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Transit Filmfest

Vom Kino auf die Couch

Bei der diesjährigen Ausgabe des ehemaligen Heimspiel Filmfestes wollte man vieles anders machen – gar so viel dann aber auch wieder nicht. Wegen der Corona-Pandemie wurde das heuer in „Transit“ umbenannte Regensburg Film-Festival in den vergangenen Monaten als Hybrid – im Kino und online – geplant, muss aufgrund der neuerlichen Kinoschließungen aber komplett im Stream stattfinden.

Vom Kino auf die Couch verlegt: Transit Filmfest INTERMISSION UTOPIA. Bild: Transit Filmfest

Transit Filmfest heißt das Heimspiel Filmfest seit diesem Jahr, nachdem es sich bereits letztes Jahr übergangsweise „im Transit“ befand. Eine neue Festivalleitung nach zehn Jahren bringt gewisse Umbrüche mit sich, aus denen man laut Festivalleiterin Chrissy Grundl auch „kein Geheimnis“ machen wollte. Den Namen Heimspiel hielt man dabei nicht mehr für geeignet, etwa auch, weil schon lange nicht mehr nur deutsche Produktionen (wie in den Anfangsjahren) gezeigt wurden. Heimspiel klinge mittlerweile „unpassend tümelig“.

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Wegen Lockdown online

Die erste Ausgabe „mit neuem Team, neuen Partner*innen, neuem Namen und neuem Träger“ (Hör & Schau e.V.) und ohne Rücklagen fällt aber ausgerechnet ins Corona-Jahr 2020. INTERMISSION UTOPIA heißt die diesjährige Festival-Ausgabe und findet nach etlichen Umplanungen erst einmal online statt – ONLINE_UTOPIA.

Ein reines Online-Festival sei „auf keinen Fall“ vorgesehen gewesen, teilt Grundl mit, auch weil man „die ganze Debatte um den Verlust des Kinos als sozialen Raum, die Kritik an Streaming-Plattformen wie Netflix und Co. aber auch die Kritik an der Branche, die Augen vor diesen Entwicklungen zu verschließen,“ ernstnehme. Allerdings sei es „frustrierend“ ein Programm auf die Beine zu stellen und dieses nicht zeigen zu können.

Festival stand lange auf der Kippe

Bereits in der Sichtungsphase der Filme im März wurde laut Grundl aber klar, dass Corona eine Rolle spielen würde. Welche, war aber noch unbekannt. Die Ausrichtung selbst sei lange auf der Kippe gestanden, doch letztlich entschied man sich im Juni dafür, das Festival stattfinden zu lassen.

Aufgrund der Pandemielage plante das Team zunächst zwei Blöcke: eine wöchentliche Filmreihe im Oktober und November mit historischen Filmen (RETRO_UTOPIA) und ein viertägiges Filmfest vom 19.-22. November (CINEMA_UTOPIA) im Ostentor Kino und Wintergarten (Kinos im Andreasstadel). Zusätzlich sollten ein paar Filme auch online laufen. Eine Podiumsdiskussion (FORUM UTOPIA) sowie Konzerte (unter anderem The Notwist) waren ebenfalls vorgesehen (siehe Programmheft).

Historische Filmreihe nur unvollständig gezeigt

Die historische Filmreihe konnte zunächst starten, wurde dann aber vom Teil-Lockdown Anfang November eingeholt, als alle Kinos schließen mussten. Gezeigt werden konnten unter anderem Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“ (1973) über eine Science-Fiction-Zukunftswelt um Virtualität und Simulation und Ousmane Sembènes bedrückender Film „Black Girl“ (1966), in dem sich für eine junge Senegalesin der Traum von Europa zu einem großem Albtraum wandelt.

14 aktuelle Filme können ab heute bis Sonntag für jeweils sieben Euro im Online-Stream angesehen werden. Ein Euro eines jeden Tickets geht als Spende an das Ostentor Kino. Die gezeigten Filme befassen sich im weitesten Sinne mit Utopien beziehungsweise Dystopien, wobei das Programm Grundl zufolge in seiner Gesamtheit „den Anspruch [hat] vor allem optimistische Möglichkeitsräume zu öffnen“. In den Spiel- und Dokumentarfilmen von ONLINE_UTOPIA werden reale und fiktive, utopische und dystopische Szenarien verhandelt.

Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmen

So seien etwa auch die gezeigten Dokus „eigentlich allesamt Hybride, bei denen die Grenzen zwischen dokumentarischen und fiktionalen Formen verschwimmen.“ Als Beispiele dafür nennt die Festivalleiterin im Interview Lisa Webers „Jetzt oder Morgen“ (2020), in dem eine arbeitslose Wiener Familie porträtiert wird, die Filmemacherin aber laufend und sichtbar in das Dokumentarische inszenierend eingreift, oder auch den belgischen Film „Victoria“ (2020), der das Publikum auf eine Reise in die nie verwirklichte Reißbrett- und nunmehr „gigantische Geisterstadt“ California City mitnimmt. Für eine Doku wirke „die ganze Szenerie schon zu irreal und absurd und auch die Menschen, die sich wie moderne Pioniere auf die Suche nach dem Glück neuerdings dort ansiedeln, reagieren nicht nur auf das Kamerateam, sie inszenieren sich,“ beschreibt Grundl ihren Eindruck vom Film.

ONLINE_UTOPIA läuft vom 19.- 22. November im Online-Stream. Die Podiumsdiskussion FORUM_UTOPIA über Krisen der Gesellschaft und des Kinos wird am Sonntag, den 22. November ab 13 Uhr auf dem YouTube-Kanal des Transit Filmfestes übertragen. Wenn alles gut läuft, soll das Festival im Frühjahr 2021 doch noch im Kino laufen.

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