Wer hortete 14 Revolver und Pistolen?
Ein Waffenfund in einem Waldstück bei Mariaort lässt Ermittlungsbehörden derzeit über Herkunft und Hintergrund von insgesamt 14 Pistolen und Revolvern verschiedener Hersteller rätseln.
Was hat eine Pistole des Typs Walther P38 P1 in einem Waldstück bei Mariaort verloren? Diese Frage stellt sich derzeit das Polizeipräsidium Oberpfalz. Bereits Mitte Januar hatte ein Sportkletterer in einem unwegsamen Gelände eine Holzkiste mit 14 Pistolen und Revolvern verschiedener Hersteller gefunden. Einen entsprechenden Bericht der MZ griff mittlerweile die Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei Martina Renner auf Twitter auf, verbunden mit der Frage, um welche Waffe es sich handelt. Die Antwort in mehreren Kommentaren: Es müsse sich wohl um eine Walther P38 P1 Kaliber 9 mm handeln. Auf Nachfrage bestätigte die Pressestelle der Polizei gegenüber regensburg-digital die Vermutungen. Über die anderen Waffen gibt es derzeit allerdings noch keine weiteren Details.
Die besagte Schusswaffe des Ulmer Unternehmens Walther wurde ab 1956 als Nachfolgemodell der Walther P38 produziert, die ein Standardmodell der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war. Das Nachfolgemodell, das bis 2004 produziert wurde, war dann ab 1957 sowohl bei der Bundeswehr, als auch bei der Bundespolizei als Standardwaffe im Einsatz. Laut Wikipedia ist die P38 P1 vor allem für den Nahkampf und zur Verteidigung gedacht. Weiter heißt es, dass die Entfernung bei geübten Schützen 50 Meter, bei ungeübten 25 Meter betragen soll. Als Lizenzhersteller produzierte auch das französische Unternehmen Manurhin mehrere Jahre das Modell P1 und fertigte unter anderem im Jahr 1964 800 Stück für den Westberliner Zoll 800 Stück an. (In einer früheren Version des Artikels kam es zu einer widersprüchlichen Zahlennennung. Der Zoll bekam keine 1.964.800 Waffen. Im Jahr 1964 wurden 800 Waffen an den Zoll ausgeliefert.)
Waffendepots sind keine Einzelfälle
Laut Polizei konnte bis zum derzeitigen Stand der Ermittlungen aber noch nicht abschließend geklärt werden, woher diese Waffe stammt und ob es sich tatsächlich um eine ehemalige Bundeswehr- oder Polizeiwaffe handeln könnte. „Bei solchen älteren Modellen dauern die Ermittlungen zur Herkunftsfeststellung leider oft länger an“, so die Pressestelle. Um Spekulationen zu vermeiden habe man deshalb bei dem veröffentlichten Beweisfoto auch die Kennzeichnung unkenntlich gemacht.
Dieser Waffenfund scheint dabei bundesweit kein Einzelfall zu sein. Zuletzt wurde am 10. März ein Waffenfund mit Pistolen und Handgranaten im hessischen Lahn-Dill-Kreis gemeldet. Aber auch in Bayern werden immer wieder Waffendepots ausgehoben. Wer diese Waffen gezielt versteckt hat und zu welchem Zweck bleibt in vielen Fällen ungeklärt. Allerdings stehen immer häufiger auch rechtsextreme Netzwerke im Fokus der Polizeiermittlungen.
Die rechte Szene bereitet sich auf einen Tag-X vor
So auch im Falle der von den Sicherheitsbehörden als Gruppe S. bezeichneten Chatgruppe rund um den Augsburger Werner S., der sich selbst „Teutonico“ bezeichnet. Mitte Januar wurden bei bundesweiten Razzien insgesamt zwölf Personen in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen festgenommen und dabei auch mehrere schussbereite Waffen gefunden. Unter dem Kommando von Werner S. soll die Gruppe mehrere Anschläge auf Moscheen und die darin betenden Personen geplant haben, ähnlich den Anschlägen in Christchurch 2019. Durch diese gezielten Attentate sollten Unruhen in der Gesellschaft und Gegenreaktionen der muslimischen Gemeinden hervorgerufen werden, heißt es in den Chats.
Die zwölf festgenommenen Verdächtigen sollen einen Bürgerkrieg geplant haben, um einen angeblich unvermeidbar bevorstehenden Tag X auszulösen. In dieser Erzählung, die innerhalb rechtsextremer Kreise derzeit sehr populär ist – siehe Beispiel Hannibal-Netzwerk – steht die „weiße Bevölkerung“ vor einer existentiellen Bedrohung durch die Migration aus dem nahen und mittleren Osten und afrikanischen Staaten.
„Dieses Drohszenario legitimiert innerhalb der eigenen Denkweise zugleich das persönliche Handeln, bis hin zu extrem gewalttätigen Aktionsformen“, wie der Rechtsextremismusexperte Jan Nowak vor kurzem bei einer Veranstaltung im Regensburger Gewerkschaftshaus erklärte. Auch die Sicherheitsbehörden und Experten wie Matthias Quent, Leiter des Institutes für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, warnen seit längerem vor einer Aufrüstung der rechten Szene.
Verbindungen nach Regensburg
Im Zuge der Razzien gegen die Gruppe S. wurde neben einem Verwaltungsbeamten der Polizei Nordrhein-Westfalen auch Frank H. festgenommen. H. war am 2. Dezember 2017 mit den “Soldiers of Odin” in Regensburg auf einer sogenannten “Bürgerstreife” unterwegs.
Mit dabei bei dieser Patrouille war auch ein Michael F. aus dem Landkreis Straubing. F. ist wiederum Gründer der Vikings Security, von denen mehrere Mitglieder ebenfalls zur Gruppe S. gehören sollen. F. selbst hat durchaus Erfahrung mit Waffen. ER absolvierte im Februar 2018 in Serbien ein sechstägiges Söldner-Ausbildungsprogramm.
In welchen Zusammenhang der Waffenfund bei Mariaort einzuordnen ist, werden die weiteren Ermittlungen der Polizei klären müssen. “Doch die derzeitigen Tendenzen innerhalb der extrem rechten Milieus lassen bei solchen Vorfällen durchaus hellhörig werden”, gibt Nowak zu verstehen, der unter anderem für die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Bayern arbeitet.
R.G.
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Man könnte die Auffindung von Depots verstärken, wenn man mit Sondengehern ein besseres Verhältnis pflegen würde.
Rabauke
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Liebe Redaktion,
Sie sollten im letzten Satz des Zweiten Absatzes das „unter andern“ hinter das Stück verschieben, denn eine Million Pistolen hat der Westberliner Zoll sicherlich nicht benötigt.
Stefan Aigner
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Danke.