Trotz Warnung vor Risiken: Bayerische Wirtschaft fordert CO2-Pipeline – auch durch Regensburg
Bei den Plänen für ein 1.100 langes Pipeline-Netz, mit dem die Speicherung von CO2 im Untergrund vorangetrieben werden soll, verläuft eine der zentralen Hauptleitungen laut einer Studie der vbw direkt durch Regensburg. Unter anderem Greenpeace warnt vor Risiken.
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) macht Druck für ein 1.100 Kilometer langes Netz an Kohlendioxid-Pipelines quer durch Bayern. Mit einer im Oktober 2023 erstmals vorgestellten und kürzlich aktualisierten Studie der „Forschungsstelle für Energiewirtschaft“ wirbt der Verband für Investitionen in das Projekt. Diese werden – auf Basis von Zahlen des Fernleitungsbetreibers Bayernnetz – auf 1,3 bis knapp drei Milliarden Euro geschätzt. Die Spannbreite der jährlichen Betriebskosten liegt demnach zwischen 34 und 80 Millionen Euro.
Ohne den „zügigen Aufbau einer bayerischen CO“-Infrastruktur“, dazu werden neben den Pipelines CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung gezählt, könne „ein Industrieland wie Bayern seine Klimaziele nicht erreichen“, heißt es im Vorwort der Studie. „Sie ist eine notwendige Bedingung dafür, dass der Freistaat ohne De-Industrialisierung klimaneutral wird.“
Kaum eine öffentliche Debatte über sehr konkrete Pläne
Die vorgeschlagenen Trassenverläufe orientieren sich am bestehenden Erdgas-Fernleitungsnetz in Bayern. Ein Hauptstrang der Pipeline in Nord-Süd-Richtung wird laut allen vorgelegten Szenarien der vbw direkt „durch Regensburg“ verlaufen. Abgesehen von punktuellen Protestkundgebungen werden diese Pipeline-Pläne in der Öffentlichkeit, vor allem der lokalen, wenig diskutiert.
Dabei sind sie den Kinderschuhen längst entwachsen. Deutschlandweit sind 4.600 Kilometer CO2-Pipeline geplant. Betreiber werden im wesentlichen Gasleitungsnetzbetreiber wie etwa Open Grid Europe (OGE) sein. Es gibt bereits einen Gesetzesentwurf im Bundestag, mit dem rechtliche Unsicherheiten „bereinigt und klare Verfahrensregelungen für Kohlendioxidleitungen“ zum Transport und zur dauerhaften Speicherung von CO2 – kurz: CCS – festgelegt werden sollen. Insbesondere soll dadurch die „Errichtung von Kohlendioxidspeichern zum kommerziellen Einsatz im industriellen Maßstab“ ermöglicht werden.
CO2 soll in tiefeliegenden Gesteinsschichten endgelagert werden
Am 27. September wurde dieser Entwurf in erster Lesung im Bundestag diskutiert und weiter an die zuständigen Ausschüsse verwiesen. „Die Bundesregierung hält zur Erreichung der Klimaziele Technologien zur Abscheidung, zum Transport und zur dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid in tiefen geologischen Gesteinsschichten (…) für unverzichtbar“, heißt es in einem entsprechenden Bericht. Die Union fordert in einem eigenen Antrag eine schnelle und noch weitergehende Umsetzung.
Nach den bisherigen Plänen soll neben der Infrastruktur für die industrielle Nutzung von CO2, etwa in der Getränkeindustrie, eine Entsorgungsinfrastruktur für Kohlendioxidemissionen aufgebaut werden. Bei der Produktion in Industriebetrieben entstandenes soll CO2 abgeschieden, in großen Speichern gesammelt und schließlich über Pipelines an die Küsten transportiert wird, wo es in tiefliegende Gesteinsschichten, insbesondere am Meeresboden, endgelagert werden soll. Bis zu 40 Prozent der industriell verursachten CO2-Emissionen sollen so gespeichert werden – zwischen 34 und 73 Millionen Tonnen. So der Plan.
„Tatsachen schaffen ohne Risikoabwägung“
Nicht nur bei Umweltverbänden gibt es allerdings erhebliche Bedenken. Es wird befürchtet, dass sich dadurch die Umstellung auf erneuerbare Energien verlangsamt – weil fossile Brennstoffe weiterhin verwendet werden können und der Betrieb der Pipelines umso profitabler sei, je mehr CO2 entstehe. Eine Gefährdung der Meere durch Lecks in den unterirdischen Speichern wird prophezeit. Zudem wird wird vor möglichen Sicherheitsrisiken in besiedelten Gebieten wie Regensburg gewarnt, durch welche die Pipelines verlaufen sollen.
Greenpeace bemängelt beispielsweise, dass bei dem deutschlandweit geplanten Vorhaben „keine Sicherheitskonzepte vorgesehen“ seien. CO2 ist schwerer als Luft und geruchlos. Gebe es ein Leck an den Pipelines, reichere es sich in Senken an. Dies sei dies „gesundheits- und lebensgefährlich“, so der Umweltingenieur Karsten Smid von Greenpeace Hamburg bei einer Diskussion Mitte September im Evangelischen Bildungswerk in Regensburg. „Es ist erschreckend, dass die Bundesregierung diese Gefahren schlichtweg verschweigt und mit dem Gesetz Tatsachen schaffen will, ohne eine Risikoabwägung vorzunehmen.“
Kleinere Protestkundgebungen ohne Wirkung
Ministerpräsident Markus Söder müsse die Bevölkerung darüber aufklären, was auf Bayern zukomme, sagt auch Frank Gesche von Greenpeace Regensburg. „Wir fordern, dass Sicherheitskonzepte erstellt werden, bevor die Pipelines gebaut werden“, sagt er. „Im aktuellen Gesetzentwurf fehlen klare Regelungen für Notfallpläne, und es ist unklar, wer letztlich die Verantwortung für deren Erstellung tragen soll.“
Unter anderem in Regensburg gibt es vor diesem Hintergrund regelmäßige Protestkundgebungen. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, vollständig über die Pläne informiert zu werden, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Sicherheit und Lebensqualität in unserer Stadt haben könnten“, so Gesche.
Gesetzesvorhaben soll noch vor der Neuwahl durch den Bundestag
Die Politik zeigt sich davon bislang unbeeindruckt. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger begrüßt ein entsprechendes Pipeline-Vorhaben des Netzbetreibers baynets zwischen Oberösterreich und Bayern auf dessen Webseite mit wohlwollenden Worten.
Eine Ebene darüber, im Bundestag, gehört das Kohlendioxidspeicherungsgesetz zu den wenigen Gesetzesvorhaben, bei denen sich die Unionsfraktion bereit erklärt hat, sie noch vor den anstehenden Neuwahlen „in gemeinsamer staatspolitischer Verantwortung gemeinsam zu verabschieden“. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck treibt diese Novelle voran – trotz viel Kritik aus den eigenen Reihen.
„Profitieren wird vor allem die fossile Industrie.“
Derweil warnen über 70 Organisationen – Umweltverbände, Bürgerinitiativen, Gemeinden und Unternehmen – in einem Offenen Brief vor einem „fossilen Irrweg“, den man mit dem Gesetz und dem darauffolgenden Bau der Pipelines beschreite. „Bisherige Erfahrungen zeigen: Weltweit sind CCS-Projekte gescheitert“, heißt es darin. Der Weltklimarat halte CCS für den teuersten Versuch, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Er bezeichne die Wirkung als unsicher. Weltweit seien CCS-Projekte gescheitert.
„Der hohe Energieverbrauch, hohe verbleibende Restemissionen und der überwiegende Einsatz in der Erdöl- und Erdgasförderung sorgen dafür, dass CCS dem Klima und der Umwelt schadet.“ Der „CCS-Irrweg“ verschlimmere die Klimakrise, belaste die Meere und gefährde die Energiewende. „Profitieren wird vor allem die fossile Industrie. Die Kosten in Milliardenhöhe muss die Gesellschaft tragen.“
Robert Fischer ÖDP
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Es ist teurer als den CO2*-Ausstoß zu verhindern und es gibt noch keine großartige Erfahrung mit der Speicherung von CO2.
Man könnte an unvermeidlichen CO2-Quellen wie dem Müllkraftwerk oder Kalkwerken auch CO2-Abschneider hinbauen und mittels Power2Gas überschüssige Solarenergie in die Gasnetze einspeisen. Infos dazu bei Prof. Dr. Sterner.
Aber nein, man baut neue Rohre quer durch Deutschland, was ziemlich sicher unwirtschaftlich ist und unseren Wettbewerbsvorteil noch mehr schwächt. Und wenn uns das in 10 Jahren auf die Füße fällt, waren wir dummen Ökos wieder schuld, weil wir wollten ja die CO2-Neutralität.
Wenn das durchgeht, wärs vielleicht mal wieder Zeit für ein Volksbekehren. Wobei ich bisschen Angst habe, dass bei der derzeitigen Stimmung der Bevölkerung das auch noch mehrheitlich als gute Idee angesehen wird.
(ich kann hier keine tiefgestellte 2 schreiben. Denkt sie euch bitte.)
Ingrid
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Jetzt tauchen schon wieder die Bedenkenträger auf.
Jakob Friedl
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Illustrierte Anfrage der Ribisl-Partie e.V. vom 23. Mai 2024 mit verschiedenen Links zum Thema und die Antwort der Stadtverwaltung: https://ribisl.org/anfrage-co2-pipeline/
thomas otto
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@Rbert Fischer
ob sich das Volk so leicht „bekehren“ lässt?
Robert Fischer ÖDP
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@thomas otto:
Was heißt “bekehren”?
Das Volk ist derzeit zu Recht verunsichert. Aiwanger, Söder und Co. tragen aber nicht zur Verbesserung bei.
Wenn ich nur ideologisch verhindern hätte wollen, hätte ich keinen Vorschlag gebracht, wie man diese Industrien stattdessen erhalten kann.
Horst
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Erst machen Umweltschützende viel Wind um CO2 und dann wird geheult, wenn das Problem großtechnischen angegangen wird. Das zurück zur verarmten Agrargesellschaft, dass diese Leute sich wünschen wird, in einer Demokratie nie mehrheitsfähig sein. Und nein, Utopische alternativen gibt es nicht. Es gibt keine wohlhabenden und energiearmen Gesellschaften. Echter, 1,5°C Klimaschutz bedeutet immer den Weg zurück ins 18. Jahrhundert.
Daniela
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Ich finde die technischen Möglichkeiten interessant, CO2 aus der Atmosphäre zu halten, bzw. daraus Wert zu schöpfen, spannend.
Allerdings habe ich auch keine Ahnung davon, wie man die Pipelines vor Beschädigungen zu 100 Prozent bewahren wollte. Ich denke die Möglichkeiten von Lecks kann man durch systematische Überwachung vielleicht noch händeln.
Aber, wie sieht das bei ‘absichtlicher Beschädigung’ (Sabotage, Kriegshandlungen..) aus.?
Nord Stream 2 dürfte bereits gezeigt haben, dass es durchaus möglich ist.
Prinzipiell wäre es sinnvoller CO2 zu vermeiden.
Florian
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Neben der ‚industrielle Nutzung von CO2, etwa in der Getränkeindustrie‘ könnte es auch eine Zwangsverpflichtung geben, dass z..B in jedem Wohnraum ein CO2- Feuerlöscher vorrätig ist.
Das Problem der Nutzung wäre wieder zu einem großen Teil gelöst und die Menschen beruhigt.
Hast du Mini-Max im Haus, macht dir das Feuer gar nix aus. So oder so ähnlich war der Spruch.
KW
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Kaum spricht Robert Fischer im ersten Post ein paar Fakten an und weist noch auf das Dilemma der Wahrheitsverweigerung im rechtskonservativen, leider mehrheitsfähigen Lager hin, kommt ein Horst um die Ecke und bestätigt seine Aussage. Wirklich schlimm, wie zuverlässig vorhersehbar diese Pawlowschen Reflexe sind.
tom lehner
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Würde es mich nicht interessieren wäre ich nach dem Lesen des Artikels sehr erstaunt wie sehr die Pläne für die Pipeline schon fortgeschritten sind. Warum?
Eine öffentliche Diskussion zu dem Thema ist nicht wirklich existent. Und wie schon bei vielen anderen aus dem Hut gezauberten “Wunderlösungen” wie Atomenergie, Fracking und anderem stehen negative Folgen nicht auf der Agenda.
Die Folgen kennen wir. Die so saubere Kernenergie wird nachfolgende Generationen auf mehrere zehntausend Jahre im Genick sitzen. Wir hinterlassen den Müll den unsere Kinder einlagern müssen. Bis dahin stehen Castoren oberirdisch und warten auf die “Endlagerung”. Die Wahrscheinlichkeit für Unfälle und/oder kriegerische Auseinandersetzungen ist dabei keine schöne Perspektive. Mit Fracking ist es ähnlich. Wir vergiften uns selbst. Aber was solls!
Wers mag: “Gasland” Doku aus 2010.
Aber auch die hier beschriebene Pipelinelösung wird dem Bürger als notwendige “Bewährte” Lösung verkauft. Inklusive internationaler Infrastruktur. Dem Lobbyismus in Berlin und Brüssel sei Dank.
Die Konservativen freuts, muß man doch nix ändern. Die Fossilen bleiben. Die Gelddruckmaschine läuft. Das hat auch nix mit “Bedenkenträgern” zu tun. Das ist die Erfahrung mit Energiepolitik der letzten 50 Jahre. Nach uns die Sinnflut. Wie unausgegoren das ist zeigt uns die Hochtechnologie Atomenergie. Damals wurden “Bedenkenträger” verlacht, verspottet und kriminalisiert. Sellafield, Tschernobyl, Fukushima haben uns gezeigt wie “Nachhaltig” Kernenergie ist. Wie “Günstig” obendrein. Und die bayerischen Wundersöders und Zauberlehrlingaiwangers haben bis heute keine Lösung für die Abfälle die keiner haben will.
Wir haben genügend Alternativen auf Lager. Alternativen die neben einer anderen Umweltbilanz auch neue Arbeitsplätze schaffen werden. Schon Strauß hat uns mit der Steinzeit gedroht wenn wir keine Atomkraft nutzen. Trotzdem haben wir Strauß und den Neandertaler rechts überholt.
Heute ist es nicht anders. Die Technologiehörigkeit mancher Politiker geht über die Wirksamkeit eines “Vater unsers” weit hinaus.
Derweil schaffen sie es nicht ein paar Kabel zu ziehen um Offshore Windparks besser nutzen zu können. Trotzdem, und jetzt die gute Nachricht: Wir faxen immer noch.
Speicherung wie oben von einem anderen Kommentator beschrieben kann eine Alternative sein. Die Vermeidung von Emissionen ist aber der bessere, weil nachhaltigere Weg. Das muß das Ziel sein. Davon werden wir weder ärmer noch dümmer.
Jürgen
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Und trotzdem wird diese technische “Lösung” nicht unendlich laufen können. Wo soll das ganze CO2 überall sicher gelagert werden?
Statt Mrd. dort hinein zu stecken, sollte man langfristige und praktikable Lösungen anstreben.
Eine Verlängerung der fossilen Verbrennung ist tatsächlich zu befürchten, was für unser Land den wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeutet.
Wir sehen es aktuell an VW. Der Konzern ist sehenden Auges in den Abgrund gefahren.
Seit 2016 ist es bekannt, dass China zukünftig elektrische Mobilität durchsetzen möchte und trotzdem haben sich die VW Führungsriege ausgeruht. Bis vor kurzem hat VW mit ihren E-Autos mit regelrechten Abwehrpreisen in Deutschland angeboten, damit man nicht zuviele E-Autos hierzulande verkaufen muss. Gegenüber dem Angebotspreis eines iD3 in China hat VW in Deutschland satte 75% aufgeschlagen!
Wir sind ein innovatives Land mit einem gewissen Hang zur Nostalgie. Diese Nostalgie können wir uns aber nicht mehr leisten.
Was haben wir nicht alles auf den Weg gebracht und dann auf halben Wege gestoppt?
Photovoltaik, Batterietechnik (auch die Natriumbatterie!) usw…
Jetzt möchte VW ein Batteriewerk hochziehen.
Wer sich mit dem Thema auskennt, wird bestätigen, dass so ein Werk erst in ca. 10 Jahren voll in der Produktion ist. Bis eine solch komplexe Technik skaliert läuft bedarf es sehr viel Erfahrung. China hat diesen Status längst und entwickelt unaufhaltsam weiter.
Diese Technik, wie es eingangs Robert Fischer schon erklärt hat, ist an gewissen Punkten sinnvoll. Meist als Übergangslösung, mehr nicht.
Studi
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Im Prinzip ist diese Technologie dazu da Klimaneutral zu werden und gleichzeitig noch fossile Energieträger aus dem Boden zu holen und zu verbrennen. Man kann es sich so vorstellen dass eine Bohrinsel in der Nordsee Erdöl oder Erdgas bohrt, dann das ganze nach Burghausen bringt, dort wird es verbrannt und das entstandene CO2 wird wieder zur Nordsee transportiert, zurück zu Kohlenstoff verbindungen umgewandelt und wieder verbuddelt, am besten gleich in den Löchern wo vorher das Öl/Gas drin war (Ich weiß dass man eigentlich direkt das CO2 Gas in verschiedenen Verfahren dort speichert, aber das Prinzip ist dasselbe). Insgesamt emittiert man dann kein CO2 mehr, aber wäre es nicht sinnvoller gleich in Burghausen, das CO2 zurück in Kohlenstoffverbindungen umzuwandeln und wieder zu verbrennen? Dann würden Kosten auch genau da enstehen wo sie hingehören und man könnte sofort mit der Gewinnung fossiler Energieträger stoppen. Es ist wohl klar dass es den Energiekonzernen lieber wäre, dass der Staat die Infrastrukur schafft, dass sie einerseits weiter an den fossilen Energieträgern festhalten können und andererseits noch eine weitere Einnahmequelle bei der selbst mitverantworteten CO2 Entsorgung nutzen können.
Jürgen
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@ Studi:
Es gibt derzeit 33 CCS-Anlagen weltweit, 11 sind aktuell im Bau und 153 sind in Planung.
Wenn die alle fertig sind, hätten wir 197 CCS-Anlagen weltweit. Die größte Anlage steht in Wyoming und wird von Exxon betrieben. Die schafft pro Jahr 6 Mio Tonnen CO2 abzuscheiden.
Weltweit werden jährlich 40.000 Mio. Tonnen CO2 frei gesetzt!
Man bräuchte also sofort 6.667 CCS-Anlagen, damit unsere Luft so bleibt wie sie aktuell ist. Wir würden dann auf +1,5 C Erderwärmung stehen bleiben.
Die Krux dabei ist, die Anlagen müssten jetzt sofort zur Verfügung stehen, denn während der Bauzeit wird immer mehr CO2 freigesetzt.
Nächstes Problem: Lagerung. Ein kleines Seebeben, eine Spalte oder Ähnliches und auf einen Schlag würden riesige Mengen CO2 frei gesetzt! Außerdem könnten auch die Leitungen undicht werden und das ganze Vorhaben wäre für die Katz. Menschen würden sterben, denn CO2 ist geruchsneutral und dummerweise giftig!
Um unser Klima zu retten und die bald anstehenden Klima-Kipppunkte zu verhindern, wäre eine sehr viel höhere Geschwindigkeit notwendig. Soviel Zeit haben wir nicht mehr!
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird die Hälfte der Erde unbewohnbar sein. Ahrtalereignisse werden jährlich mehrmals bei uns stattfinden und wir werden dann nur noch mit Aufräumen beschäftigt sein bis uns das Geld ausgeht.
Statt schlauerweise die hunderttausende Mrd. Euro in sofort verfügbare Technologien zu investieren, sucht man Wege, um weiter fossile Stoffe zu verbrennen.
Man möchte weiterhin von Diktatoren abhängig sein bis man wirtschaftlich ruiniert ist.
Roche-Dirac
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@Jürgen
20. November 2024 um 13:00 | #
Ihren Abschätzungen und Zahlen kann ich nur zustimmen, innerhalb der üblichen Fehlergrenzen. Da gibt es nicht viel zu deuteln.
Einen Aspekt möchte ich dazu noch anmerken. Diese CCS-Anlagen, Direct Air Capture-(DAC)-Anlagen, etc. verbrauchen natürlich auch selbst wieder Energie.
Die aktuellen Werte für eine Direct Air Capture-Anlage liegen meines Wissens bei etwa 10000 kWh für einen Tonne herausgefiltertes C02. Selbst wenn wir mal annehmen, dass wir da hinsichtlich Energieverbrauch noch deutlich besser werden so in Richtung von 1000 kWh pro Tonne CO2, kann sich jeder mal ausrechnen welche Kraftwerksleitungen dazu alleine für diese CCS/DAC-Anlagen zusätzlich installiert werden müssten.
Ich würde mal schätzen, dass dazu hunderte wenn nicht tausende von Kraftwerken (Kernkraftwerken?) mit einer üblichen Standardleistung von ca. 10 GWh pro Jahr notwendig wären.
Da will ich sehen, wer das installiert, betreibt und bezahlt.
Daniela
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@Roche-Dirac
20. November 2024 um 13:50 | #
Guter Hinweis, danke.
Häufig fehlen bei der Kosten-,Nutzenbewertung derartige Vergleichsmöglichkeiten. Gerade als Laie kann man derartige Probleme gar nicht erfassen oder als vorhanden erkennen.
Jakob Friedl
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Das kontaminierte CO2-Gas aus der Industrie (z.B. Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerken) soll unter dem Meeresboden in einem Schutzgebiet verpresst werden… weil da niemand wohnt. Katastrophalen Folgen für das Ökosystem werden in Kauf genommen. Eine maximal dumme, ineffiziente, aufwendige und teure Lösung, die falsche Anreize setzt und Ressourcen verbrennt, die an anderer Stelle besser eingesetzt werden könnten.
Mr. T.
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Das Sequestrieren von CO2 ist genauso wie die Wiederinbetriebnahme im Abbruch befindlicher AKWs oder die Kernfusion einfach nur unseriöses Geplapper, um von der Notwendigkeit von Änderungen abzulenken. Einen Lotto-Jackpot zum Abwenden einer Insolvenz einplanen ist da seriöser. Man will hier einfach nur Zeit gewinnen, die am Ende dann fehlen wird, nur um jetzt keine unangenehmen Entscheidungen treffen zu müssen, die einem nicht zum Wahlerfolg gereichen werden, so richtig und notwendig sie auch sind. Leider ist die primäre Handlungsmaxime der Politik fast nur noch der nächste Wahlerfolg und nicht mehr die Zukunft des Landes und seiner Bevölkerung. Wenn man doch einmal versucht, sich nicht nur die Taschen vollzustopfen und wegweisende Entscheidungen zu treffen, wird man zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt und von (rechts)konservativen Kräften zum Abschuss freigegeben. Habeck & Co können ein Lied davon singen.
tom lehner
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@ Jakob Friedl..
Danke für Ihre Beiträge
Paul
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Servus
tolles Thema
Vor allem die Beiträge dazu
sachliche, objektive lösungsorientiert ,
Danke
Matthias
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@ Jürgen:
Sie haben geschrieben: “… denn CO2 ist geruchsneutral und dummerweise giftig”
Richtig ist, dass CO2 geruchsneutral ist.
Eindeutig falsch ist, dass es giftig ist. Wenn es tatsächlich giftig wäre, dürften z.B. Getränke nicht damit versetzt werden.
CO2 ist ein nicht brennbares, saures, farbloses und ungiftiges Gas. CO2 kann nur dann indirekt schädlich wirken, wenn die Konzentration in der (Atem)Luft extrem erhöht ist und dann der Sauerstoffanteil zum Atmen entsprechend zu gering ist. Das bedeutet: bei extrem erhöhter Konzentration von CO2 ist nicht das ungiftige CO2 das Problem, sondern der Mangel an Sauerstoff.
Das war übrigens auch ein absolut berechtigter Kritikpunkt an der Maskenpflicht, weil die Maske den natürlichen Gasaustausch beim Atmen behindert und dadurch zu einer erhöhten Rückatmung von CO2 – sprich: zu Sauerstoffmangel führt.
CO ist das farb-, geruch- und geschmacklose Gas, das toxisch ist.
Das sollte man meiner Meinung nach wissen und dann auch sauber auseinanderhalten.
Native
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Man darf gespannt sein, welche „ultimative Lösungen“ die Menschheit in näherer oder ferner Zukunft (10.000 Jahren) zur Bewältigung der Klimaerwärmung und dem „Überleben“ überhaupt, in der „Pipeline“ hat. Über die derzeitigen Lösungsansätze wird man in ein paar Jahrhunderten, vorausgesetzt alle Nationen machen mit, vermutlich mitleidig schmunzeln. 😊
Leider kann ich mir zum Thema passende Videos, nicht verkneifen.
Matthias
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Will man vom eigentlichen Problem ablenken?
Sf6 -Treibhausgas als Klima-Gefahr in Windrädern.
Es wirkt rund 22.800 Mal so stark wie die identische Menge Kohlendioxid.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/erneuerbare-energien-windkraft-treibhausgas-sf6-101.html