Wöhrdbad-Sanierung: Architekt kündigte wegen ausbleibender Zahlungen
Die Verzögerungen bei der Sanierung des Wöhrdbads werden wohl noch die Gerichte beschäftigen. Der Anwalt des ehemals mit den Planungen betrauten Architekten spricht von nicht gezahlten Honoraren, deretwegen er die Zusammenarbeit beendet habe. Das Stadtwerk macht Mängel für die Zurückhaltung von Geldern geltend.
Ein strenger Winter, Lieferengpässe und Corona – so hatte das Stadtwerk Regensburg Mitte Juli begründet, warum die Wiedereröffnung des Wöhrdbads um ein Jahr verschoben werden musste. Ursprünglich hätte das beliebte Freizeitbad bei der RT-Halle bereits zur Badesaison 2021 öffnen sollen. Diese startete im Vorjahr bereits Mitte Juni. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass man noch im März verkündet hatte, gut im Zeitplan zu liegen, kam die denkbar knappe Pressemitteilung reichlich spät. Und mittlerweile ist auch klar: Das war nicht die ganze Wahrheit (unser Bericht vom 25. August). Zwischenzeitlich ist klar: Just Mitte Juli hatte der mit den Planungen betraute Architekt hingeworfen.
Architekt kündigte „aus wichtigem Grund“
Vergangene Woche hatte eine Sprecherin der städtischen Tochtergesellschaft eingeräumt, „dass die Zusammenarbeit mit dem beauftragten Architekten beendet“ sei. „Seine Leistungserbringung war aus unserer Sicht an einigen Stellen mangelhaft erbracht worden.“ Diese Auskunft konnte man durchaus so verstehen, als dass das Stadtwerk die Zusammenarbeit beendet hätte. Doch das Tiroler Architekturbüro, das bereits Ende 2018 den Zuschlag für Objektplanung und technische Ausrüstung erhalten hatte, widerspricht.
Man habe selbst die Zusammenarbeit beendet – und zwar wegen ausstehender Zahlungen. Das Vertragsverhältnis wurde demnach Mitte Juli gekündigt – also im unmittelbaren zeitlichen Umfeld der Pressemitteilung, in der das Stadtwerk die Verschiebung der Wiedereröffnung verkündet hatte. Wörtlich teilt der Berliner Rechtsanwalt des Tiroler Architekten mit:
„Das Vertragsverhältnis wurde von uns Mitte Juli aus wichtigem Grund beendet, nachdem der Auftraggeber eine geforderte Sicherheit nach §§ 650 q Abs.1 , 650 f Abs. 1 und Abs. 5 BGB nicht gestellt hat und aus unserer Sicht fällige Honorare nicht zum Ausgleich gebracht worden sind. Von einer Beendigung durch die Stadtwerke ist uns nichts bekannt.“
Zu allem anderen könne man „wegen der offenen Fragen im Zusammenhang mit der Beendigung“ momentan noch keine Aussage machen.
Stadtwerk: Wegen Mängeln „Zahlungen zurückbehalten“
Knapp fällt auch die Reaktion des Stadtwerks auf diese Stellungnahme aus. Sprecher Martin Gottschalk bestätigt zwar, dass gegenüber dem Architekturbüro „etwaige Zahlungen zurückbehalten“ worden seien und macht „mangelhafte oder gar nicht erbrachte Leistungen“ geltend. Weitergehende Fragen aber beantwortet er „aufgrund einer möglichen juristischen Behandlung der Thematik“ allerdings nicht.
Laut den Vergabeunterlagen von 2018 hatte der Tiroler Architekt zusammen mit einem Ingenieurbüro in einer Bietergemeinschaft den Zuschlag für die komplette Planung des neuen Funktionsgebäudes sowie die Planung der technische Ausrüstung – im Wesentlichen geht es dabei um Strom-, Wasser- und Wärmeleitungen – erhalten. Ein Auftragsvolumen von gut einer Million Euro netto. Neben den Kosten für die badetechnischen Anlagen ist das einer der größten Posten – fast 20 Prozent der Gesamtkosten, die vom Stadtwerk bislang auf „rund sechs Millionen Euro“ beziffert wurden.
Wer übernimmt die Aufgaben?
Ob dieser Kostenrahmen eingehalten werden kann, ist unklar. Es könne am Ende „auch zu Budgetüberschreitungen kommen, die jetzt noch nicht benannt werden können“, hatte das Stadtwerk zuletzt mitgeteilt. Ungewiss ist auch, ob die Wiedereröffnung zur „Freibadsaison 2022“, wie es auf der aktualisierten Bautafel heißt, gehalten werden kann. In der Vergangenheit hatte das Wöhrdbad teils schon Mitte Mai, spätestens aber Mitte Juni geöffnet. Eine Terminplanung sei „kaum möglich und mit vielen Unabwägbarkeiten (sic!) behaftet“, so das Stadtwerk. Diese Unwägbarkeiten wurden im Wesentlichen mit Lieferengpässen begründet.
Doch auch das Ende der Zusammenarbeit mit dem federführenden Objektplaner dürfte sich entsprechend auswirken. Dieser wäre auf der Baustelle, wo mehr als zehn Handwerksfirmen tätig sind – etwa aus Regensburg, Deggendorf, Fürth und Wolfenbüttel – unter anderem auch für die Überwachung der Arbeiten, Einhaltung des Kostenrahmens und Feststellung eventueller Mängel zuständig gewesen. Die Frage, ob sich zwischenzeitlich ein anderer Architekt gefunden hat, um diese Aufgaben zu übernehmen, beantwortet das Stadtwerk nicht.
Bernd
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Tja schade. Die Preise waren moderat, man konnte sich umziehen, schön schwimmen und Pommes kaufen.
Jetzt erstmal 2 Jahre Baustelle mit ungewissem Ausgang.
Isidor
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Was soll den das Jammern ums geschlossene, beliebte Freizeitbad ? Jetzt ist erstmal Winter für ein halbes Jahr angesagt.
xy
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Immer dasselbe: Man wirft sich gegenseitig vor, schuld zu sein und jeder hält sich persönlich für das personifizierte Unschuldslamm. Anwälte schalten sich ein, man prozessiert mit tausenden von Seiten aus Schriftsätzen und Gutachten und mit verschiedensten Prozessbeteiligten. Em Ende stellt sich nach fünf Jahren oder mehr und nach mehreren Instanzen heraus, dass jeder ein bisschen Recht hatte und man einigt sich auf einen halbe-halbe-Vergleich, wenn nicht schon längst einer oder beide pleite sind. Außer Spesen nichts gewesen.
da_Moartl
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Dass die Stadt eine miserable Zahlungsmoral hat, weiß in Regensburg wohl mittlerweile so jeder Handwerksbetrieb. Umso schneller sind sie dann mit Androhungen, Mahnungen und Verzugszinsen, wenn mal eine bürokratische Vorschrift nicht eingehalten oder ein Zahlungsziel um wenige Tage überschritten wurde.
Tobias
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DAS sind Qualitätsbeiträge und dafür liebe ich RD!