09 Aug2013
Viel "Praxisbezug" an der Uni Regensburg
Geschäftstüchtige Profs und ein Konzernchef ehrenhalber
Die Universität Regensburg lässt sich weiter Zeit mit einer – ursprünglich für Donnerstag versprochenen – Stellungnahme zur fragwürdigen Doppelrolle von Professor Wolfgang Schäfers. Unterdessen liegen Regensburg Digital weitere Fälle vor, bei denen Professoren auch im Geschäftsleben recht aktiv sind. Die Frage, wie das rechtlich möglich ist und wer das genehmigt hat, bleibt offen.
Eine gute Woche ist es her, seit Regensburg Digital sich mit der fragwürdigen Doppelrolle von Professor Dr. Wolfgang Schäfers – Konzernvorstand der IVG AG und Lehrstuhlinhaber an der Universität Regensburg – beschäftigt hat. Die Affäre war im Zuge der Absetzung von Personalchef Mahmoud Al-Khatib „nach oben gespült“ worden.
Trotz einiger Telefonate und Schriftwechsel mit Universität und Wissenschaftsministerium haben wir aber weiterhin keine befriedigenden Antworten erhalten. Einzig klar ist: Für seine ungebrochene Karriere in der freien Wirtschaft erhielt Schäfers zwischen 2008 und 2012 fünf Jahre Sonderurlaub. Wie seine Arbeit bei einem Bankhaus bis 2008 und als IVG-Vorstand im Jahr 2013 – beides Fulltime-Jobs – genehmigt wurden, bleibt weiter offen.
Konzernchef soll derzeit kostenlos arbeiten
Eine ursprünglich für Mittwoch, dann für Donnerstag zugesagte und schließlich für Freitag eventuell in Aussicht gestellte Stellungnahme zu der Nebentätigkeit von Herrn Schäfers – man wollte die Genehmigungen genau auflisten – hat die Universität heute erneut aufgeschoben, möglicherweise sogar aufgehoben. Aus der Pressestelle der Uni heißt es auf Nachfrage:„Derzeit haben wir in diesem Zusammenhang leider noch keine neueren Informationen.“Und mehr als erstaunlich ist eine Antwort des bayerischen Wissenschaftsministeriums, das zwar – mit Verweis auf die Hochschulautonomie – nicht weiß, wer und wie Schäfers Nebentätigkeit genehmigt hat, aber in einer E-Mail unserer Redaktion gegenüber doch anführt:
„Unseren Informationen nach erhält Prof. Schäfers derzeit jedoch kein Gehalt von der IVG-Immobilien AG.“Man weiß also im Ministerium nichts von der Genehmigungspraxis der Universität, die man gelegentlich auch überprüfen könnte, kennt aber Konzerninterna, die durchaus bemerkenswert sind, nämlich, dass der Vorstandschef eines Milliardenkonzerns, der normalerweise rund 1,2 Millionen Euro jährlich bezieht und derzeit mit der drohenden Insolvenz des Unternehmens zu kämpfen hat, nun ehrenamtlich arbeiten soll.
Stefan Spiess
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Es ist doch im Großen und Ganzen davon auszugehen, dass die Uni sowas im Rahmen von Drittmittel-Anwerbung durchaus gut bis geil findet, oder?
Also eine “Win-Win”-Situation. Hochschultechnisch wahrscheinlich eher mittelmäßig qualifiziertes Personal bekommt einen schicken Professor-Titel, und die Uni bekommt dick Asche dafür.
Alles in allem nichts überraschendes. Zeigt nur ein weiteres Mal auf, wie Marode die Strukturen an deutschen Universitäten sind.
Anders: Mit wenigen Ausnahmen geht es in den oberen wie in den unteren Rängen eigentlich viel mehr darum, wer wie weit bei wem im Hinterstübchen vorgekrochen ist, als darum, wer mal frischen Wind reinbringt und kritisch arbeitet.
Quod licet… ;-)
insider
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Interessant, dass die IVG selbst das ganz anders darstellt mit dem Gehalt ihres CEOs : http://www.ivg.de/investor-relations/corporate-governance/verguetung-des-vorstands/
Oleg
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Jetzt stellt sich aber schon die Frage, wieso der “Inhaber des Lehrstuhls für betriebswirtschaftliche Steuerlehre” nicht, wie alle weiteren Verdächtigen namentlich genannt wird?
Ist hier der investigative Journalismus an seine Grenzen gestosssen? Ist es einfach “schicker”, die bösen Immo-Profs an den Pranger zu stellen? Oder ist man gar dem bisher nicht genannten “Whistleblower” in irgendeiner Art verpflichtet?
Fragen über Fragen…
Stefan Aigner
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@Oleg Ihre Vermutung ist falsch. Ich hab den Namen schlicht vergessen. Wird gleich nachgetragen.
Stefan Spiess
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@oleg: was ist denn das für ein Quatsch? Welcher Whistleblower? Wie genau ist da der investigative Journalismus an seine Grenzen gestoßen? Trolle soll man ja nicht füttern, aber das ist schon hanebüchen… ;-)
Sandburg
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Sehr wenig werden die Verflechtungen von Professor Loritz aus Bayreuth zur S&K-Gruppe beachtet. Auch hier sollte einmal nachgebohrt werden, welche Motive den Professor denn geleitet haben, mit den Köllers und Schäfers dieser Welt überhaupt Geschäfte anzufangen!
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