bodenplatte für das neue Funktionsgebäude habe betoniert werden können. Maltz-Schwarzfischer stellte in Aussicht, dass die Regensburger „noch dieses Jahr ein modernisiertes Wöhrdbad“ erwarte, „welches durch seine Struktur und Architektur diverse Annehmlichkeiten schafft und auch in puncto Hochwasserschutz optimiert sein wird“.

Juli 2021: Winter, Lieferengpässe, Pandemie…

Vier Monate später hatten sich diese Hoffnungen zerschlagen. Im Corona-Sommer 2021 müssen die Regensburger auf ihr Wöhrdbad verzichten, hieß es nun, am 12. Juli, in einer Pressemitteilung der REWAG. Langanhaltende winterliche Witterung, Lieferengpässe beim Material sowie pandemiebedingte Einschränkungen wurden als Gründe für die Verschiebung um ein ganzes Jahr genannt. Der „entsprechende Puffer“, mit dem man beim Zeitplan agiert habe, sei durch die lange Wintersaison aufgebraucht. So sehr man es auch bedauere: Das Wöhrdbad müsse vorerst noch geschlossen bleiben.

Das neue Funktionsgebäude ist nach wie vor eingerüstet. Foto: Aigner

In einer aktuellen Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion bekräftigt eine Sprecherin des Stadtwerks diese Gründe im Wesentlichen – von einer „ungewöhnlich kalten Witterung im März und April“ ist die Rede. „Es kam zu Personalengpässen durch Einschränkungen wie Quarantänefälle und Ausfälle im Zusammenhang mit Einreisebeschränkungen durch ausländische Projektbeteiligte, zum Beispiel aus Österreich.“ Und eben auch zu Lieferengpässen im Bereich Holz und Metall und Dämmstoffen.

„Zeitlicher Puffer“ oder „knapper Terminplan“?

Diese Engpässe würden das Stadtwerk nach wie vor „vor die größten Schwierigkeiten“ stellen. Eine Terminplanung sei „kaum möglich und mit vielen Unabwägbarkeiten behaftet.“ Tatsächlich sind derzeit noch nicht einmal die Fassaden- und Dacharbeiten am neuen Funktionsgebäude vollständig abgeschlossen. Es ist immer noch eingerüstet. Dennoch seien die Handwerker bemüht, die Baustelle zügig fertigzustellen, so das Stadtwerk. Im Herbst soll – wenn alles klappt – mit der Arbeit an den Außenanlagen begonnen werden. Doch die Verzögerungen scheinen sich nicht allein auf solche Gründe, auf höhere Gewalt, wenn man so will, zurückführen zu lassen.

Derzeit ist von hektischer Betriebsamkeit auf der Baustelle kaum etwas zu spüren. Foto: Aigner

Von dem zeitlichen Puffer, der eingeplant gewesen sein soll, ist nämlich mittlerweile keine Rede mehr. Stattdessen heißt es nun, dass „der ursprüngliche Terminplan der Architekten und Bauleiter (…) knapp bemessen“ gewesen sei. Baumaßnahmen hätten sich in die Haupturlaubszeit verschoben, während der auch Handwerksfirmen Betriebsurlaub machten. Auch gebe es Projektphasen, in denen weniger Handwerker tätig seien. Stillgestanden aber sei die Baustelle „nicht an einem einzigen Arbeitstag“.

Keine einvernehmliche Trennung

Auf konkrete Nachfrage räumt das Stadtwerk ein, dass es Probleme mit dem Architekten, der mit den Planungen betraut wurde, getrennt hat – ein österreichisches Büro, das Ende 2018 den Zuschlag für das Projekt erhalten hatte. „Seine Leistungserbringung war aus unserer Sicht an einigen Stellen mangelhaft erbracht worden“, so das Stadtwerk. Deshalb habe man die Zusammenarbeit „beendet“. Schiedlich-friedlich verlief diese Trennung dem Vernehmen nach nicht. Von dem betroffenen Architekturbüro war am Mittwoch zwar keine Stellungnahme zu erhalten, offenbar sind allerdings bereits Rechtsanwälte mit der Angelegenheit betraut.

Ist der Kostenrahmen von sechs Millionen Euro unter diesen Voraussetzungen einzuhalten? Davon gehe man „bis dato (…) im Wesentlichen“ aus, teilt das Stadtwerk mit. „Aufgrund der (…) Unwägbarkeiten aus Lieferengpässen, Baustoffpreissteigerungen, Bauzeitverzögerungen kann es aber am Ende auch zu Budgetüberschreitungen kommen, die jetzt noch nicht benannt werden können.“

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Kommentare (8)

  • Schwimmer

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    Soviel ich weiß, ist das Ganze ein Desaster und die Mängel sollen so gravierend sein, dass sogar über einen Abriss und Neubau gemunkelt wird, da das günstiger als die Mängelbehebung sein könnte. Ganz abgesehen von der Planung an sich, die den bisherigen Charme des RT-Bades annähernd vollständig ruiniert hat. Meiner Ansicht nach wurde hier – erneut bei einem Regensburger Bad – am ganz falschen Ende gespart. Weshalb überhaupt ein österreichischer Architekt mit der Planung eines Bades, zu dem er keinerlei Beziehung hat und dieses wohl – wenn überhaupt – nur einmal live zu Gesicht bekommen hat, erschließt sich nicht nur mir nicht. Viele Bademeister, die z.T. seit Jahrzehnten dort arbeiten, hätten wertvollste Tipps und Ratschläge geben können – allerdings wurden diese – wie ich gehört habe – wohl nicht einbezogen. Sehr, sehr schade, da ich befürchte, dass jetzt an den mangelhaften Bau „herumgewurschtelt“ wird, da ein Abriss und Neubau natürlich einen kompletten Gesichtsverlust darstellen würde.

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  • GSH

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    Lieber Schwimmer, das sind ja schreckliche Nachrichten. Meiner Ansicht nach ist hier schon auch die Vergaberegelung von öffentlichen Aufträgen Schuld. Ein örtlicher Unternehmen hat Bezug zum RT Bad und würde sich so einen Gesichtsverlust wie die österreichische Firma nicht leisten können. Selbstverständlich kann es dann gleich wieder in die Richtung Vetternwirtschaft laufen. Aber das Drama RT Bad ist doch kein Einzelfall. Und: Welche Kontrollen hat denn eigentlich der Bauherr eingebaut? Davon gehe ich schon aus, dass die Stadt jeden Bauabschnitt kontrolliert und abgenommen hat. Bzw. jeden Tag auf der Baustellen erschienen ist und Mängel angesprochen hat. Was man im privaten Bereich, es ist ja sein eigenes Geld, selbstverständlich macht.

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  • J.B:

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    Ein Desaster wie (fast) immer. Und Schuld haben natürlich die Externen.

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  • Doris

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    Es war also wieder mal (u.a.) eine städtische Tochter schuld? Wer kam den in unserer Genderzeit, bei der Stadt auf die Bezeichnung Tochtergesellschaft (eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt)?

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  • Sportler

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    Soweit ich weiß, wurde tatsächlich vergessen, die Wasser- und Stromleitungen zu legen. Jetzt steht der Betonbunker schon und man kann die Rohre natürlich im Nachhinein nicht mehr reinschieben. Es sollen aber insgesamt zwischen 500 und 1.000 Mängel sein. Ich traue mich jetzt schon vorherzusagen, wie alles enden wird: Keiner wird zugeben, wie da gemurkst wurde und am Ende wird alles als ein ganz tolles und neues Bad verkauft. War ja beim Westbad, bei dem vorne und hinten nichts stimmt, genauso. Adieu schönes, altes Wöhrdbad – ich habe Dich sehr gerne gehabt.

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  • Andreas

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    Derartige Gründe für ein Desaster am Bau bat man jahrelang aus Berlin zu hören bekommen: Fehlplanung, mangelnde Kontrolle, unsystematische Planungskorrektur, persönliche Auseinandersetzungen…

    Es hat zwar wenigstens nicht die gleichen Dimensionen, aber es ist zu befürchten, dass das Bad auch näcbsten Sommer nicht eröffnet wird. Und es wird ziemlich sicher mindestens 12 Mio. € verschlingen.

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  • Schwimmer

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    Das Ganze macht mich wirklich wütend – als ob man, gerade bei Regensburger Bädern, nicht schon aus Erfahrung klug hätte sein müssen, „verbockt“ man jetzt auch noch einen der wirklichen Regensburger „Perlen“: Das Wöhrdbad war eines der schönsten Freibäder, die ich kenne ( und ich kenne VIELE) und hat v.a. von seiner Weite und dem Charakter gelebt. Dabei stachen v.a. die großen Steinstufen neben dem 50m-Becken, auf denen man Sitzen, Liegen und auch mal einen Kaffee vom nebenan liegenden Café trinken konnte, sowie auch die offenen Duschen mit Blick auf die Bäume (gibt es in Pandemie-Zeiten eigentlich Besseres?) heraus. Mit der Meinung, dass es sich um eines der schönsten Bäder gehandelt hat, bin ich übrigens nicht allein, sondern im Gegenteil in guter Gesellschaft: https://www.br.de/radio/bayern1/die-schoensten-freibaeder-bayerns-100.html
    Ich war bereits mehrmals neben/bei der Baustelle und, völlig unabhängig von den unglaublichen Baumängeln, handelt es sich um einen, nun quasi direkt neben dem 50m-Becken „hingepflanzten“, annähernd 100 m langen – wie ein Vorredner schön geschrieben hat: Betonbunker. Dass hier nichts normal läuft, konnte ich auch persönlich mitbekommen: Seit Wochen stand der Bau, nachdem das Betongebäude schon stand, still und ich konnte sogar mehrmals Streitgespräche zwischen den am Bau Anwesenden/Beteiligten, die mir klar machten, dass hier ein Regensburger BER zu befürchten ist, mithören. Am allermeisten stört mich aber, dass, so befürchte ich, für diese Tragödie niemand zur Verantwortung gezogen wird und alles irgendwie verschleiert werden wird. Ich befürchte auch, dass sich die örtliche Lokalpresse nicht traut, negativ hierüber zu berichten, bzw. die Wahrheit ans Licht zu bringen.

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