29 Okt2012
„Verbrechen Liebe“: Buchlesung mit BR-Journalisten Thomas Muggenthaler
Historischer Themenabend des SPD-Ortsvereins und AK Labertal
Schierling. Mit einer Buchlesung von Thomas Muggenthaler, Journalist beim Bayerischen Rundfunk, am kommenden Samstagabend, 3. November 2012, um 19:00 Uhr im Gasthaus Aumeier setzen der SPD-Arbeitskreis Labertal und die Schierlinger SPD die Reihe ihrer zeithistorischen Veranstaltungen zur NS-Terrorherrschaft in der Region fort. „Verbrechen Liebe. Von polnischen Männern und deutschen Frauen. Hinrichtungen und Verfolgung in Niederbayern und der Oberpfalz während der NS-Zeit“ heißt der Titel von Muggenthaler‘s viel beachtetem Buch. Das Vorwort dazu hatte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, geschrieben.
Es dokumentiert die Liebesgeschichten und ihr tragisches Ende von 28 polnischen Männern und einheimischen Mädchen während der Kriegsjahre 1941 bis 1944. 22 von ihnen wurden an ihren Aufenthaltsorten erhängt, vier weitere im KZ Flossenbürg; nur zwei der geschilderten polnisch-ostbayerischen „Lovestories“ endeten ohne Hinrichtung der polnischen Väter. Die Mädchen konnten von Glück reden, wenn sie nur eine Gefängnis-strafe erhielten; viele von ihnen wurden zum Beispiel ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Der aus Schierling gebürtige Journalist und Schriftsteller Florian Sendtner hat zu diesem Buch und zur Hörfunksendung im Juli 2012 beachtenswerte Rezensionen in der Süddeutschen und Mittelbayerischen Zeitung geschrieben.
Thomas Muggenthaler hatte die Akten der geschilderten staatlichen Mordtaten bei Recherchen im Staatsarchiv Amberg entdeckt. Wie sehr dieses Thema noch über 70 Jahre später tabuisiert ist, erlebte er bei seinen Nachforschungen, obwohl es der berühmte Schriftsteller Rolf Hochhuth in seinem Buch und nachfolgendem Film „Eine Liebe in Deutschland bereits vor mehr als 30 Jahren thematisiert hatte. „Liebesverbote“ an sich sind keine Erfindungen des Dritten Reiches, auch wenn die wenigsten von ihnen ein ähnliches literarisches und musikalisches Denkmal wie das berühmteste Liebespaar der Litertaturgeschichte, Romeo und Julia, von William Shakespeare erhielten.
Das „Fraternisieren“ mit dem Feind war schon lange vorher tabuisiert und auch die Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten und ganz besonders in Südafrika bestrafte gesellschaftlich und teilweise strafrechtlich „schwarzweiße“ Liebesbeziehungen. Aber nirgends waren solche aus rassistischen Gründen verbotenen Lovestories so systematisch mit dem Tode bedroht wie im Nazi-Reich. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, schrieb der rumänisch-deutsche Lyriker Paul Celan in einem berühmten Gesicht. Wie „meisterhaft“ die Nazi-Schergen solche Liebesgeschichten zwischen polnischen Zwangsarbeitern und einheimischen Mädchen bis zum Tod am Galgen verfolgten, davon gibt dieses Buch Zeugnis. Denn eigentlich sollte, wenn es um die Liebe geht, der Himmel voller Geigen hängen, im Nazi-Reich waren es dagegen die Galgen.
Buchlesung „Verbotene Liebe“ mit Thomas Muggenthaler
Samstag, 3. November 2012, 19:00 Uhr,
Schierling, Gasthaus „Zum Aumeier“
Eintritt: Fünf Euro; Schüler und Studenten Freitag
Veranstalter: SPD-Ortsverein Schierling und SPD-AK Labertal