18 Jul2012
Die Reise der Regensburger Ballonauten
Volksfest, bei uns Dult genannt
Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten. Dieses Mal kommen sie nach Dresden.
Von Freithal ab am 9. Juli 32.
Immer wieder weiter heißt unsere Parole, was bringt uns Dresden? Wir werden es schon noch sehen! So im Laufe des Nachmittags kamen wir in die herrliche Kunststadt Dresden, wunderbare Bauten einfach schön. Leider sind der größte Teil der Bevölkerung furchtbar spießbürgerlich, die sind bestimmt nicht wert in einer so schöne Stadt zu wohnen.
Überhaupt haben wir die Feststellung gemacht, das wir hauptsächlich von den Armen der Ärmsten am besten unterstützt wurden, die so genannten besseren Herrschaften sahen uns bestimmt für nicht ganz einwandfrei an. Wir werden aber solchen Leuten schon zeigen, das einfache Leute auch ihren Stolz und festen deutschen Charakter besitzen. Von Samstag den 9. Juli bis Sonntag den 10. Juli übernachteten wir an der Elbe unter der Augustbrücke.
Am Sonntag bekamen wir dann einen Hofraum zum unterstellen. Abends fuhren wir mit einem Dampfer zur Vogelwiese (Volksfest, bei uns Dult genannt).
Hier war Hochbetrieb, haben einen großen Spaß erlebt. Kam da ein Tiroler mit Würstchenkasten umgehängt daher, ich frug ihn wo bist du denn her? Da gab er mir zur Antwort „Was meinste, hallo sächsischer Bayer.“ Die umstehenden Leute lachten natürlich über diesen Reinfall des angeblichen Bayers. Wir sind aber dann auch schön eingegangen, hauptsächlich Franz kamen wir in ein echtes Bayerisches Bierzelt wo eine richtige Münchner Kapelle spielte hinein und Franz hatte nämlich die Kartentasche umgehängt. Da rief ein Münchner Musiker zu uns her: „Zu der Maß Bier braucht ihr zwei Landkarten?“. Ein mords Gelächter aller Anwesenden kam vom Stapel, nun ich war gleich schlagfertig und sagte wieder „Für Bier brauchen wir es net, aber zum Geld suchen“. Da hatte wir die Lacher wieder auf unserer Seite.
Es war ein ganz netter Abend. Am Montag Abend, als wir wieder Geschäftsschluß machten, nahmen wir im Gasthaus Stadt Bautzen Quartier, die Wirtsleute waren sehr gute Menschen. Abends besuchten wir so ein Tingel-Tangel Lokal. Eintritt frei, dafür so ein kleines Glas Bier 45 Pf.. So was darf natürlich in Regensburg nicht sein, da würde die öffentliche Sicherheit gefährdet werden. Uns hat es nichts ausgemacht, es war ganz nett. Die Sportvereine waren soweit recht zuvorkommend nur „Guts-Muts“ lies zu wünschen übrig. Das erkennt man in meinem Reisebuch.
Im allgemeinen ist die Bevölkerung sehr zuvorkommend, nehmen aber mehr schöne Worte in den Mund, als aus innerer Überzeugung. Geschäftlich hätte es besser sein sollen, prozentuell war Chemnitz besser.