12 Feb2008
Wie ein Infoabend zur Fastenpredigt wurde
In der Arberhütte bläst OB-Kandidat Ludwig Artinger zur Attacke auf die CSU
Ein Quiz, wie es die Stadtratskandidaten der Freien Wähler zusammengestellt haben, um sich besser vorzustellen, braucht ihr Spitzenkandidat Ludwig Artinger nicht mehr. Der wird schließlich von der CSB empfohlen und kann mittlerweile ganz schön vom Leder ziehen. Das fällt auf. Und so wäre es übertrieben, zu behaupten, dass es gestern in der Arberhütte in der Hauptsache um Sachpolitik gegangen wäre. Auf seiner Infotour macht der OB-Kandidat der Freien Wähler gemeinsam mit seinem Entdecker Günther Riepl dort Station. 20 Interessierte haben sich eingefunden, CSBler, Unorganisierte und Freie Wähler. Freitags im Spitalkeller waren es über 50, deshalb ist Artinger heute „nicht ganz so euphorisch”. Als er los legt, merkt man ihm das nicht an.
Obwohl der Oberbürgermeister in spe während seiner Rede die Hände immer wieder wie zum Gebet faltet, sagt er gar Unheiliges. Es ist eine Art Fastenpredigt. Vor allem in Richtung von CSU und Oberbürgermeister Schaidinger geht – naturgemäß – die Kritik. Den will Artinger – das sagt er frei heraus – am 2. März ablösen. „Ein fürchterlicher Politikstil” – das sei die „Regensburger Krankheit”, die er mit seinem Motto „zuhören, miteinander reden und entscheiden” zu heilen gedenkt.
„Die CSU ist seit über einem Jahr nur noch mit Schlammschlacht und Postengeschacher beschäftigt.” Und wenn Schaidinger heute unter dem Slogan „Gemeinsam” plakatiere, dann sei das eine Finte: „Nach dem 2. März macht er wieder alles alleine.” Mit dem Verhalten von CSU-Bürgermeisterin Petra Betz (die nachforschte, ob die JU-Vorsitzende für die CSB plakatierte) und Christian Schlegl („Dossier Rieger”) sieht Artinger ein neues Kapitel „in der nach unten offenen Skala der Geschmacklosigkeit” geschrieben. „Solche Leute haben in der Politik nichts verloren”, meint er mit Blick auf Schlegl.
Dass man dazu „vom Wolli gar nix hört”, dafür hat Artinger eine einfache Erklärung: „Der hat sich mit seiner Rolle als zweiter Sieger abgefunden, wartet auf die Politehe mit der CSU und einen Bürgermeisterposten als Brautgeschenk.” Artingers Fazit: „Kommunalpolitik muss parteifreie Zone werden.”
Auf fruchtbaren Boden fallen Artingers Attacken bei den Anwesenden, das Gros von ihnen Gegner der Sallerner Regenbrücke. Für die steht die CSU. Dagegen die Freien Wähler. Und während die bekannten Themen RKK (Ernst-Reuter-Platz) und Tunnel statt Ersatztrasse in der Arberhütte nur wenig interessieren, kommt der von Günther Riepl ausgearbeitete Vorschlag einer Ostumfahrung bis Regenstauf hier sehr gut an. In den Behörden offenbar auch, wie Riepl erzählt. Dort hört er aber: „Der Herr Oberbürgermeister will das nicht.” Auch bei den Gemeinden, wenn man einen „gemeinsamen” Finanzierungsweg finde. Selbst Landrat Herbert Mirbeth finde die Idee toll, der sage aber immer, so Riepl: „Vor der Wahl können wir das nicht ansprechen.” Dafür gibt es Applaus (für Riepl) und Buh-Rufe (für den Herrn Oberbürgermeister). Die stimmen jetzt langsam in ihrem Ärger auf den Oberbürgermeister ein ins Kritik-Gewitter. „An der Nordgaustraße ist ihm der Lärmschutz völlig egal” oder „Die Stadt verweigert uns gesetzlich vorgeschriebenen Schallschutz” hört man von den Männern und Frauen im Saal.
Irgendwann wird das selbst Ludwig Artinger zuviel, der ein wenig gereizt (er hat noch nix gegessen) meint, man solle jetzt mal das Thema wechseln. „Ich hätte die Bürger in einem Ratsbegehren über die Brücke abstimmen lassen.” Da akzeptiere er jede Entscheidung des Bürgers, auch eine falsche, schließt er schließlich die Debatte. Und wenn es in Zukunft besser werden soll: „Dann wählen Sie einen anderen Oberbürgermeister.”
Quizfrage: Könnte das vielleicht einer mit A sein?
Stadtrats-Adventskalender, Folge 3 | Regensburg Digital
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[…] Schaidinger & Co recht gut kann. Schon 2008 gab die damals frisch gegründete CSU-Abspaltung CSB eine Wahlempfehlung für den Überraschungskandidaten der Freien Wähler. Erstaunlich oft sind die Positionen der […]