21 Mai2013
Wertvolle Handschrift aus der Zeit des Immerwährenden Reichstages online
Stammbücher sind wichtige kulturhistorische Quellen und weitaus mehr als nur „Spielereien“, die ihre Fortführung in der Gegenwart in der Gestalt von Kinder-Poesiealben gefunden haben. Dabei erwächst der „Brauch, eigenhändige Widmungen von Freunden und Bekannten in einem eigens zu diesem Zweck angelegten Buch zusammenzutragen [einem] menschlichen Grundbedürfnis: der Sehnsucht, dem flüchtigen Augenblick der Begegnung, der enteilenden Zeit des Beisammenseins Dauer zu verleihen.“ (Werner Taegert) Ein wichtiges Denkmal jener Quellengattung ist das sogenannte „Stammbuch der Donauer“. Angelegt von dem Regensburg protestantischen Geistlichen Christoph Donauer (1564-1611) bietet es gerade für die Sozial- und Alltagsgeschichte der Reichsstadt Regensburg wichtige Aufschlüsse. Auf insgesamt 844 Seiten finden sich hier Eintragungen nicht nur aus Regensburg, sondern auch aus Ansbach, Altdorf, Antwerpen, Darmstadt, Dresden, Hamburg, Helmstedt, Linz, Jena, Heidelberg, Lübeck, Nürnberg oder Wernigerode, um nur einige wenige ausgewählte Orte aufzuzählen. Der Stammbuchhalter, also Christoph Donauer, versammelte hier handschriftliche Einträge befreundeter oder bekannter Personen. Nicht weniger als 466 Personen finden sich hier verewigt. Viele davon mit farbigen Wappen oder anderen Malereien. Die Sammlung setzt im Februar 1599 ein und wurde bis 1608 fortgeführt. Einige wenige Eintragungen stammen aus späterer Zeit. Insbesondere das Regensburger Religionsgespräch von 1601 hat zahlreiche Eintragungen hervorgebracht. Dieses nicht nur für Regensburg wichtige Kulturdenkmal befindet sich im Privatbesitz und ist somit der interessierten Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mit Zustimmung der Eigentümer wurde das „Stammbuch der Donauer“ nun von der Staatlichen Bibliothek Regensburg digitalisiert und innerhalb der Bayerischen Landesbibliothek Online, dem zentralen Kulturportal Bayerns, zur Verfügung gestellt.
Die Handschrift ist ab sofort unter http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/sbr-donauer online abrufbar.
Über die Staatliche Bibliothek:
Die Staatliche Bibliothek Regensburg zählt mit ca. 360.000 Medien zu den großen kulturellen Institutionen in Regensburg und der Region. Gegründet 1816 fanden die Bibliotheken der Reichsstadt Regensburg sowie der geistlichen Institutionen, etwa die Büchersammlung des bedeutenden Reichsstiftes St. Emmeram, Eingang in das Haus an der Regensburger Gesandtenstraße. Heute ist die Bibliothek mit mehr als 90.000 Drucken mit Erscheinungsjahr vor 1800, mehr als 1.000 Handschriften und Autographen sowie etwa 7.000 Altkarten eine Schatzkammer des gedruckten Kulturerbes der Region.
Sie nimmt überdies die Aufgabe als Archivbibliothek nach dem Bayerischen Pflichtstückegesetz für den Regierungsbezirk Oberpfalz wahr. D.h. von jedem veröffentlichten Werk der Region wird ein Exemplar dauerhaft in der Staatlichen Bibliothek verwahrt und steht einer öffentlichen Nutzung zur Verfügung. Die Staatliche Bibliothek Regensburg dient der wissenschaftlichen Literaturversorgung im engeren Sinne und der Deckung des über die Grundversorgung durch örtliche Bibliotheken hinausgehenden gehobenen Literaturbedarfs breiter Bevölkerungsschichten im regionalen Bereich. Öffnungszeiten: Mo – Fr 9-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr