11 Feb2008
Unglaubliche Umfragen
Wie nahe Freud und Leid des Politikers beieinander liegen können, zeigen zwei Internet-Umfragen
„Solche Umfragen sind eine nette Spielerei. Mehr aber auch nicht”, befindet ein Münchner Internet-Experte gegenüber Wochenblatt digital als wir seine Meinung zwei Internet-Umfragen wissen wollen, die derzeit in Regensburg die Runde machen. Nett ist es auch, sich diese Spielereien einmal anzuschauen.
Die witzig aufgemachte Wahlkampfzeitung der CSU („Sonntagspost”) bejubelt in ihrer gestrigen Ausgabe die Zustimmung zu den „Schwerpunktthemen der CSU” in der kommenden Stadtratsperiode. Und tatsächlich: Mit 81 Prozent für mehr Ganztagsschulen, 87 Prozent für ein Kultur- und Kongresszentrum und 91 Prozent für den Bau einer Sallerner Regenbrücke erreichen die Regensburger Schwarzen Ergebnisse, vor denen jedes SED-Politbüro neidvoll erblassen muss. Auf Nachfrage bei Astrid Freudenstein (Journalistin, CSU-Stadtratskandidatin, „7 Junge Ortsvorsitzende”) erfahren wir, dass die Umfrage auf www.schaidinger.de durchgeführt wurde. Eine Seite, die wir – als nur sporadische Leser der „Sonntagspost” – bislang nicht kannten. Wir gehen aber davon aus, dass angesichts des laufenden Kommunalwahlkampfs täglich tausende Internetnutzer www.schaidinger.de einen Besuch abstatten, um abzustimmen. Besuchszahlen finden sich dort leider nicht.
Aber die angesprochene Umfrage ist zur Gänze einsehbar und man merkt: Die CSU hat die Kontroverse nicht gescheut. Frage nach der „Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen” (fast 95 Prozent Zustimmung) und „Bewahrung der Historischen Altstadt” (fast 93 Prozent Zustimmung) zu stellen, ist schon beeindruckend. Dass im direkten Vergleich mit den anderen Parteien lediglich das Thema „Sallerner Regenbrücke” strittig ist, lässt zudem hoffen, dass unabhängig vom Wahlausgang nahezu jede künftige Stadtregierung „Zustimmung” ernten dürfte.
Etwas bemerkenswerter, wenngleich ebensowenig repräsentativ, sind die Ergebnisse einer Umfrage des lokalen Fernsehsenders TVA, der unter www.tvaktuell.com ganz dreist nach dem Wunsch-Oberbürgermeister fragt. Vorneweg: Es sieht nach Stichwahl aus. Dicht gefolgt von Horst Meierhofer (FDP, 15 Prozent), rangiert Ludwig Artinger (Freie Wähler) mit Werten um die 50 Prozent zur Zeit unangefochten an der Spitze. Knapp dahinter folgen Hans Schaidinger (CSU, zwölf Prozent) sowie gleichauf, mit jeweils achtbaren neun Prozent, Joachim Wolbergs (SPD) und Jürgen Mistol (Grüne). Eva Schmid (ödp) hat immerhin noch Außenseiter-Chancen.
Die Umfrage läuft, wie man der Seite entnehmen kann, seit gut einer Woche, knapp 800 „User” haben sich beteiligt. Beide Umfragen waren bei Redaktionsschluss noch online.
Weil wir, als ebenfalls digitales Medium, nicht hinter Sonntagspost und TVA zurückstehen wollten, haben wir in unserer Redaktion eine – ebenfalls nicht repräsentative – Umfrage durchgeführt. Und während sich bei fast allen „Schwerpunktthemen der CSU” breite Zustimmung breit machte, sind wir bei der Frage des Wunsch-Oberbürgermeisters zu derart verheerenden Ergebnissen für nahezu alle Kandidaten gekommen, dass wir auf eine Veröffentlichung an dieser Stelle verzichten. Es war nur eine Spielerei.