24 Jan2008
Wer’s glaubt, wird selig – CSU gibt sich geschlossen
Es ist eine Legende: In Vollmondnächten werden Menschen zu Werwölfen. Eine Vollmondnacht ist es auch, als die Regensburger CSU am Dienstag ihr Wahlprogramm verabschiedet, Wölfe wieder zu Menschen werden und die „Schwarzen” wieder zu ihrer legendären Geschlossenheit zurückfinden. Der Hofmeier „Jet”, ungekrönter Alterspräsident der CSU-Fraktion, wäre sogar bereit gewesen, „das Wort ,Alleinerziehende’ im Wahlprogramm zu akzeptieren”. Das ging Oberbürgermeister Hans Schaidinger zwar etwas zu weit („Passt nicht in unser Familienbild.”), aber mancher Stadtrat zeigte sich „freudig erleichtert”. Nicht nur, weil Schaidinger das Wahlprogramm der JU lobte (die noch vor geraumer Zeit verkündet hatte, nicht für ihn plakatieren zu wollen und es, so hört man, auch weiterhin nicht zu tun gedenkt.). Sondern auch, weil sich der – an diesem Abend gealtert wirkenden OB – erstaunlich milde präsentierte.
„Wir hätten auch was Gscheites mit unserem Leben anfangen können”, murmelt Martina Dräxlmeier in sich hinein, als sie bei der Abstimmung über das CSU-Wahlprogramm neben Armin Gugau Platz nimmt. Doch warum? Es gibt viel Lob vom Oberbürgermeister für die Arbeit, die sich die Junge Union gemacht habe. Und das ist bei Weitem nicht die einzige Kröte, die der Spitzenkandidat – neben sehr viel Kreide – schluckt, um die Versammlung der Delegierten – rund ein Viertel von ihnen fehlt – ohne Eklat über die Bühne zu bringen. Über 20 Änderungsanträge werden zu dem von ihm vorgeschlagenen Wahlprogramm eingebracht – ein Novum. Nahezu alle werden mit klarer Mehrheit angenommen – ohne größere Diskussionen. Schaidinger gibt sich bisweilen sogar vermittelnd, so denn welche drohen.
Tags zuvor waren sowohl der Kreisvorstand als auch die CSU-Fraktion bis in die späte Nacht zusammen gesessen, um Streitereien vorzubeugen, Kompromisse einzugehen.
Noch vor der Veranstaltung ist zu hören: „Dem Schaidinger seine Leut sollen heut bloß aufpassen. Sonst gibt’s was.” Es gibt nix. Außer ein paar unzufriedene Blicke. Selbst als es um den Donaumarkt geht, den Armin Zimmermann eindeutig als Stadthallen-Standort ausgeschlossen wissen will, von Bürgermeister Gerhard Weber zurückgepfiffen wird („Den brauchen wir gar nicht zu erwähnen.”) und der OB schließlich eine Formulierung ins Programm aufnehmen lässt, die alle Möglichkeiten offen lässt („Der Donaumarkt ist aus der laufenden Untersuchung herausgefallen.”). Gegen Ende bittet der Kreisvorsitzende Franz Rieger mit etwas leiser Stimme um „einstimmige Zustimmung”, die prompt und unter Gelächter erfolgt.
Der Hofmeier „Jet” übernimmt es am Ende, die Delegierten zum Verlauf der Abstimmung zu beglückwünschen: „Wir können miteinander reden, wir können miteinander diskutieren, wir können miteinander siegen.” Er wird beklatscht und man verlässt den Saal – sehr zum Erstaunen der Bedienungen nach knapp zwei Stunden („I hed dacht, heit wird’s lang, heit wird gstritten.”).
„Ich glaube, jetzt werden wir den legendären Schlussspurt doch noch schaffen. Wir sind geschlossen”, meint der Schlegl Christian am Ende. Dass nach der Wahl abgerechnet wir, das will er – obwohl mehrfach so zitiert – nie gesagt haben, auch wenn es ihm dann doch wieder herausrutscht („Mei, ist halt so eine Redewendung.”). Franz Rieger redet von Geschlossenheit, Einigkeit und Demokratie, während er dazu recht unglücklich den letzten Delegierten nachschaut, die vom Saal in die Gaststube gehen. Einige bleiben sitzen. Getrennte Tische.
Am einen demonstriert Herbert Schlegl im Kreis von Schaidinger-Unterstützern geschlossen Optimismus, am anderen wird lautstark darüber geredet, dass der Bekanntenkreis die CSB wählt – geschlossen, „dass der OB ned mehr als 20 Mandate holt”. Dann wird gelacht und man prostet sich zu. Hans Schaidinger ist schon lange weg. Geschlossen sein macht müde. Aber was tut man nicht – für die Legende. (as)
Stadtrats-Adventskalender, Folge 13 | Regensburg Digital
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