10 Jul2012
Wie man Gene abschaltet
Wie man Gene abschaltet – Für Forschung und Medizin
Wegbereiter der RNA-Interferenz hält Gastvortrag
Am Dienstag, den 17. Juli 2012, um 15.00 Uhr lädt die Abteilung Biochemie I unter Leitung von Prof. Dr. Gunter Meister und die Graduate Research Academy „RNA Biology“ der Universität Regensburg zu einer ganz besonderen Veranstaltung ein: Mit Prof. Dr. Thomas Tuschl von der Rockefeller University (New York/USA) wird einer der Wegbereiter der RNA-Interferenz im Hörsaal H 38 einen Gastvortrag zum Thema „Characterization of regulatory small RNAs and RNA-binding proteins“ halten. Die Präsentation des ehemaligen Studenten der Universität Regensburg wird durch die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. (GBM) finanziell unterstützt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich zum Vortrag eingeladen; der Eintritt ist frei.
RNA-Interferenz ist ein natürlicher Mechanismus der der gezielten Abschaltung von Genen dient. Für ihre Entdeckung im Jahre 1998 erhielten die beiden US-Wissenschaftler Prof. Dr. Andrew Z. Fire und Prof. Dr. Craig C. Mello den Nobelpreis für Physiologie und Medizin (2006). Bei dem Versuch, die Vorarbeiten von Mello und Fire auf Wirbeltiere zu übertragen, traten jedoch in der Folge immer wieder Probleme auf. Erst 2001 entwickelte Tuschl mit seiner Kollegin Dr. Sayda Elbashir – damals noch am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (Göttingen) – ein Verfahren, mit dem die Probleme umgangen werden konnten.
Auf dieser Grundlage hat sich die RNA-Interferenz mittlerweile als eine experimentelle Methode zur Stilllegung von Genen etabliert, die eine breite Anwendung in der Forschung oder bei der Behandlung von Tumoren und anderen Krankheiten findet. Viele neue – auf der RNA-Interferenz basierende – klinische Therapien befinden sich momentan in der Entwicklung. Die RNA-Interferenz gilt deshalb als eine der größten Entdeckungen der modernen Biochemie.
Tuschl studierte Chemie in Regensburg und Grenoble und promovierte 1995 am Max-Planck-Institut (MPI) für experimentelle Medizin in Göttingen. Nach vier Jahren am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA) kehrte er als Leiter einer Arbeitsgruppe an das MPI in Göttingen zurück. Dort konnte er mit seinen herausragenden Arbeiten im Bereich der RNA-Forschung internationales Ansehen erlangen. 2003 nahm Tuschl einen Ruf auf eine Professur an der Rockefeller University in New York an, wo er seine Forschungen fortsetzt. Er galt und gilt als Wunderkind der Biochemie – seine Erkenntnisse haben weltweit den Laboralltag verändert.
Der angesehene Biochemiker ist seiner alten Alma Mater in Regensburg weiterhin verbunden. So bestehen seit Jahren Kontakte zwischen Tuschl und der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Gunter Meister an der Universität Regensburg. Meister war von 2003 bis 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Post-Doc) im New Yorker Labor von Tuschl beschäftigt.