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30 Jahre Kasperltheater Larifari

Wie der Kasperl einmal sogar den Tod überlebt hat

Das Kasperltheater Larifari unter Ägide von Christoph Maltz feiert 30. Jubiläum. Zur Feier des Tages gab es sogar einen Auftritt von Gertrud I.

Seit 30 Jahren der innere Finger des Kasperl Larifari: Christoph Maltz. Foto: Wolfgang Ruhl

JU-Größen, die mit nacktem Geschlechtsteil und Nazi-Lieder singend über die Bühne flitzen, ein Christoph Schlingensief, der auf offener Bühne von König Hansi, seinerzeit unumschränkter Dreiviertelmonarch des Kulturreferendars Lunger, gefoltert wird, ein „Dschihad“ niesender Papst, gestückelte Wurstspenden, und ein Galgen, an dem am Ende noch jeder Herrscher von Regensburg, pardon: von Kasperlhausen, sein schmähliches Ende gefunden hat.

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Vielleicht nicht tausende, aber doch hunderte von kulturell-politisch interessierten Regensburgerinnen kennen die Erwachsenenstücke, die Christoph Maltz in regelmäßigen Abständen auf die Kasperlhausener Würstlbühne brachte. Gespickt mit allerlei lokalpolitischen Insidern von erklecklicher Tiefe, liebevoll geschnitzten Gesichtern der Regensburger Politgrößen (verantwortlich: Helmut Wolf) und einer herzerfrischenden Derbheit, wie sie sich eben nur der Kasperl erlauben darf.

Lokalpolitische Abstinenz beim Kasperl

Nicht wenige trauern angesichts der lokalpolitischen Abstinenz, die Maltz sich verordnet hat, seit seine Schwester Gertrud die Regierungsgeschäfte übernommen hat – in Regensburg als Oberbürgermeisterin, in Kasperlhausen als Königin Gertrud I.

Die Stars des Theaters Larifari im Jahr 2014 (von links nach rechts): Axel Balzereit, Christoph Maltz und Sebastian Haimerl. Foto: Hubert Lankes

Doch was schert es ihn schon, diesen Maltz, wenn ein rudimentärer, der ältere Teil seines Publikums trauert und nach Darbietungen schmachtet. Viel zahlreicher als die Connoisseure der politischen Bühne sind schließlich die Fans des Kasperls Larifari, als dessen „innerer Finger“ Maltz seit nunmehr 30 Jahren Kinder begeistert. Mit mittlerweile 60 selbstgeschrieben Stücken, komplett kitschfrei wie Detlef Kapfinger am Wochenende in seiner liebevollen Laudatio zu würdigen wusste – bei einer kleinen Feier anlässlich des Larifari-Jubiläums.

…wie ein Auftritt der Rolling Stones im Olympiastadion

Buben und Mädchen sollen im Anschluss an die Vorstellungen im Haus der Begegnung, Hinter der Grieb, noch in der Gesandtenstraße gestanden sein, erzählt Kapfinger. Tuschelnd darüber, was ihr Idol bei seiner letzten Vorstellung wieder dargeboten habe, wie der Auftritt dieser oder jener Figur war und was wohl geworden sein – aus dem verzauberten Schweinebraten, Maltz’ erstes Stück.

Ein Blick auf die Kasperlbühne im Jahr 2008. Foto: Archiv

Laudator Kapfinger hat mit seinen Töchtern viele Jahre lang fast jeden Sonntag selbst alle Stücke – also die für die Kleinen – gesehen. Was Maltz geschaffen habe, das sei in dieser Form einmalig und für die Kinder seien seine Vorstellungen so etwas wie ein Auftritt der Rolling Stones im Olympiastadion.

Kasperlhausen braucht keine Brücke…

Der Reichtum bricht freilich nicht aus, wenn man seit 30 Jahren jeden Sonntag mit einem Leiterwagen die Kasperlbühne von der Krebsgasse nach Hinter der Grieb zieht, um dort die Kleinen zu zivilen Preisen zu begeistern und gleichzeitig über den Verein Kultür noch Menschen zu unterstützen, die sich selbst diesen Eintritt nur schwer leisten können. Und so steht am Freitag im Gaffel eine Spendenbox in der Ecke – damit der Leiterwagen dereinst durch ein Fahrrad mit Bühne ersetzt werden kann.

Die Larifari-Bühne im Jahr 2020. Foto: Baumgärtner

1.0001 Sekunden gibt es aber dann für das gespannte Publikum, unter dem sich allerlei (Polit)prominenz findet – Ex-Bürgermeister Jürgen Huber ist gar aus Schönsee angereist, um seine Aufwartung zu machen – ein bisschen Kasperltheater für Erwachsene inklusive Cameo-Auftritt von Bob Dylan (Musik: Axel Balzereit).

Hier düst Kasperl mit der Stadtbahn, die in Kasperlhausen selbstverständlich schon fertig ist, in die Zukunft, stiftet mit dem letzten Stück Rückgrat der ansonsten leblosen Erde eine Religion, beschert dadurch sich und Magister Maltz Unsterblichkeit, und trickst damit den Tod aus, der sich angesichts solcher Schmach am Ende selbst dem Galgen überantwortet.

Schaute nicht nur auf der Bühne vorbei: Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Foto: as

Ausnahmsweise, wohl zur Feier des Tages, ist auch Königin Gertrud I. mit von der Partie. Die verkündet streng, dass Kasperlhausen weder Brücken kenne noch Brücken brauche, befördert ihren einstigen Vorgänger, seines Zeichens Brückenbauer, scheppernd in den Orkus und erinnert wieder schmerzlich daran, dass sich Magister Maltz während der Regentschaft seiner Schwester – als erster Bruder der Stadt sozusagen – eine Auszeit vom politischen Kasperltheater verordnet hat. An die Großen denkt halt mal wieder keiner…

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Kommentare (7)

  • Burgweintinger

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    Kommentar gelöscht. Bitte nicht persönlich werden.

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  • Sir Sonderling

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    Dem Kasperltheater Gratulation zum Jubiläum, und danke an RD für den interessanten Artikel dazu. :-)

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  • Burgweintinger

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    geradlinig ist das nicht vom Malz, der Schwester wegen “politisch” auszusetzen…,

    … dabei gäbe es unter der Regide seiner Schwester unglaubliches Potential für ein politisches Kasperltheater…

    … wer hat denn die Spendenbox im Gaffel aufgestellt? Der Gaffelwirt? Wenn ja, könnten böse Zungen behaupten, das ist Schweigegeld…, schließlich ist der Gaffelwirt SPD Mitglied und somit Genosse der Schwester…

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  • Native

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    Bad News
    Sehr viel Stoff für Kasperltheater bittet zurzeit die Ampelkoalition (Lichtorgel) im politischen „Head-Quader“ in Berlin. Leider nicht lustig, aber ein Themen-Füllhorn für ein Kasperltheater. Ohne Humor ist die derzeitige Situation nur schwer zu ertragen. 😊
    Jetzt hat es sich sozialökonomisch für große Teile der Bevölkerung, bis in den Mittelstand hinein, für lange Zeit „ausgewummst“! Das persönliche „Sondervermögen“ der Bürger wächst kontinuierlich.
    „Der Weihnachtstisch bleibt öd und leer, die Kinder schauen blöd daher.
    Da lässt der Vater einen krachen, die Kinder fangen an zu lachen.
    So kann man auch mit kleinen Sachen, den Kindern eine Freude machen.“

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  • Raphael Birnstiel

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    @Burgweintinger:

    Die Spendenbox war vom Künstler aufgestellt, anstelle des typischen Huts, den man rumgehen lässt.

    Für was hätte man denn bei einer öffentlichen Veranstaltung, bei der auch Presse dabei war, Schweigegeld bekommen können, nur weil man in der gleichen Partei ist?

    Grüße vom Gaffelwirt

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  • Burgweintinger

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    @Raphael Birnstiel.
    Augenzwinker… das Schweigegeld bekommt Herr Malz, damit er eben kein politisches Theater abhält (indem er vielleicht internas aufgrund der Nähe zur OB ausplaudert)… Augenzwinker…
    … oder auch Ironie on / off…

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  • El

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    …. also , wenn ich mir vorstelle, ein enorm vorhandenes kreatives und kabarettistisches Talent aufgrund der Solidarität zu einem Bruder_einer Schwester zu unterdrücken ….auweh-zwick! : Da dad mir mein Krokodil ganz schön eins auf die Rübe hauen.

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Kommentare sind deaktiviert

drin