Uniklinikum Regensburg und der Streik: Jeden Anstand verloren
Den Wahlspruch „Menschlich in der Begegnung“ sollte das Universitätsklinikum Regensburg schleunigst aus seinem Repertoire streichen. Im aktuellen Tarifkonflikt muss die Staatsregierung eingreifen.
Monatelang nicht auf Gesprächsangebote reagieren. Mitteilungen mit irreführendem Inhalt verbreiten. Streikenden Beschäftigten mit der Polizei drohen und schließlich auf juristisch zweifelhaftem Weg eine andere Firma als Streikbrecher engagieren. Erwarten würde man so ein Vorgehen in einem Tarifkonflikt von halbseidenen Klitschen, profitmaximierenden Heuschrecken und Unternehmern, für die soziale Verantwortung ein Fremdwort ist, aber nicht von einer universitären Einrichtung des Freistaats Bayern.
Genau nach diesem Prinzip verfährt aber aktuell der Vorstand des Universitätsklinikums Regensburg mit den Beschäftigten seiner Tochtergesellschaft KDL, die dem UKR und damit dem Freistaat Bayern zu 51 Prozent gehört.
UKR-Vorstand engagiert Streikbrecher-Firma
Wie heute bekannt wurde, hat Vorstandschef Professor Oliver Kölbl, der zuletzt mit Polizeieinsätzen drohte, eine Fremdfirma engagiert, um den Streik der KDL-Beschäftigten gegen ihre miese Bezahlung zu unterlaufen. In einem internen Schreiben stellt Kölbl sich auf den Standpunkt, dass die UKR-Tochter KDL ein externer Dienstleister sei und wenn dieser seinem Auftrag nicht nachkomme, dann hole man sich eben jemand anderen.
Ob dieses Vorgehen einer gerichtlichen Überprüfung stand hält, wird sich zeigen, doch sollte nicht gerade für eine universitäre Einrichtung der dem Philosophen Seneca zugeschriebene Spruch gelten: „Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand“?
Eine unbarmherzige Machtdemonstration
Diesen Anstand gegenüber den Beschäftigten haben der Vorstand des UKR und die von ihm gesteuerte und direkt am UKR angestellte Geschäftsführung der KDL aber schon längst über Bord geworfen. Allein, dass man nicht einmal das Gespräch über einen Kompromiss gesucht hat, spricht Bände.
Das momentane Vorgehen gleicht einer unbarmherzigen Machtdemonstration. Den Wahlspruch „Menschlich in der Begegnung“ sollte das UKR schleunigst aus seinem PR-Repertoire und von seinen Briefköpfen streichen.
Sollten der direkt für das Uniklinikum Regensburg zuständige Wissenschaftsminister Markus Blume und die Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern dem nicht unmittelbar einen Riegel vorschieben, dann weiß man zumindest, was von deren Reden über soziale Verantwortung, die Bedeutung von Pflege, Krankenhäusern und Wertschätzung gegenüber hart arbeitenden Menschen zu halten ist – und von einem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, der sich auf seiner Demo-Tingel-Tour sogar noch mit den streikenden KDL-Beschäftigten und deren Forderungen ablichten ließ, aber nun schweigt.
Nesrin
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Wer seine Solidarität mit den Kolleg*innen zum Ausdruck bringen möchte:
“Für kommende Woche Mittwoch ist (…) eine große Demonstration mit den ebenfalls im Erzwingungsstreik befindlichen Service-Beschäftigten der Unikliniken Würzburg und Erlangen geplant. Start der Demonstration ist am 22.05.2024 um 11 Uhr an der Alten Mälzerei, Galgenbergstraße 20, 93053 Regensburg, die Abschlusskundgebung findet ab ca. 11:30 Uhr am Domplatz statt.”
https://oberpfalz.verdi.de/themen/nachrichten/++co++5f2149d2-1440-11ef-a65d-90b11c4f1b2d
Ausgefuchst
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Kommentar gelöscht. Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen.
da_Moartl
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Sie schreiben von “halbseidenen Klitschen, profitmaximierenden Heuschrecken und Unternehmern, für die soziale Verantwortung ein Fremdwort ist,” Was ist denn die “Reinigungsfirma” Goetz anderes als eben dieses? Die nominelle “Mehrheit” des Freistaates an dieser Gesellschaft KDL dient doch nur dem Ziel, sich selbst nicht “die Finger schmutzig zu machen” und dem “Putzlappen-Mafioso” einträgliche Geschäfte zu ermöglichen.
Luck
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Erst einmal vielen Dank und Respekt an Herrn Aigner und regensburg-digital für die klare Positionierung in diesem Artikel bzw. der Artikelreihe.
“Menschlich” kann nur im Sinne des “homo-oeconomicus’-Prototyps gemeint sein.
Aber dazu gehören auch und insbesondere das, was ein Steinbrück mal als” Heuschrecken” bezeichnete.
Aber weder Steinbrück noch seine Brüder im Geiste, wozu ökonomisch auch – grob gesagt – ein Aiwanger zählt, sind willens (gewesen), sich hinreichend anzustrengen, um auf analytischem Wege potentielle Lösungen zu erarbeiten, um eine adäquate Antwort für diese “Misere” parat zu haben, welche dem Kapitalismus als Ordungssystem ohne hinreichende Intervention inhärent ist und dessen Effizienz immer mehr lähmt und erhebliche Auswirkungen auf die gesellschaftliche Resilienz haben wird.
Blume kann zwar wie die mit dem Wissenschaftsbetrieb Verflochtenen gut den “Checker” geben, ist aber letztendlich wie die Anderen nur ein “Fassaden”-Intellektueller, dessen Substanz Svhwierigkeiten hat, selbst gegen potemkinsche Dörfer zu bestehen.
Dabei geht es für die Beschäftigten im wesentlichen nur darum, durch eine angemessene Entlohnung heinreichende gesellsvhaftliche Teilhabekraft zu erlangen.
Weil davon weit überproportional Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen betroffen sind, diese Form von Diskrimnierung und gesellschaftlicher Ausgrenzung nach üblicher Rechtsauslegung aber “legal” zu sein scheint, hat der Anstand wenig bis nichts zu melden, weil ja angeblich alles gut sei und dieses “Gesocks” überhaupt froh sein müsste, einen solchen Arbeitsplatz zu haben, um es etwas überspitzt zu formulieren.
Letztendlich wird nur eine fiktive Klasse der Anständigungen und Fähigen jenseits von Klassenkampf-Fetischismus dies zu ändern vermögen.
Dann sind wir wieder bei Wilhelm Weitling und seinem Bund der Gerechten, den Marx & Co. irgendwie gekapert, aber schon lange in Schettino-Manier das Logbuch verloren oder nicht (ausreichend) beachtet haben.
Aber es geht auch anders.
Und dann sind wir wieder (auch) bei Marx, aber sehr wohl in der Lage, dessen neoklassische Grundlage des ‘Kapitals” zu erkennen und daraus passende Schlüsse zu ziehen mit der Folge, durch “Untertunnelung” kapitalistische Zwänge auszuhebeln und damit zur gesellschaftlichen Emamzipation beizutragen.
Die Freiheit Aller und nicht das Privileg Weniger kommt dem Ideal der Freiheit am nächsten, um bestimmte Liberale mit dieser Erkenntnis etwas aufzuklären.
Und der Erhard-Liga sei dabei gesagt, dass der Markt immer weniger sozial sein kann, weil der Wettbewerbsdruck durch Oligopol-Zunahme aufgrund von economies-of-scale-Effekten immer stärker sinkt und es keine (schnellen) Ersatzwettbewerber gibt.
So wird auch die Mehrwerttheorie von Marx immer mehr zur Makulatur, weil das Abstraktum “Wert” und Marktpreise immer stärker divergieren und Profitraten von erzielten Preisen und nicht von einem imaginaren Arbeitswert basierend auf der Wertformanalyse abhängen.
Ein Jeff Bezos hat dies übrigens als wesentliche Grundlage(n) für sein Geschäftsmodell genutzt, um es so nebenbei und etwas off topic zu erwähnen.
Aber wenn ich weiß, wie relative Lösungen auf Basis des heutigen Geschäftsmodells aussehen können, wäre es unangebracht, klare Andeutungen unerwähnt zu lassen.
Und sie haben eine bessere Qualität als “Fermats letzter Satz”.
Jens
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Fast alle Beschäftigten im Dienstleistungssektor sind prekär beschäftigt und inzwischen in der Mehrheit Bewohner*innen Südosteuropas. Schauen Sie doch mal genau hin dann sehen Sie Ihren rumänischen Busfahrer, die kroatische Putzfrau in Ihrem Betrieb oder die bulgarische Pflegehilfe. Was aber komplett verdrängt wird sind die Löhne der Beschäftigten in den Behindertenwerkstätten. Hier wird für durchschnittliche 1,26 €/h hart gearbeitet, also für weniger Geld als Gefangene in den JVA für die gleiche Arbeit erhalten! Frau Dr. Merkel stellte bei Ihrem Abgang fest das diese Löhne viel zu niedrig sind obwohl Sie über 10 Jahre Zeit gehabt hätte dies zu ändern aber nichts unternommen hat. Und die jetzige Ampelregierung unternimmt unter der Federführung von Herrn Habeck alles damit sich an dieser Situation NICHTS ändert und somit Schwerbehinderte keine Möglichkeit haben finanziell am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Susanne
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Danke Jens! Menschen mit Behinderung haben in Deutschland keine Lobby, das ist das Problem. Es interessiert einfach niemanden.
Angela
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Hallo Jens, das ist absolut richtig und wenn Sie sich dafür engagieren, ist das klasse.
Hier unter diesem Thema wirkt es nur leider als Relativierung der hier angesprochenen Thematik. Nach dem Motto “regt euch nicht so auf, anderen geht es noch schlechter”. Finde ich schade
Bert
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Dass dieser Vorstand morgens noch in den Spiegel schauen kann…unfassbar, dieses Verhalten.
KarinK
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Kein Sinn für soziale Gerechtigkeit bei einem privilegierten Prof und politische Sonntagsredner, die sich wegducken. Verzieh dich, Heuchelhubsi.
Wolfgang Theine
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@ Nesrin 17. Mai 2024 um 18:02
Ich werde natürlich zu dieser Demo gehen und wünsche ihr mehr Teilnehmer als die vom vergangenen Sonntag ( Daniela Liegl )
Bin mal gespannt auf die Auftritte der Politiker, die sich ein Fernbleiben auch Dank der letzten Demo wohl nicht mehr leisten können.
Ich hoffe, dass CSU, Freie Wähler und ggf. der Verein “Hand in Hand für unser Land” sich beim Ampelbashing etwas zurückhalten und nicht nach altbewährter Manier die Schuld ausschließlich in Berlin suchen.
Aiwanger wird ja hoffentlich nicht ein weiteres Mal kommen und hoffentlich auch kein Treckerfahrer…
Hthik
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@Luck 18. Mai 2024 um 05:34
“… sich hinreichend anzustrengen, um auf analytischem Wege potentielle Lösungen zu erarbeiten, um eine adäquate Antwort für diese “Misere” parat zu haben, welche dem Kapitalismus als Ordungssystem ohne hinreichende Intervention inhärent ist und dessen Effizienz immer mehr lähmt und erhebliche Auswirkungen auf die gesellschaftliche Resilienz haben wird.”
Ich bin kein unbedingter Freund der Einheitsgewerkschaften, aber hätten wir einen Organisationsgrad wie in Schweden würden die Beschäftigten der Fremdfirma jetzt in den Streik treten. Wenn jemand nur Druck versteht, geht es nur mit Druck. Bellum iustum.
“Weil davon weit überproportional Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen betroffen sind, diese Form von Diskrimnierung und gesellschaftlicher Ausgrenzung nach üblicher Rechtsauslegung aber “legal” zu sein scheint, hat der Anstand wenig bis nichts zu melden, weil ja angeblich alles gut sei und dieses “Gesocks” überhaupt froh sein müsste, einen solchen Arbeitsplatz zu haben, um es etwas überspitzt zu formulieren.”
Schon sind wir bei etwas, was ich an den Gewerkschaften nicht so toll finde: die Ünterstützung von Schröders Zwangsarbeitssystem Hartz IV. Man hat “du kannst noch froh sein nur ausgebeutet zu werden” einfach wahr gemacht, indem man das Existenzminimum willkürlich heruntergesetzt hat. Was man unter der Neubezeichnung Bürgergeld immer noch tut.
“Ein Jeff Bezos hat dies übrigens als wesentliche Grundlage(n) für sein Geschäftsmodell genutzt, um es so nebenbei und etwas off topic zu erwähnen.”
Das ist gar nicht so weit weg. Im Februar hat der Marktgemeinderat Rohr das Logistikzentrum in Bachl durchgewunken.
Jetzt geh ich meine Bitcoins checken. Habemus Blockchain.
Daniela
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Herr Stefan Aigner, vielen Dank für Ihre Bemühungen und die Artikel zu diesem Thema.
Es ist außerordentlich wichtig, dass darüber fortlaufend so ausführlich berichtet wird. So wird klar, es ist keine ‘Randnotitz’ wie diese anderswo lapidar dargestellt wird. Zudem bekommt man sehr viel mehr mit, was so rund um das UKR geschieht und über viele Hintergründe.
Und es stellt wirklich ein Problem dar, wenn es eben viele Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, wie in diesem Fall, betrifft.
Also vielen herzlichen Dank.
Frohe Pfingsten wünsche ich allen Forumsteilnehmern und der Redaktion
Günther Herzig
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Jens
18. Mai 2024 um 11:24 | #
Ihre kluge Aufzählung, für die Sie, zu Recht, sicher nicht Vollzähligkeit behaupten, führt bei mir zu der Annahme, dass die klimatische Veränderung vielleicht erforderlich macht die Grenzen Südeuropas neu zu bestimmen.
Luck
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@ Hthik:
Eine Einheitsgewerkschaft könnte zwar mehr Druck aufbauen.
Aber das Grundproblem der Finanzierung und den strukturellen Egoismus von Gewerkschaften und ihren Delegierenden, den organisierten Arbeitern, auch nicht aufheben.
Eine auf dem Wissensstand von gestern basierende Wissenschaft würde genügen, Politikern solche Ratschläge zu erteilen, dass die Finanzierung prekär Beschäftigter durch ausreichende Zuschüsse, falls Markt & Produktivität wirklich nicht mehr hergeben sollten, kein Problem wäre.
Aber mit der Einsicht des Vorvorgestern gelingt dies leider nicht.
Schon Schäuble meinte schon vor über 10 Jahren, dass man sich den Sozialstaat nicht mehr leisten könne, wenn man sich eine Bemerkung eines ehemaligen griechischen Finanzministers bezieht. Und das trotz aller Fake-Kommentierungen selbst von höherer juristischer Seite jenseits der Ebene der Gewaltenteilung.
Aber auch das wird noch ein erheblicher Anklagepunkt werden.
Ebenso wie der, dass man mit den Augen Schäubles am Ende wäre und dies alternativlos sei. Bei Tilo Jung und “jung und naiv” kann man dessen Denkweise ja nochmal “nachvollziehen.
Ökonomisch induzierte Austauschbeziehungen werden aber bei unterschiedicher Entlohnung und damit Vermögen und Kaufkraft immer stärker eingeschränkt.
Dann öffnet sich aber immer stärker die Differenz zwischen den eigentlich vorhandenen gesellschaftlichen Produktivkräften und ihrer immer geringeren Realisierungsfähigkeit aufgrund der speziellen Produktionsverhältnisse.
Nun kann man diese nicht nur durch eine offensichtliche Revolution zumindest teilweise überwinden.
Eine funktionierende Gesellschaft, welche sich dieses Dillemmas bewusst ist, würde durch die Verteilung zusätzlicher Zahlungsmittel zumindest an existenziell Bedürftige dafür sorgen, dass die dafür notwendigen Erzeugungsmittel nicht brach liegen, sondern genutzt werden.
Und diese Zahlungsmittel braucht man sich nicht auf den Finanzmärkten beschaffen. Es genügt eine fähige Notenbank, welche weiß, welche gepimpte Nachfrage keine Inflationsgefahren auslösen kann.
Kurzum: Es gäbe auch im Rahmen des Kapitalismus Wege, dem “automatischen Subjekt” ein Schnippchen zu schlagen. Vor allem hätte dies den Nebeneffekt, dass vermeintliche Wahrheiten wie die Quantitätsgleichung und die Sozialität des Marktes vom Sockel gestoßen und das automatische Subjekt, dem auch Gewerkschafter folgen, hinterfragt würde. Erst Krisen bereiten oft das Saatbeet für Lösungen und fungieren damit auch potentiell als Chance und nicht nur als Katastrophe.
Wenn dies aber implementiert wäre, gäbe es keine Abhängigkeiten mehr von Asset-Inflation und damit auch dem Kurs des Bitcoins.
Das geplante Logistikzentrum in Stocka/Bachl liegt keine 10 km von mir entfernt.
Aber dort wird nur ein Prinzip automatisch vollzogen, welches aber wesentlich gefördert wird durch strukturell zunehmend fehlenden Wettbewerb in der hoch skalierbaren Informationsbranche und Logistikbranche mit all ihren Abhängigkeiten.
Der Kapitalismus scheint die relative Veredelung bestimmter Teile des Proletariats doch noch hinzukriegen, teilweise sogar die absolute. Vor weit über 30 Jahren waren andere Perspektiven auf der Tagesordnung.
Steuerzahler
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Der Autor hat ja sicher gründlich recherchiert: “Monatelang nicht auf Gesprächsangebote reagieren.” “Genau nach diesem Prinzip verfährt aber aktuell der Vorstand des Universitätsklinikums Regensburg mit den Beschäftigten seiner Tochtergesellschaft KDL”
So weit ich weiß, gehört die KDL nicht zum Klinikum, und die Beschäftigten würden teilweise übertariflich bezahlt. Mit der Forderung nach Tariflöhnen würden manche Beschäftigte wohl weniger verdienen als aktuell. Und die Forderungen gingen wohl an die Falschen. Vielleicht wissen die Leute auch gar nicht, wo sie angestellt sind. Ist ja egal: Hauptsache streiken und irgendetwas fordern (so wie die GdL)…
Warum diese mit Unterhaltungsmusik vor dem Klinikum und nicht vor der Zentrale der Firma Götz (zu der sie wohl gehören) demonstrieren ist auch eine interessante Frage. Vielleicht, weil sie so mehr Aufmerksamkeit erzielen?
Stefan Aigner
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@Steuerzahler
Das ist leider falsch. Die KDL gehört zu 51 Prozent dem UKR. Der Geschäftsführer arbeitet beim UKR. Die Beschäftigen wissen, für wen sie arbeiten. Die Berechnungen zu Tarifen halte ich für gewagt. Ist in anderen Texten hier schon genauer erläutert. Es wird exakt am richtigen Ort gestreikt – dort, wo gearbeitet wird.
Luck
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@Steuerzahler:
Wer seinen Dienst im UKR verrichtet, arbeitet dort auch.
Für wen er formal arbeitet, ist dabei egal.
Das UKR hat Dienstleistungen ausgegliedert, um weniger und nicht mehr zu zshlen.
Wer mit Taschenspielertricks versucht, einen anderen Eindruck zu erwecken, offenbart damit nur den Grad seiner intellektuellen Redlichkeit und weitergehend den seiner charakterlichen Reife.
Aber wer sich als “Steuerzahler” bezeichnet, was in irgendeiner Form nahezu Alle sind, ansatt den wohl passenderen Begriff “Geizhals” zu verwenden, was für jeden homo oeconomicus übrigens eine (implizite) Auszeichnung darstellt, offenbart für Gewandte auch damit, wessen Geistes Kindes er ist.
Daniela
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@ Steuerzahler
19. Mai 2024 um 22:28 | #
Streikrecht bedeutet genau das, dass man die Arbeit niederlegt und Forderungen aufstellt. Es ist dem UKR nur unangenehm, dass die Streiks vor der eigenen Haustür stattfinden. So wird jedermann klar, dass es eine “2 Klassen Bezahlung” am UKR gibt, obwohl alle da arbeiten, obwohl alle den gleichen Risiken während der Corona Pandemie ausgesetzt waren. Im UKR ist man immer besondere Risiken ausgesetzt, das liegt daran, dass man da immer mit keimbelasteten Material und kranken Menschen zu tun hat. Einfach einmal Studien dazu lesen, wie hoch die Keimbelastung in Krankenhäusern im Vergleich zu anderen öffentlichen Bereichen ist. Besonders dann, wenn man in kritischen Bereichen arbeitet, umsonst gibt es da sicherlich nicht die Hygienevorschriften.
Wenn das UKR 51% der KDL hält und der Geschäftsführer sein Gehalt vom UKR bezieht, dann stehen die Streikenden genau richtig. Zudem ist es der Tätigkeitsort der Streikenden.
Mich würde Ihre Meinung interessieren, wenn Sie unter gleichen Bedingungen und Bezahlung den gleichen Lohn bekommen würden? Ich mutmaße, Sie würden auch da stehen und streiken.
Mark
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Es ist sehr wichtig über die Vorgänge umfassend und fortgehend zu berichten, auch im Hinblick auf kommende Wahlen, denn nur Öffentlichkeit kann auf Dauer etwas bewirken. Es ist leider immer mehr verbreitet, die Niedrigverdiener in der Gesellschaft noch “kleiner” zu machen und auf ihren Rücken zu sparen. Auch wenn es sich ungewöhnlich anhört, die Drohungen gegen die Beschäftigten sehe ich hingegen sogar positiv, denn es zeigt doch wie nervös die Gegensseite anscheinend wirkt und agiert, denn nur wer so unter der Gürtellinie reagiert, erscheint unsicher und weiß eigentlich, man ist im Unrecht. Es muss aber jedem bewusst sein, was auf die Patienten und das Personal zukommt, wenn Kliniken ausschließlich wie Wirtschaftskonzerne geführt werden.
tom lehner
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Mir ist es völlig egal in welchem “Konstrukt” oder “Gebilde” Menschen in einen Betrieb oder ein Klinikum eingebunden sind. Sie haben das Recht auf eine anständige Bezahlung. Mir ist es völlig schleierhaft das Institutionen es zulassen, das Menschen mit einem Vollzeitarbeitsplatz finanzielle Unterstützung vom Staat brauchen.
Unser Land ist so reich das es auf dutzende Millionen Steuerschulden einer Bank verzichten kann. Einer Bank die durch “CumEx” illegal Gewinne erwirtschaftet hat.
Unser Land lässt es zu das Großindustrie Milliarden Subventionen bekommt und im gleichen Jahr Stellenstreichungen verkünden kann.
Unser Land lässt es zu den Energieunternehmen die Gewinne aus der Atomenergie einzustreichen, im Gegenzug die Entsorgung der jahrtausende strahlenden Abfälle der Gemeinschaft aufzubürden.
Systemrelevante Banken wurden in der Finanzkrise gestützt und machen weiter wie zuvor.
Liebe KDLer:Innen, auch Ihr seid “Systemrelevant”. Zeigt es ihnen!
Hthik
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@Stefan Aigner 20. Mai 2024 um 01:19
“Es wird exakt am richtigen Ort gestreikt – dort, wo gearbeitet wird.”
Nun ja, pedantisch betrachtet streikt man automatisch immer am Arbeitsplatz und protestiert wo man hofft Erfolg zu haben. Ich stimme zu, dass wegen der 51% es sich nicht aufdrängt, dass der Platz falsch gewählt ist.
Dazu, das man die Patienten vor Lärm schützen muss, fällt mir da spontan ein, welche denn? Wenn da nicht heftig umgebaut wurde, sind da von links nach rechts, der arbeitsmedizinische Dienst, der keine Patienten im klassische Sinn hat, schon gar keine Stationären. Dann kommen, zwei Hörsäle, die Kirche die Haupteingangshalle selbst, Spinde der Studenten, die Bibliothek, die Verwaltung und schließlich die Pathologie.Darüber, wie lärmempfindlich deren “Patienten” sind, bin ich gerade nicht in der Stimmung, die sich aufdrängende Witze zu reißen. Mit “Verwaltung” meine ich hier insbesondere die Crème de la Crème der Verwaltung, nicht das Fußvolk, in seinen auf das Gebäude verteilten Büros.
Da sitzt der Mann an der Arbeitsstatt,
der ein Sekretariat und ein Vorzimmer hat,
(über jenen, die an ihren Arbeitsstätten
gern ein Sekretariat und ein Vorzimmer hätten).
Hier wird der Deutsche erst richtig heiter:
kein Mensch mehr – nur noch Abteilungsleiter.
Hier regiert er und wirkt und macht und tut …
Das Telefon klirrt, die Gehirntätigkeit ruht – …
Mehr fällt da spontan kein besserer Ort ein. Wie laut war das denn, dass man das bis in Patientenzimmer hörte? Hatten die einen Glockenturm dabei? https://www.ardmediathek.de/video/extra-3/realer-irrsinn-glockenlaeuten-ohne-kirche-in-bruehl/das-erste/Y3JpZDovL25kci5kZS8xYTMwMDI5Yy04NzUxLTQ5NTQtOGQ4YS0wYzc4NTAwMDUzMTM
Da scheint mir eher ein Glückwunsch an die Protestler angemessen, die von den Problemen Abgehobenen vorzuführen, wie sie reagieren, wenn eine Unannehmlichkeit sie trifft. Ich lasse mich durch die Vorlage von harten Fakten, wie etwa Dezibelmessungen in den Gebäuden B1 und C1 selbstverständlich eines Besseren belehren. Bis dahin ist mein bester Tipp zur Lösung, dass da jemand bitte erst mal von seiner Opferrolle runter kommt.
Luck
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Auf Idowa + gibt es übrigens ein interessantes Intwrview mit Prof. Kölbl vom 29. Februar 2024, auf das ich zufällig gestoßen bin.
Falls Interesse bestehen sollte, werde ich es hier zusammenfassen.
Hthik
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@Luck 20. Mai 2024 um 18:51
Danke, das wäre nett. Mich würde schon interessieren, warum am UKR keine Angst wegen eines hohen Defizits herrscht
Daniela
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2021 – während Corona – bedankte sich Wirtschaftsminister Sibler noch bei den Medizinern und Pflegenden für Ihre Arbeit am UKR. Wissenschaftsminister Blume ist auch immer voll des Lobes für die Arbeit am UKR und rühmt sich der Investitionen, die ins UKR fließen. Und unser Ministerpräsident Markus steht auch mit in vorderster Front, wenn es um Fortschritt am UKR geht. Und immer mit den ‘Ranghöchsten’ der Führungselite am UKR.
Aber keiner der Herren Politiker scheint wahr zu nehmen, dass es am UKR so reinlich zu geht, weil Mitarbeiter des ‘Tochterunternehmen’ KDL Ordnung halten. Nur der Aiwanger ‘verläuft’ sich auf einer Demo zu den Streikenden, aber er bekommt scheinbar nicht mit, wo er gerade posiert und weswegen. Danach Funkstille.
Herr Gott hilf, von wem werden wir regiert?
Die Herren sehen immer nur die Oberfläche, dass deren Glanz, indem sie sich sonnen, aber andere Fleißige mit schaffen, scheinen sie nicht zu erfassen, oder sie ignorieren es. Was für eine politische und wissenschaftliche Elite? Die Herren sind vom Arbeitsvolke und den normalen Steuerzahlern, sind wir ja alle, soweit weg, wie die Sonne von der Erde.
Daniela
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@ Luck
20. Mai 2024 um 18:51 | #
Mich würde das auch brennend interessieren. Danke
@ Hthik
21. Mai 2024 um 00:12 | #
Es soll schon Einrichtungen gegeben haben, die haben sogar Pflege Outsourcing betrieben. Die haben eine Personalvermittlung gegründet, als ‘ eigenständiges Unternehmen ‘ und haben die angeworbenen Pflegenden an ihre Einrichtungen vermittelt, zeitlich begrenzt.
Dann wurde wieder durchgetauscht.
Allerdings sind die meisten Arbeitnehmer dann in die Festanstellung in die Einrichtungen gewechselt. Der Fachkräftemangel macht einiges möglich.
Wie sich dieses Konstrukt steuerlich auswirkte, weiß ich allerdings nicht.
Susanne Werner
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Unser Gesundheitssystem kolabiert! Jetzt!
Mir und weiteren Auszubildenden in der Pflege wurde bereits in meiner Ausbildung vor 25 der Demografische Wandel erklärt. Die Politik, so fordern wir, muss viel enger mit den tatsächlich an der Gesundheitsversorgung am Menschen beteiligten Berufsgruppen und pflegenden Angehörigen zusammenarbeiten. Der Blickwinkel aus Sicht eines Pflegebedürftigen scheint unwichtig, wenn es nach mindestens 25 Jahren auch in dieser Wahlperiode keinen ausreichenden Platz bekommen soll. siehe Website und Zitat:
“Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000”, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Hthik
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Die Streikbrecheraktion scheint in einigen Bereichen zur Wiederherstellung besserer Hygiene geführt zu haben und auch der Patientenbegleitservice funktioniert dem Vernehmen nach wieder.
Luck
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@Daniela & Hthik:
Auf Idowa+ hat Prof. Kölbl u.a. gemeint, dass das Jahr 2023 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen wurde und für 2024 im worst case mit einem Defizit bis zu 45 Mio Euro gerechnet worden ist.
Nun wird es aber “nur” einstellig werden.
Und für ein Unternehmen in öffentlicher Hand ist ein Defizit eigentlich kein entscheidendes Problem. (Man schaue nur auf die ehemalige Goldberg-Klinik in Kelheim mit einem vergleichsweise weit höherem Defizit)
Wenn man bedenkt, dass die Tarifangleichung etwa 2,1 Mio Euro kosten würde und Herr Kölbl seit 2011 amtiert und somit ein “alter Hase” im Geschäft ist, sollte man ihm schon erwarten können, dass er sich entschieden für “sein” Personal einsetzt.
Wer, wenn nicht er, sollte ein entsprechendes Standing aufbringen können?
Und es geht auch nicht um Belanglosigkeiten oder irgendeine Luxusvergütung, sondern darum, dass diese Menschen auf keine zusätzlichen Tätigkeiten mehr angewiesen sind, um mit den Einkünften aus der Regelarbeitszeit einigermaßen vernünftig leben zu können.
Dabei führt dieses belanglose Defizit selbst bei vollständiger Fremdfinanzierung zu keiner Inflation. Und auch mit MMT-Maßnahmen wohlgemerkt nicht.
Eigentlich hat sich Herr Kölbl im Interview positiv und verständnisvoll zu seinen Mitarbeitern, deren Anliegen und Entlohnung geäußert.
Zweifellos ist die Arbeit der Zuarbeitenden nicht skalierbar und somit von keiner immanent hohen Ertragskraft geprägt.
Aber auch diese Tätigkeiten werden gebraucht, erfordern Anstrengung und Disziplin und sollten nach diesen Kriterien angemessen und leistungsgerecht vergütet werden.
Und wenn man meint, dass man dies nicht kann, dann ist man auf seiner Position schlicht überfordert.
Und man wird die soziale Disharmonie derart verschärfen, dass ein zwangweises Revoltieren dagegen schon inmerhalb eines Jahrzehnts nicht auszuschließen ist.
Wenn man dies herausfordern will, dürfte man sich deren Folgen nicht besonders bewusst zu sein.
Die Verfassungen haben einen anderen Tenor und in konkreto werden so manche juristischen Interpretationen durchaus Novellierungen ausgesetzt werden.
Wenn der erfahrendste Politiker Deuschlands, Wolfgang Schäuble, vor über einem Jahrzehnt gegenüber dem damaligen griechischen Finanzminister meinte, man könne sich den Sozialstaat nicht mehr leisten, dann sollte man hinzufügen, dass man sich dessen Sichtweise nicht mehr leisten kann, welche diese Sichtweise erzwingt.
Denn es ist ja keine real nicht zu bewältigende Aufgabe, weil die dafür notwendigen Ressourcen fehlen würden, sondern eine Frage der Organisation der Produktionsmittel und damit deren Alimentierung.
Aber das habe ich ja bereits mehrmals ausgeführt.
Hthik
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@Luck 1. Juni 2024 um 22:08
Ich weiß nicht, ob ich noch dazukomme, das zu kommentieren. Vielen Dank jedenfalls. Im Wesentlichen stimme ich zu.