„Wer für das Normale ist, ist strukturell rechts.“
„Normal. Eine Besichtigung des Wahns“ lautet der Titel eines Abends „gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft“, zu dem Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Flo Thamer am kommenden Samstag in den Paradiesgarten nach Regensburg kommen. Wir haben uns vorab mit dem Autor und Dramaturgen Thomas Ebermann unterhalten.

Thomas Ebermann, Jahrgang 1951, ist gebürtige Hamburger. In seinem früheren Leben Ende der 80-er war er Fraktionssprecher der Grünen im Bundestag. 1990 trat er aus der Partei aus.
Hallo, Herr Ebermann. Im Programm für den Abend (hier abrufbar) fallen immer wieder die Worte Wahn, Vernunft und Normalität. Überschneiden sich die drei? Ist das alles dasselbe oder wie muss man sich das vorstellen?
Nein. Wir werden uns in der ersten Halbzeit des Abends mit dem Verhältnis von Wahn und anderem Irrationalismus befassen. Also dem ganz offensichtlichen Wahn, der uns umzingelt als Verschwörungstheorie oder ähnlicher Irrsinn, und dem Irrationalismus, der von der Gesellschaft, in der ich lebe, akzeptiert wird. Also Esoterik und religiöse Spielarten und Dalai Lama und Horoskop und, und, und. Wir befassen uns aber auch mit dem vermeintlichen Gegensatz des Wahns – also mit der Vernunft.
Wir wollen nachweisen, dass die Vernunft, oder wie Max Horkheimer es nannte, die instrumentelle Vernunft, auch sehr viel Irrationales und Falsches enthält. Und dass der Gegensatz, hier der Wahn, dort die Vernunft, nicht so einfach aufrechtzuerhalten ist. Das werden wir sowohl satirisch machen, also dass auch gelacht werden darf, als auch analytisch, das heißt, einen Teil des Publikums, kurz fordernd oder überfordernd.
Die zweite Halbzeit des Abends ist der Kritik von Normalität und Normalismus gewidmet. Wir werden versuchen, dem auf die Spur zu kommen, warum der Begriff „normal“ oder der „normale Mensch“ oder der „normale, fleißig, hart arbeitende, früh aufstehende Mensch“ oder die Parole der AfD „Deutschland, aber normal“ etwas zu tun haben mit der Rechtsentwicklung der Gesellschaft.
Es ist ja nicht nur die AfD, die mit dem Begriff „normal“ Wahlkampf macht. Hier in Bayern haben wir Hubert Aiwanger, der ständig von den „normalen Leuten“ oder dem „gesunden Menschenverstand“ redet. Auch Friedrich Merz spricht davon, dass die normalen Leute kein Gehör mehr finden würden. Sehen Sie das als Zeichen dafür, dass die Gesellschaft als Ganzes weiter nach rechts gerückt ist?
Mit solchen Aussagen wird vieles ausgedrückt. Einmal schwingt da ein Hass auf Intellektualität mit. Oft wird normal assoziiert mit gesundem Menschenverstand. Der normale Mensch mit dem gesunden Menschenverstand. Aber Intellektualität ist nun mal kompliziert, uneindeutig, differenziert, dialektisch. Und dagegen gibt es Hass. Bei der AfD, bei eurem Aiwanger, aber genauso natürlich auch historisch bei allen Rechten. Das ist einmal die Bedeutung von normal als rechter Kampfbegriff.
Aber natürlich drückt dieses normal auch aus: Jetzt ist mal Schluss mit der versifften Republik. Der normale Mann liegt beim Geschlechtsverkehr oben. Punkt. Der Mann weiß, dass er ein Mann ist. Die Frau weiß, dass sie eine Frau ist. Und beide wissen, dass die normale Beziehung die der Ehe ist. Und alles, was da an queer und uneindeutig durch die Welt läuft, ist nicht normal. Normal ist also gleichzeitig eine Anspielung an die alten Kampfbegriffe krank, pervers, entartet.
Deswegen machen wir auch historische Ausflüge in Geschichte von Normierung und Normalität. Und es kommt immer dabei raus: Wer für das Normale ist, ist strukturell rechts.
Können sie das historisch genauer festmachen?
Es gibt eine große Forschung zum Normalismus von Jürgen Link von der Universität Duisburg. Das ist ein ganz schwerer Wälzer, den wir durchgearbeitet haben. Der besagt, dass im Jahr 1800 kein Mensch etwas mit der Redewendung dieser oder jener sei nicht normal, überhaupt hätte anfangen können. Normal ist also ein Begriff der Moderne.
Das hat damit zu tun, dass in dieser Zeit sehr viel normiert wurde: die Produktionsgeräte, die Währungen, die Sprachen, die Gewichte, die Münzen usw. Und in dieser Zeit kaum die Idee auf, dass man auch die Menschen normieren müsse. Also prägen müsse, gestalten müsse, erziehen müsse – zum funktionstüchtigen Mitglied einer Gesellschaft, die sich ökonomisch neu strukturierte. Und wenn einer dem nicht gewachsen sei, dann gehört er eingesperrt oder mindestens umerzogen, um normal zu werden.
Insofern ist der Begriff normal oder die Theorie der Normalität immer verbunden gewesen mit Respekt vor Tradition, Erhalt des Bestehenden, Ablehnung von Rebellion, auf gar keinen Fall einen Gedanken an Umsturz oder Revolution oder radikale Reform zulassend.
Aber der Begriff normal wird nicht ausschließlich von rechten Parteien verwendet.
Ja. Die Sehnsucht nach Normalität postulieren fast immer alle Parteien in Krisensituationen. Wenn wir uns erinnern an die Zeit von Corona, dann war das größte Glücksversprechen des Kanzlers und aller Minister, Deutschland werde zurückkehren zur Normalität – und das sei dann ein glücklicher Zustand. Meistens kommt obendrauf noch so eine Sülze wie: wir werden aus der Krise nicht nur zur Normalität zurückkehren, sondern aus ihr gestärkt hervorgehen.
Aber, wie Walter Benjamin sagt, die Katastrophe ist, dass es so weitergeht, dass also die Normalität das Grauen enthält und nicht nur der Ausnahmezustand. Das ist eine Botschaft des Abends.
Das klingt sehr akademisch. Wird das den einen oder die andere an dem Abend nicht überfordern?
Nein. Jedes gute Theater muss eine Überforderung oder ein Erschrecken oder ein über das Gewohnte hinausgehendes Moment enthalten. Sonst ist es einfach nur volkstümliche Melodie. Wenn man irgendwo hingeht, um einfach nur bestätigt zu finden, was man sowieso schon wusste, dann soll man in die Komödienstadel gehen. Unser Witz ist ein anderer und wir geben zu, ja, da sind komplizierte Passagen, aber wir arbeiten immer wieder mit Beispielen und Episoden, sodass auch jemand, der noch keine Zeile Horkheimer gelesen hat und keinen Text von von Herbert Marcuse oder Theodor W. Adorno an dem Abend auf seine Kosten kommt.
Sie haben vorhin von der instrumentellen Vernunft gesprochen, die sehr viel Falsches enthalten würde. Was meinen Sie damit?
Der Begriff der instrumentellen Vernunft hat lediglich zum Gegenstand, selber persönlich im Bestehenden voranzukommen, zu bestehen, den beruflichen Anforderungen und dem alltäglichen Leben gewachsen zu sein. Und der Begriff hat zweitens zum Gegenstand, das Bestehende am Laufen halten.
Instrumentelle Vernunft hat also kein Verhältnis zu richtig, falsch, wahr, unwahr. Sie spiegelt die bürgerliche Gesellschaft insofern, als wir auch sonst umzingelt sind von dem Gedanken: erfolgreich ist wahr, erfolglos ist falsch oder unwahr. Die instrumentelle Vernunft kann also normativ oder moralisch nicht argumentieren, weil sie lediglich dem Bestehenden und dem Funktionierenden und dem Funktionierenden im Bestehenden dient.
Wir kennen doch ganz viel alltagsinstrumentelle Vernunft. Wir denken doch im Supermarkt nach, was denn der richtige Joghurt sei. So zieht sich das durch alle Lebensbereiche. Und instrumentelle Vernunft ist auch immer: Wie schalte ich Konkurrenten im beruflichen Vorankommen aus? Dafür muss man doch vernünftig sein, der Sache gewachsen und so weiter.
Kann man das kurz auf die Formel „Der Erfolg gibt ihm recht“ zusammenfassen, also recht hat, wer erfolgreich ist – unabhängig davon, wobei?
Ja, und wir hören das doch bis in ästhetische Fragen als furchtbare Botschaft. Das Fußballspiel war durch und durch unansehnlich und hässlich, aber wir haben 1:0 gewonnen. Und dann sollen die Menschen, die betrogen wurden um Genuss, sich am Ergebnis die Füße wärmen. Das ist doch trostlos.
Also César Luis Menotti, der große Fußballphilosoph, hat gesagt, dass ein schönes 3:4, bei dem die Menschen auf ihre Kosten gekommen sind, etwas viel wertvolleres sei als ein hässliches 1:0. Und das gilt doch für alles im Leben.
Ist es das, was Sie meinen, wenn es im Programm zu dem Abend heißt, dass es nur noch um das Wie gehe, aber nicht mehr um das Wofür, also zum Beispiel für eine menschenfreundlichere Gesellschaft?
Ich denke, das ist der Kern der instrumentellen Vernunft. Ich habe das vielleicht eben ein bisschen laberig-blumig umschrieben. In dieser Gesellschaft geht es immer nur um das Wie. Es geht immer nur darum, wie verkauft sich das Produkt XY?
Es geht nicht um die Frage: Ist es überhaupt sinnvolles? Ist es überhaupt ein zum Glück der Menschheit beitragendes Produkt? Könnten wir nicht alle viel mehr Freizeit haben, wenn wir auf den Blödsinn verzichten? Das ist eine verpönte Frage.
Wenn etwas sich erfolgreich am Markt behauptet, ist damit seine Qualität sozusagen für die bürgerliche Gesellschaft bewiesen. Und das meint: Es geht nie um das Wofür, sondern es geht immer um das Hauptsache, es klappt.
Wie sehen Sie die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen? Bewegen wir uns in Richtung einer menschenfeindlicheren Gesellschaft, mehr Sozialdarwinismus? Oder war das schon immer so?
Also, ich glaube, es verschärft sich. Es gibt immer so etwas wie, entschuldigen sie das hilflose Wort, humanistisches Korrektiv der puren instrumentellen Vernunft. Und dieses humanistische Korrektiv wird schwächer gegenüber den Tendenzen des sozialdarwinistischen Denkens, das sie angesprochen haben.
Wir sehen im Moment eine sich anbahnende große Jagd auf die Bürgergeldempfänger, also die armen Schlucker in der Gesellschaft. Die werden doch in den nächsten Monaten zu den Tätern gemacht, zu den Räubern an unseren Bruttosozialprodukt, zu den Hängemattenmissbrauchern und Sozialschmarotzern.
Dieser Umgang mit gebeutelten Leuten, aber natürlich auch mit Leuten, die früher mal als Lebenskünstler auch ein bisschen gewürdigt wurden, wenn sie nicht den Beruf und die Arbeit in den Mittelpunkt ihres Lebens gerückt haben. Einen solchen Umgang gibt es nicht mehr. Das wird hässlicher werden. Ich glaube, das, was ich jetzt hier beispielhaft an denen bebildert habe, die man vielleicht bald wieder Sozialhilfeempfänger nennen wird, gilt für viele Bereiche.
Sie versuchen das dann an dem Abend zum guten Teil satirisch aufzuarbeiten. Haben sie noch Humor?
Ach, wissen Sie, Humor ist so ein problematischer Begriff. Noch viel schlimmer ist der Begriff Frohsinn. Lassen sie es uns dabei belassen, dass wir es uns mit Momenten von Satire und Sarkasmus, im Sinne von verzweifeltem Auslachen derer, die viel mehr Macht haben als wir, herausnehmen, die Herrschaft und die Macht und jene, die bestimmen, wo es lang geht, auszulachen und sie mit Spott zu übergießen. Hoffentlich mit dem Publikum oder einem Teil des Publikums.
Mr. T.
| #
Hört sich sehr interessant und klug an! Mal sehen …
Leider ist die Antiintellektualität nicht nur bei den rechten Parteien zuhause, auch die SPD hat so eine Tradition. Sogar bei eher linken Parteien muss man wohl seinen Intellekt gut verbergen können, um erfolgreich zu sein.
Adele S.
| #
Wenn man mit seinem Intellekt bei den Leuten nicht ankommt, ist er wohl geringer, als man denkt. Würden Bedienungsanleitungen in einer gesunden Sprache geschrieben, würden vielleicht mehr Leute sie lesen, anstatt sie gleich wegzuwerfen
Manfred van Hove
| #
Ich habe den Vorteil, noch Vorlseungen von Marcue und Adorno live erlebt zu haben. Schon damals gab es heisse Diskussionen um diese damals sog. Frankfurter Schule. Der Hauptvorwurf war, dass beide einfache Umstände so lange überintellektualisierten, bis ihr Ausgangspunkt nicht mehr erkennbar war. Man spaltete ein Baumstamm solange, bis er als Stamm nicht mehr erkennbar war, eine intellektuelle Vernebelung einfacher Begriffe.
Natürlich gibt es eine Norm, die sich aus den Naturgesetzen ableitet und die man durchaus als gesunden Menschenverstand bezeichnen kann.
Und nein, nicht der Weg ist das Ziel, sondern am Ende das Ziel zu erreichen ist das Bemühen der meisten Menschen.
Im übrigen zeigt die Einteilung von rechts-mitte-links nur den aktuellen Zeitgeist, der sich alle Jahrzehnte ändert. Gesellschaft ist eben kein statischer, sondern ein dynamischer Prozess, dem auch Intellektuelle unterliegen. In diesem Sinne gibt es tatsächich keine Norm. Das verunsichert viele Menschen, leben sie doch lieber auf festem anstatt auf schwankendem Boden und wollen ein planbares Leben ohne dramatische Brüche.
Dafür fehlt vielen Intellektuellen leider das Verständnis.
tom lehner
| #
@ Mr. T.
Ihrem “Aufmacher” pflichte ich bei. Ihr “Leider” möchte ich relativieren, wenn ich darf. Ganz einfach weil ich den “Intellektuellen” politisch nicht verorten möchte. In unserem Land hat sich eingebürgert den “Intellektuellen” am linken Scheuklappenrand einzuordnen.
Also das Bild vom Kette rauchenden, gestikulierenden Hornbrillenträger mit Dreitagebart und ungepflegtem Haupthaar. Der uns im abgetragenen Cordsakko die Welt erklärt.
Das ist übrigens auch ein hartnäckiges Überbleibsel, bzw. Symptom des Nationalsozialismus.
frage
| #
@Manfred van Hove
“Dafür fehlt vielen Intellektuellen leider das Verständnis.”
Ich glaube es fehlt nicht das Verständnis, sondern die Erfahrung. Im Intellektuellen Miljö ist man häufiger besser situiert durch den Bildungsgrad und lebt viel mehr in einer Blase wie der Durchschnittsbürger. Ich stelle oft fest, dass sich viele “Intellektuelle” gar nicht vorstellen können, dass man Wochen auf einen Arzttermin wartet, dass man keine Wohnung findet, dass man sich ein Elektroauto nicht leisten kann usw.
Kurzum: dass die “Normalität” sich in den verschiedenen Schichten der Gesellschaft stark unterscheidet.
Ich glaube zur der “intellektuellen Normalität” gehört auch, dass man sich bestimmte Sachen gar nicht vorstellen will, weil man es grundsätzlich besser wissen müsste. Das Ergebnis am Ende ist aber das gleiche wie man aus der Geschichte lernen kann. Es dauert nur länger und kommt genau an dem Punkt, wo man die entsprechende Erfahrung macht.
Daniela
| #
Bin ich froh, dass Freud, Kant, Marx,…, Philosophie nie zum Zwecke des Humors, der Satire, des Sarkasmus missachtet haben.
Aber seis drum, Spaß ist, wenn man trotzdem lacht. Wenn einem “Hochintellektuelle” erklären mögen, warum das Wort ‘normal ‘, eigentlich nur einem Zwecke dienen kann, ‘nicht normal zu sein ‘. Jeder Wahnbesetzte, Verschwörungsideologe … würde sofort einstimmen und verkünden, diese ‘normalen’ Menschen hätten nur noch nicht die Gefahr erkannt.
Bin ich also nicht normal, wenn ich nicht queer, mich als weiblich/männlich definiere, frühmorgens aufstehe und arbeite, das Bruttosozialprodukt mit mehre, in Familie mit Kindern und Enkelkindern lebe,..?
Man möge mir verzeihen, bin ich dumm und damit nicht normal?
growth mindset
| #
@Manfred van Hove 27. Februar 2025 um 02:04
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Sie schreiben: …. „Das verunsichert viele Menschen, leben sie doch lieber auf festem anstatt auf schwankendem Boden und wollen ein planbares Leben ohne dramatische Brüche. “…..
Ob das zukünftige Schicksal für zunehmend immer mehr frustrierte und schlichte Zeitgenossen, bei der suspekten AfD-Führungsriege in guten Händen ist und vor „dramatischen Brüchen“ in der Zukunft schützt, wage ich zu bezweifeln.
Die Präsenz dieses „Gruselkabinetts“, als zweitstärkste Partei auf den Sitzen des Bundestages, mit ihren demokratiegefährdenden, menschenverachtenden, europafeindlichen, destruktiven, planlosen, dumpfen, provozierenden, plakativen Parolen und Phrasen, sollte als drohende Morgendämmerung für die Zukunft der Demokratie, war genommen werden.
Deshalb „Vorsicht an der Bahnsteigkante“ bei der nächsten Bundestagswahl 2029.
Mit nationalistischen, völkischen, rückwärtsgewandten, erwiesenen wissenschaftlichen und ökonomiefeindlichen Konzepten steht die Bewältigung der Zukunft, „auf tönernen Füßen.“ Die globale Weltordnung ist ohnehin schon prekär genug.
Alle demokratischen Kräfte sollten sich parteiübergreifend, solidarisch dagegen positionieren.
„Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
(Johann Wolfgang von Goethe)
Paul
| #
Servus
Wer auch immer wie “Normal” definiert.
ausschlaggebend ist der gesunde Menschenverstand.
«Action-Bias» nennt man den Drang, bei einem Problem unbedingt zu handeln,
obwohl wir in Wahrheit uns selbst Kontrolle vorgaukeln.
Menschen fühlen sich gut, wenn sie handeln.
Diese kognitive Verzerrung durchdringt unsere Gesellschaft.
Diese Tendenz beeinflusst unser Verhalten bei Problemen – oft zum Schlechten.
Doch wer lernt, Herausforderungen auch einmal mit Nichtstun zu begegnen, führt ein besseres Leben.
Manfred van Hove
| #
@growth mindset
Dass jeder, der Rechstaussen wählt, frustriert und schlicht ist, entspringt einer linksverorteten intellektuellen Überheblichkeit, die jedem ausserhalb ihrer eigenen Blase grössere geistige Fähigkeiten abspricht. Damit erspart man sich, über die Ursachen und Gründe nachzudenken. Gesellschaft und ihre Anpassung muss in kleinen Schritten erfolgen, will man den Bürger nicht überfordern. Genau das ist der Grund, warum viele Bürger das System nicht mehr verstehen. Intellektuelle Vordenker, die uns die Welt von Übermorgen erklären wollen, sind wichtig, sollten aber nicht als Vorbild die die praktische Umsetzung gelten. Nationale Deutschtümelei durch internationale Fremdentümelei zu ersetzen, ist keine Lösung. Nun steht die Front der ” Alle Ausländer raus ” die Front der teddywerfenden Willkommenskultur gegenüber. Jetzt gilt es, einen Mittelweg zu finden, den auch die Mehrheit der Bürger mitgeht. Es nützt eben nichts, dem Bürger das Klima in 100 Jahren zu erklären, wenn man nicht die aktuellen Probleme lösen kann, mit denen der Bürger täglich zu kämpfen hat. Konservativ bedeutet nicht, die Asche zu verwalten, sondern Bewährtes zu behalten und dem Neues hinzuzufügen. Gerade diese Einsicht fehlt viele Intellektuellen. Sie wollen oft die Welt und Gesellschaft neu erfinden und scheitern damit meist an der Realität.
Der Zuwachs der extremen Ränder ist Ausdruck einer überforderten Gesellschaft und zeigt den Übermut selbsternannter intellektuellen Eliten, die vorgeben, Luftschlösser seien real bewohnbar. Sie machen den dritten Schritt vor dem ersten. Etwas mehr Selbstkritik täte ihnen gut verbunden mit etwas weniger geistiger Überheblichkeit. Es ist eben einfacher, von einer gerechteren Gesellschaft zu schwafeln als bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber Politik wird nicht an den Visionen von Vordenkern gemessen, sondern an der aktuellen Realität, die sie schafft. Genau daran sind unsere linksgrünen Vordenker gescheitert.
Ich hoffe, sie haben daraus gelernt.
Günther Herzig
| #
@Daniela
27. Februar 2025 um 09:38 | #
Wer im Gespräch, in einem Diskurs, den Begriff “normal” benützt, hat doch wenigstens ein bißchen Anspruch an die anderen darauf, dass sie darüber nachdenken, was er damit meint. Meistens ist es nicht schwer das zu entschlüsseln. Gelingt das, ist es einfach nur unfair seinen Worten ein Sinn zu unterlegen, den er nicht meinte und den er als übergriffig empfindet. Wer das im Gespräch nicht beachtet, erlebt, dass Gespräche seltener werden. Ob das dann gewünscht ist, bezweifle ich. Aktuelles Beispiel ist die gerne massenhaft wiederholte Bezichtigung jemand habe Wortbruch begangen oder ein Tabu verletzt. Tabus, die ich selbst nicht als solche sehe, kann ich auch nicht brechen. Ein Wortbruch setzt eine Person oder eine Gruppe voraus, der gezielt das Wort gegeben wurde. Wäre das anders, ist das der Tod für eine freie Meiningsäußerung. Jeder kennt den “advocatus diaboli”, der selbst nicht an den Worten oder Meinungen festgehalten werden will, die er einfach nur zur Beschreibung eines Standpunkts gebraucht hat.
Aus Zucker
| #
Was ist denn schon normal?
MC Centwitch macht sich mit seinem Reptilienzoo in einem Restaurant am Ende des Universums auf den Weg, um eine Antwort auf diese wichtige Frage zu finden.
https://youtu.be/zzwDBzZD-1M?si=q7NdqH6e__d-dzEN
Daniela
| #
@Günther Herzig
27. Februar 2025 um 13:23 | #
Das ist ein interessantes Thema. Aber ich bin mir bei Ihnen sicher, Sie haben mich verstanden.
Aber gut, ich vereinfache im Beispiel.
Krieg ist menschenverachtend. Rüstung dient dem Krieg. In Deutschland sind ca. 113 000 Menschen in Rüstungsbetrieben beschäftigt. Sind diese 113 000 Menschen, die, die Menschen verachten?
Die Rüstung dient der Verteidigung. Verteidigung dient dem Schutz des Landes und der Menschen. Sind diese 113 000 Menschen, die, das Leben der anderen schützen?
Es ist eben nichts einfach nur schwarz- weiß.
Und so ist der Begriff ‘ normal ‘ eine schwammige Ableitung des Wortes ‘Norm entsprechend ‘. Kann man diesen Begriff auf den Mensch anwenden?
… Menschen, groß/ klein, dick/ dünn, blaue Augen/grüne Augen,…. blond/ braun/brünett…
Einfache Antwort. Nein.
Genau so irre führend Begriffe, wie rot, grün, schwarz, blau, gelb… , im Bezug auf Menschen.
Menschen haben Beweggründe zu leben, wie sie leben, zu entscheiden, wie sie entscheiden. Diese Beweggründe können durchaus Änderungen unterworfen sein.
growth mindset
| #
@Manfred van Hove 27. Februar 2025 um 11:39
Sie schreiben: „Dass jeder, der Rechtsaußen wählt, frustriert und schlicht ist, entspringt einer linksverorteten intellektuellen Überheblichkeit.“
Es stimmt, nicht jeder der Rechtsaußen wählt, ist ausschließlich frustriert und schlicht. Es gibt auch akademisch, gebildete Bürger mit anderen Absichten, Finanzadel, blaublütige Adelige, Reichsbürger, Identitäre, Verschwörungstheoretiker, TikTok-Gebildete und globalvernetzte Demokratiefeinde, denen man ihre Gesinnung auf Anhieb nicht ansieht, wählen „Rechtaußen“. Springerstiefel und Glatzen sind out, sie domminieren nur noch im Osten unseres Landes flächendeckend, mit Rollkommandos und gezielten Nadelstichen, die Einschüchterung der Bevölkerung und physischer Bedrohung von Lokalpolitiker, bis hin zur Aufgabe ihrer Ämter. Der Rest der intellektuellen Demokratiefeinde tarnt sich mit seriös wirkender „Deutschtümelei“ im Nadelstreifenanzug. Alle zusammen destabilisieren subkutan die demokratischen Fundamente. Krisenzeiten bieten dazu den destruktiven Dünger für diese negative Entwicklung. Das Ganze erinnert an die Zeit von 1929 – 1933 vor der Machtübernahme der NSDAP und die Aktionen der Steigbügelhalter.
„Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber“ (Zitat)
Merke: Intellektualität schützt nicht vor Dummheit.
Günther Herzig
| #
Daniela
27. Februar 2025 um 14:09 | #
@Günther Herzig
27. Februar 2025 um 13:23 | #
Sie verstehen mich und ich verstehe Sie. Ich schätze das!
growth mindset
| #
Was ist denn schon normal?
Zum Fasching Wochenende ein Witz zum Thema „Normal“, zum locker werden:
Ein Autofahrer steht an der Zapfsäule einer Tankstelle. Er zieht seine Hose herunter und penetriert den Tankeinfüllstutzen.
Der Tankwart sieht dies aus seinem Kassen – und Verkaufsraum heraus. Empört tritt er auf die Tankstelle hinaus und schreit den Autofahrer an. „Des ist doch nicht normal.“
Darauf entgegnet ihm der Autofahrer: „Nein, des ist Super!“ 😊
onki
| #
Tut gut in diesen Zeiten mal wieder Gedanken von (den immer weniger werdenden) Intellektuellen zu lesen. Analog zur Filmwelt sind komplexe, hinterfragende Gedanken nicht sehr populär. Damit müsste man sich befassen – das riecht nach Arbeit. Heutzutage muss es einfach, kurz und polternd daherkommen und auch immer einem gewissen Tribalismus eines imaginären Grabenkampfes folgen. Laut muss es sein und viel wichtiger noch auf eine Seite des Grabens eindreschen. Das bringt Klicks und füttert die Zahnräder des digitalen Aufmerksamkeits-Getriebes.
Und: Mr. T hat Recht. Die erwähnte Antiintellektualität gedeiht auf beiden Seiten prächtig…mindestens.
onki
| #
@growth mindset
“Merke: Intellektualität schützt nicht vor Dummheit.”
Wenn Sie “Intellktualität” durch “Intelligenz” ersetzen bin ich bei Ihnen.
Bei Intellektuellen setze ich voraus dass sie Mechanismen der Massenpsychologie und des Tribalismus mindestens durchschauen anstatt auf sie hereinzufallen. Ansonsten wären sie keine Intellektuellen…
onki
| #
@Manfred van Hove
Verwechseln Sie da nicht Intellektualität mit Linker Ideologie? Ich würde mich selbst nicht als Intellektueller bezeichnen, jedoch als jemanden der sich mit intellektuellen Themen auseinandersetzt. Dieses “von einer besseren Welt schwafeln” gehört nicht zu meinem Verständnis dieser Thematik. Sie scheinen nicht über einen Links/Rechts Graben blicken zu können, weil Sie sich offensichtlich mittendrin befinden.
Die Intellektuellen-Vereinnahmung “der Linken” scheint für mich eher der Schnee von Gestern zu sein. Viel mehr Wunschgedanke als gegenwärtige Realität.
Eine System- und Gesellschaftskritik eines Godards in den 60er Jahren lernen viele erst heute richtig zu deuten, so weit war dieser seiner Zeit voraus. Auch die Fragestellungen eines Sokrates aus der Antike haben heute an Aktualität nichts eingebüßt. Von Baudrillards Medienkritik Anfang 70er oder gar seiner Simulationstheorie ganz zu schweigen…
growth mindset
| #
@Onki 27. Februar 2025 um 22:34
Sie schreiben: „Bei Intellektuellen setze ich voraus, dass sie Mechanismen der Massenpsychologie und des Tribalismus mindestens durchschauen, anstatt auf sie hereinzufallen.“
Ihre Einschätzung finde ich richtig. Die „intellektuellen“, Parteistrategen (Führer) der AfD setzen diese „Mechanismen“ perfide für ihre Langzeitziele ein. Die vom Verfassungsschutz unter Verdacht, beobachteten, bekannten Protagonisten sind lautstark mit ihrem „Ritt auf der Rasierklinge“, kurz vor dem drohenden Parteiverbot unterwegs. Leider verfängt bei vielen frustrierten Wählern, diese hasserfüllte, substanzlose Ansprache und trifft die pessimistische, zornerfüllte Grundstimmung vieler Bürger. Es ist richtig, dass viele Themenfelder (Sozialsysteme, Mieten, Renten, Steuersystem, Infrastruktur, Bildung, Wirtschaft, Digitalisierung und Verteidigung, usw.) verbessert und endlich angepackt werden müssen. Mit der europafeindlichen, nationalistisch, völkisch und rassistisch geprägten Umsetzungszielsetzung wird die AfD sehr bald entzaubert werden. Der Fachkräftemangel hat mittlerweile (zunehmend steigend) schon ein Maß erreicht, der mit einer AfD-Familienpolitik mit „reinrassigen, arischem Blut“, selbst mit geänderter Geburtenkontrolle, Kondom und Pillenverbot, nicht zu erreichen sein wird. Wenn die Frustwähler, die ihre unbefriedigende Situation, mit einer Stimme für die AfD ausdrücken und ohne Nachdenken, wie die Lemminge in die demokratiefeindliche Richtung laufen, begriffen haben, dass ihnen die AfD mit ihren „gestrigen“ Lösungsansätzen (die sich im tausendjährigen Reich auch nicht bewährt haben), auch nicht weiterhelfen, könnte es sein das der „AfD-Hype“ eine vorübergehende (temporäre) Erscheinung war. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben!
Mr. T.
| #
tom lehner, ich möchte auch ger nicht die Intellektualität Politich irgendwo verordnen, sondern schon speziell die Antiintellektualität. Ein Paradebeispiel dafür ist der ehemalige Hitler-Fanboy, der grad krachend an seinen Deutschland-Ambitionen gescheitert ist. Wenn man ihm so zuhört, gilt ja die Meinung von jemandem, der es schafft, sich das Schwarze unter den Fingernägeln Abends mit viel Seife und Geduld wegzuputzen, gar nichts. Ganz zu schweigen, von den Studierten oder “denen da oben”. Die Angesprochenen sind natürlich auch entsprechend schlicht ausgestattet, um nicht zu merken, dass er selbst sich seine Hände nicht schmutzig macht, studiert hat und “ganz oben” in der Staatskanzlei sitzt. Genauso wird in der CSU oder der AfD immer versucht, die Sprache der ganz einfachen, von der sich Durchschnittsbürger schon unangenehm berührt fühlen, von wirklichen Intellektuellen braucht man da gar nicht anfangen. Gleichzeitig aber konkurriert man untereinander, vor allem im Kampf um die Hierarchie in der Partei gerne mit vermeintlich intellektuellen Symbolen. Da holt man sich einen billigen Doktortitel in so Fächern wir Jura oder erschleicht ihn sich, wenn man sogar dazu nicht in der Lage ist. Wissenschaftlich arbeiten, um sich für das Führen so eines Titels zu qualifizieren, tut da niemand auch nur ansatzweise. Genau dieses Klima in diesen Parteien verhindert aber dann auch, dass sich intelligente Menschen hier nach oben an die entscheidenden Positionen arbeiten. Wir müssen dann ausbaden, von solchen selbstsüchtigen Dummköpfen regiert zu werden. Früher gab es noch deutlich mehr Intelligenz in diesem Reihen, auch wenn ich mit den Positionen einiger derer genauso konträr lag. Aber man hat gemerkt, dass sie zumindest ausreichend beschlagen waren.
Christian Huber
| #
Wenn die einfachen, unstudierten Leute von den linken Intelektuellen nicht abgeholt werden, werden sie eben von anderen abgeholt. Und schwupps ist die AfD bei 20%.
Adele S.
| #
Mr. T – lese ich da bei Ihnen den Anspruch “elitär” gegenüber anderen zu sein heraus? Die sog. “Neue Linke” der 60er Jahre hielt sich auch für elitär und im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein und nahm dafür einige “Sonderrechte” für sich in Anspruch. Dies führte geradewegs in den Terrorismus, Stichwort: Bewegung 2. Juni, RAF – und diese Geschichte ist ja jetzt doch nicht so lange her.
growth mindset
| #
Auch wenn Donald Trump, Elon Musk, Alice Weidel und Konsorten das Gegenteil als Zukunftsmodell anpreisen, wird Science-Fiction schon von der gegenwärtigen Realität eingeholt.
Wenn sie es nicht glauben, empfehle ich ihnen eine erhellende Dokumentation auf ARTE-TV über den Ökotriller „solent-green“.
Angesichts solcher primären, negativen Zukunftsaussichten relativieren sich unsere sonstigen sekundären „großen Probleme“, auf Normalmaß.
Das Nachlassen der Sehkraft bleibt oft jahrelang unbemerkt, weil es ein schleichender Prozess ist.
Ähnlich ist es, wenn man verblödet.
„Make Vernunft und Ethik great again!“
growth mindset
| #
Berichtigung: „Soylent Green“