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07 Aug2013
Fragwürdige Personalentscheidungen
Uni unter Druck: Prinzip „Unter den Teppich kehren“?
Die Debatte um die Nebentätigkeiten des Regensburger Professors Wolfgang Schäfers sorgt für Spannungen zwischen dem Wissenschaftsministerium und der Universität. Nun feilt man offenbar an einer gemeinsamen Position, um die fragwürdige Praxis am Institut für Immobilienwirtschaft zu verteidigen. Dass Schäfers Arbeitgeber ein Sponsor dieses Instituts ist, mag dabei eine Rolle spielen.
In der Kritik: Kanzler Christian Blomeyer veranlasste Al-Kathibs Absetzung und genehmigte Schäfers Nebentätigkeiten. Foto: Archiv
Die Leitung der Universität Regensburg gerät zunehmend unter Druck. Nach Informationen unserer Redaktion hat nicht nur Kanzler Dr. Christian Blomeyer seinen Urlaub verschoben und damit der Schlagzeile „Gestörte Ferienruhe“, unter der die Süddeutsche Zeitung heute über die Vorgänge an der Universität berichtet eine fast schon amüsante Note gegeben.
Es sind mindestens zwei „Schlachtfelder“, auf denen verschiedene Stellen – insbesondere das bayerische Wissenschaftsministerium – auf Erklärungen von ihm und Rektor Professor Udo Hebel dringen: Die Absetzung von Mahmoud Al-Khatib als Personalleiter der Uni und die „Nebentätigkeiten“ des Lehrstuhlinhabers Professor Dr. Wolfgang Schäfers in Bankhaus und Immobilienkonzern.
MdL Wild: „Bei Negativschlagzeilen ist immer der Kanzler involviert.“
Die Personalie Al-Khatib entwickelt sich zwischenzeitlich zusehends auch zum Schauplatz parteipolitischer Auseinandersetzungen. Immer mehr SPD-Politiker schalten sich ein (zuletzt MdL Franz Schindler). Und dass Blomeyer von der bisherigen Linie des Schweigens abgewichen ist und sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung geäußert hat, brachte nicht die wohl damit erhoffte Entspannung – im Gegenteil.
Die Regensburger Landtagsabgeordnete Margit Wild ist über Blomeyers Aussagen in dem SZ-Artikel empört. Sie stößt sich insbesondere daran, dass Blomeyer Al Khatib als „relativ kleinen Beamten“ bezeichnet, angesichts dessen der Verdacht einer politischen Intrige „abstrus“ sei.
“Damit hat sich Herr Blomeyer disqualifiziert”, sagt die Abgeordnete Margit Wild. Foto: Archiv.
„Herr Blomeyer erklärt nichts. Er beantwortet keine Fragen, aber muss zu so einer Herabwürdigung greifen. Das ist unverschämt, unqualifiziert und lässt schon tief blicken“, so eine aufgebracht klingende Margit Wild am Telefon. Die plötzliche und völlig überraschende Absetzung Al-Khatibs an eine Stelle, die niemand zu brauchen scheine, so Wild, rieche schon sehr nach „bekannter CSU-Methode“, sich eines kritischen Beamten zu entledigen. Es sei traurig, dass die Universität Regensburg Negativschlagzeilen mache. „Und offenbar ist bei so etwas immer der Kanzler involviert.“
Mahmoud Al-Khatib – seine Absetzung lässt viele Fragen offen und wird immer mehr Thema parteipolitischer Auseinandersetzungen. Foto: Lukas Böhnlein
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Während diese Debatte um eine politische Intrige zu Ungunsten Al-Kathibs – ja oder nein – wohl eher eine Glaubensfrage bleiben und sich weiter in Vermutungen und Gerüchten ergehen wird, ist die Diskussion um die Nebentätigkeiten von Professor Dr. Wolfgang Schäfers, die im Zuge von Al-Khatibs Absetzung nach oben gespült wurde, weitaus konkreter.
Professor mit Maximalurlaub und Maximalfreiheiten
Schäfers machte trotz seiner neun Jahre währenden Professorentätigkeit ungebrochen Karriere in der freien Wirtschaft – bis Ende 2008 bei einem Kölner Privatbankhaus, seit 2009 im Vorstand der IVG AG. Wie das zusammen mit seiner Professorentätigkeit funktionieren konnte, die – gesetzlich vorgeschrieben – sowohl den Hauptteil der Arbeit wie auch des Verdiensts ausmachen soll, ist allenfalls in Teilen geklärt: Von 2008 bis Ende 2012 war Schäfers beurlaubt worden – das ist die maximal mögliche Urlaubszeit von fünf Jahren.
Die restlichen Zeiten sind noch unklar – es handle sich um „genehmigte Tätigkeiten“, so die Universität. Mehr habe man dazu von der Uni bislang auch nicht erfahren, erklärt das Ministerium und verweist auf die Hochschulautonomie. Und der Professor, um den sich die Debatte dreht hat bislang weder gegenüber Regensburg Digital noch einem anderen Medium dazu Stellung genommen.
Professor und Konzernvorstand: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG
Fest steht, dass es mit Blick auf das Institut für Immobilienwirtschaft (IREBS) generell an der Uni rumort.
Schäfers sei dabei nur der „herausragendste Fall“. Und tatsächlich ist es erstaunlich, dass – Hochschulautonomie hin, Hochschulautonomie her – dem Ministerium Schäfers öffentlich bekanntes Engagement in der freien Wirtschaft erst jetzt aufgefallen ist. Er veröffentlicht es selbst auf der Vorstandsseite der IVG. Und bei dieser handelt es sich (eigenen Angaben zufolge) um Deutschlands größte börsennotierte Immobilienfinanzgesellschaft. Die macht gerade mit ihrer drohenden Insolvenz Schlagzeilen (zum Beispiel hier), die in die Milliarden gehen dürfte.
Mehr privatwirtschaftlich als universitär? Das Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. Schäfers Arbeitgeber ist nur einer von vielen Sponsoren.
Vor diesem Hintergrund hat es mehr als nur ein Gschmäckle, dass Schäfers Arbeitgeber IVG neben vielen anderen Unternehmen der Finanz- und Immobilienbranche zu den Sponsoren von „Europas größtem Zentrum für Immobilienwirtschaft“ (Eigenwerbung von IREBS) zählt.
Ministerium und Uni feilen an gemeinsamer Position
Auf eine erneute Anfrage unserer Redaktion – wir hatten diese Frage schon mehrfach gestellt – hat die Universität nun angekündigt, eine Stellungnahme zu Schäfers Nebentätigkeit mit genauen Erläuterungen abzugeben. Dies geschah offenbar insbesondere auf Druck des Ministeriums, das zu den Anfragen verschiedener Medien oft mit Nichtwissen unter Berufung auf die Informationspolitik der Universität antworten musste.
Derzeit scheint man noch an einer gemeinsamen Erklärung zu feilen, um sich nicht noch mehr Peinlichkeiten gegenüber der Öffentlichkeit – und wohl auch den Sponsoren von IREBS – zu erlauben.
Interessant ist, dass die Stadtverwaltung Regensburg auch mindestens einen solchen “Fall” hat. Der ehemalige Direktor der Museen der Stadt Regensburg, ist seit Jahren “kaltgestellt” auf einer Stelle, die es vorher nie gab und die meines Wissens seit Jahren keinen Output geliefert hat. Auch im neuen Jahresbericht des Kulturreferates fehlt die Stabsstelle Museumskoordination ganz. Letztes Jahr hiess es auf meine Anfrage, was denn die Stelle zu leisten habe und ob diese Leistung erbracht wurde lapidar: “Der Stelleninhaber ist seit langer Zeit krank gemeldet.” Dass die Steuerzahler wenig Verständnis für eine Nach-oben-Strafversetzung und wohl daher nicht ausgeführte Tätigkeit haben, entlockte dem zuständigen Bürgermeister und der CSUSPD nur Schulterzucken.
Der Vorstand einer AG hat keinen Arbeitgeber. Er ist Organ der AG und damit im Prinzip selbst der Arbeitgeber
Wenn an der Uni sogar die Nebentätigkeiten vom Kanzler genehmigt werden, dann ist der sog. Personalchef tatsächlich nur ein unbedeutender kleiner Beamter.
Herr Blomeyer regiert seit jeher nach Gutsherrnart. Nur selten haben seine “Untergebenen” den Mumm die Dinge die er vorgibt zu hinterfragen oder gar zu kritisieren.
Wenn dann noch ein kleiner Beamter unter ihm kommt und einige Male nicht nach seinem Gutdünken zu entscheiden, dann wird er versetzt.
Leider Gottes wird dies öffentlich viel zu wenig beleuchtet und erinnert in der Tat stark an die Veröffentlichungen von Hr. Schlötterer (Macht und Mißbrauch)
[…] ursprünglich für Mittwoch, dann für Donnerstag zugesagte und schließlich für Freitag eventuell in Aussicht gestellte Stellungnahme zu der Nebentätigkeit […]
Kuno Küfer
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“die Traumzahl von zehn Lehrstühlen”
Aber sind es die wirklich?
Jürgen Huber
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Interessant ist, dass die Stadtverwaltung Regensburg auch mindestens einen solchen “Fall” hat. Der ehemalige Direktor der Museen der Stadt Regensburg, ist seit Jahren “kaltgestellt” auf einer Stelle, die es vorher nie gab und die meines Wissens seit Jahren keinen Output geliefert hat. Auch im neuen Jahresbericht des Kulturreferates fehlt die Stabsstelle Museumskoordination ganz. Letztes Jahr hiess es auf meine Anfrage, was denn die Stelle zu leisten habe und ob diese Leistung erbracht wurde lapidar: “Der Stelleninhaber ist seit langer Zeit krank gemeldet.” Dass die Steuerzahler wenig Verständnis für eine Nach-oben-Strafversetzung und wohl daher nicht ausgeführte Tätigkeit haben, entlockte dem zuständigen Bürgermeister und der CSUSPD nur Schulterzucken.
Frage
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Der Vorstand einer AG hat keinen Arbeitgeber. Er ist Organ der AG und damit im Prinzip selbst der Arbeitgeber
Wenn an der Uni sogar die Nebentätigkeiten vom Kanzler genehmigt werden, dann ist der sog. Personalchef tatsächlich nur ein unbedeutender kleiner Beamter.
Kein Wunder
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Herr Blomeyer regiert seit jeher nach Gutsherrnart. Nur selten haben seine “Untergebenen” den Mumm die Dinge die er vorgibt zu hinterfragen oder gar zu kritisieren.
Wenn dann noch ein kleiner Beamter unter ihm kommt und einige Male nicht nach seinem Gutdünken zu entscheiden, dann wird er versetzt.
Leider Gottes wird dies öffentlich viel zu wenig beleuchtet und erinnert in der Tat stark an die Veröffentlichungen von Hr. Schlötterer (Macht und Mißbrauch)
Geschäftstüchtige Profs und ein Konzernchef ehrenhalber | Regensburg Digital
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[…] ursprünglich für Mittwoch, dann für Donnerstag zugesagte und schließlich für Freitag eventuell in Aussicht gestellte Stellungnahme zu der Nebentätigkeit […]