07 Dez2011
Weg frei für erstes Genossenschaftsprojekt
Pressemitteilung der NaBau eG
Weg frei für erstes Genossenschaftsprojekt
„Haus mit Zukunft“ entsteht in Regensburg-Burgweinting
Mit der Zustimmung des Regensburger Stadtrates zum Grundstückserwerb der
NaBau eG ist nun der Weg frei für Regensburgs erstes genossenschaftliches
Wohnprojekt. Die Genossenschaft für nachhaltiges Bauen und
nachbarschaftliches Wohnen wird auf dem 3.100 Quadratmeter großen Areal in
Regensburg-Burgweinting ein Mehr-Generationen-Wohnprojekt errichten, das in
mehrerer Hinsicht zukunftsweisend ist. Was in Städten wie München, Hamburg
oder Berlin schon seit langem üblich ist, lässt sich nun auch in der
Oberpfalzmetropole verwirklichen: Bauen und Wohnen in Gemeinschaft!
Selbstbestimmt wohnen
30 bis 36 Wohnungen in hoher Qualität und mit hohem energetischem Standard
sollen bis Ende 2013 an der Kirchfeldallee entstehen. Die Planungen, die die
späteren Bewohner gemeinsam mit dem Architekturbüro Fabi durchführen, haben
bereits begonnen. In monatlich stattfindenden Planungstreffen werden
wichtige Entscheidungen über Gemeinschaftsbereiche, Bau- und
Energiestandards sowie mögliche Wohnungstypen in der Gruppe getroffen.
Großer Wert wird auf nutzerorientierte Planung, Barrierefreiheit sowie
familien- und behindertengerechte Gestaltung der Wohnungen gelegt. Aber auch
die Themen Wohngesundheit, Ökologie und Energieeffizienz spielen eine große
Rolle bei den Überlegungen der Genossenschaftsmitglieder. So ist eine
Zertifizierung des Gebäudes nach dem DGNB-Qualitätsstandard in Silber
angestrebt, um das Thema Nachhaltigkeit nachvollziehbar zu dokumentieren.
Die Ziele beim Energiestandard sind hochgesteckt: Die anspruchsvollsten von
der KfW geförderten Standards für ein Effizienzhaus 40 sollen noch
unterschritten werden. Mit dieser Vorgabe konnte sich das geplante „Haus mit
Zukunft“ von 350 Bewerbern unter die ersten 20 Teilnehmer im bundesweiten
Modellvorhaben „Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus“ der Deutschen
Energie-Agentur (dena) platzieren. Zusätzliche Gemeinschaftsräume und
Betreuungseinrichtungen werden ein langfristiges Wohnen in guter
Nachbarschaft zu konstant niedrigen Mieten und Betriebskosten ermöglichen.
Dadurch lässt sich eine verlässliche Basis zur Altersvorsorge schaffen.
Pilotprojekt Inklusion
Es ist ein Recht aller Menschen mit Behinderung, in gleicher Weise wie
andere Menschen zu wählen, wie, wo und mit wem sie leben und wohnen möchten.
Dies bestätigt u.a. Artikel 19 der Behindertenrechtskonvention – Inklusion
ist das Stichwort, das hier in ein lebendiges Beispiel umgesetzt werden
soll. Um ein selbstverständliches Wohnen in einer ganz normalen
Nachbarschaft fern jeglicher Heimsituation anbieten zu können, werden von
der Lebenshilfe Regensburg e.V. Wohnungen im NaBau-Projekt geschaffen. Im
Gespräch sind vier bis sechs Einheiten für Menschen mit Behinderung, die im
Rahmen von „Ambulant unterstütztes Wohnen“ betreut werden. Mit der
Zusammenarbeit der Lebenshilfe und der NaBau soll ein erstes inklusives
Wohnprojekt als Pilotprojekt für die Region errichtet werden.
Preiswerter Wohnraum entsteht
Die Genossenschaft hat bewiesen, dass sich das Bauen und Wohnen in
Gemeinschaftseigentum bestens eignet um preiswerten Wohnraum zu schaffen –
und das ohne subventionierte Grundstückspreise! Denn die späteren Bewohner,
die gleichzeitig Miteigentümer der Genossenschaft sind, zahlen nur die
tatsächlichen Kosten – die NaBau eG hat sich per Satzung der
Wohnungsgemeinnützigkeit verschrieben und muss keine Renditen für
Gesellschafter oder Kapitalanleger erwirtschaften. Das führt zu dauerhaft
konstanten Mieten, die hier mit unter acht Euro kalkuliert sind und die nach
Abbezahlung des Projekts um den Zinsanteil für das Fremdkapital reduziert
werden können. Genossenschaftsmitglieder können auf lange Sicht somit quasi
mietfrei wohnen. Und sie können nicht gekündigt werden, da sie ein
dauerhaftes Nutzungsrecht erwerben. Zudem reduziert sich die zweite Miete,
da Teile der Hausverwaltung von der Gemeinschaft übernommen werden und die
Ausgaben für Heizung und Warmwasser durch den hohen Energiestandard
gedeckelt sind.
Vorteile für die Kommunen
Die hohe Wohnsicherheit, günstige Mieten und stabile Nachbarschaften machen
das genossenschaftliche Wohnen auch für die Kommunen attraktiv. Deshalb wird
auf Initiative der Bundesregierung das genossenschaftliche Wohnen seit Ende
April 2006 durch die Förderung des Erwerbs von Genossenschaftsanteilen an
Wohnungsgenossenschaften im Rahmen des Wohneigentumsprogramms der KfW
(Nummer 134) unterstützt. Wohnungsgenossenschaften sind eine Wohnform, die
zwischen Eigentum und Miete liegt. Die soziale Entwicklung und
Stabilisierung in den Stadtquartieren kann davon positive Impulse erhalten,
so eines der zentralen Ergebnisse des Forschungsfeldes „Modelle
genossenschaftlichen Wohnens“. Bei Vergleichen in finanzieller Hinsicht
zwischen dem Erwerb von Eigentumswohnungen von Bauträgern mit einem
genossenschaftlichen Wohnprojekt mit zukunftsweisendem Energiekonzept und
weitreichender sozialer Ausrichtung wird man feststellen, dass das
Genossenschaftsmodell mit seinen Dauerwohn- und nutzungsrechten und
mietfreiem Wohnen im Alter weitaus günstiger ist und zudem der Kommune
soziale Folgekosten spart. Bei den auf nachbarschaftlichem Engagement und
gemeinschaftlichem Wohnen ausgerichteten Genossenschaften helfen sich die
Bewohner in den verschiedenen Lebenssituationen untereinander. So werden
beispielsweise Kinderbetreuungen und Haushaltshilfen für pflegebedürftig
gewordene Bewohner aus den eigenen Reihen organisiert. Angesichts der sich
veränderten demografischen Situation sind nach Ansicht des Zukunftsrates der
Bayerischen Staatsregierung neue Formen des intergenerativen Zusammenlebens
sowie der Unterstützung auf Gegenseitigkeit von großer Bedeutung. Der
Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung sieht in Genossenschaften daher
einen wichtigen Partner der Kommunen zur Erfüllung ihrer Aufgaben.
Genossenschaften als Innovationstreiber
„Genossenschaften versorgen ihre Mitglieder mit dauerhaft kostengünstigem
Wohnraum und befördern mit ihrer gemeinschaftlichen Organisationsform
spezielle Wohnmodelle. Aus Sicht der Landeshauptstadt München ist es
sinnvoll, solche Projekte zu unterstützen, da hierbei innovative Ideen, sei
es im Bereich einer zukunftsweisenden und ökologisch orientierten Bauweise
oder neuer, gesellschaftlich wünschenswerter Formen des gemeinschaftlichen
Wohnens erprobt und gelebt werden.“ So die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr.
Elisabeth Merk. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Landeshauptstadt
genossenschaftliches Bauen bei der Baurechtsschaffung, der
Grundstücksausschreibung sowie mit speziellen Darlehen fördert. In
Regensburg sind nach der Entscheidung, das städtische Grundstück in der
Entwicklungsmaßnahme Burgweinting an die NaBau eG zu verkaufen, die Türen
ebenfalls für derartige Innovationen offen: Das Modell der jungen
Genossenschaften bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit,
sich selbstbestimmt sicheren und auf lange Zeit preiswerten Wohnraum zu
schaffen. Die Bürgerinnen und Bürger kommen dadurch aus ihrer passiven
Konsumentenhaltung heraus. Sie werden vom Wutbürger zum Baubürger (Matthias
Schuster, Tübinger Modell). Und sie schaffen über ihren eigenen Wohnraum
hinaus für sich und andere ein attraktives Lebensumfeld, da Infrastruktur
entsteht, die einen Mehrwert für das gesamte Quartier bietet (soziale
Rendite).
Interessenten – junge Familien, Menschen im Ruhestand, Alleinerziehende,
Paare oder Alleinstehende, Menschen mit Behinderung – können jederzeit noch
in das zukunftsweisende Projekt einsteigen, da erst ein Drittel der
möglichen Wohnfläche vergeben ist.
Info:
Die nächsten Planungstreffen sind am 10. Dezember 2011 und am 14.Januar 2012
jeweils um 10.00 Uhr im Gemeinschaftshaus Allmeind in der Minervastraße 1.