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Gescheitertes Sponsoring

Triathletin klagt 12.000 Euro bei Spoosty ein

Der Chamer Hersteller des Nahrungsergänzungsmittels Spoosty stieg als Marke im letzten Jahr intensiv in den Ausdauersport ein. Im Januar 2020 wurde ein eigenes Triathlon-Team mit Namen wie Sebastian Neef präsentiert. Ein halbes Jahr später wurden ein Athlet und eine Athletin gefeuert. Letztere erstritt nun 12.000 Euro am Landgericht Regensburg.

Als das Spoosty-Team noch komplett war: Marchelo Kunzelmann-Loza, Laura Zimmermann, Sebastian Neef, Roman Deisenhofer (v.l.n.r. ). Foto: Spoosty

Am Anfang stand ziemlich viel Ambition. Die 2018 in Cham gegründete Spoosty GmbH brachte ein gleichnamiges flüssiges Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt. Das Vitamin- und Mineralstoffpräparat soll sportliche Leistungen um etwa acht bis zwölf Prozent steigern, Regenerationsprozesse beschleunigen und das Immunsystem stärken. Eine 700-ml-Flasche kostet knapp 70 Euro.

WERBUNG

Um sich von der zahlreichen Konkurrenz in diesem Marktsegment abzusetzen, ist Markenbildung das Ein und Alles. Spoosty setzte deshalb schon früh auf Sponsoring bei Sportevents im Bereich des Ausdauersports und gewann mehrere Athletinnen und Athleten als Werbeträger. Zum „spoosty sports.team“ gehört zum Beispiel die ehemalige Regensburger Weltklasse-Läuferin Corinna Harrer oder der Münchener Eisschnellläufer Hendrik Dombek. Zuletzt konnte der ehemalige Fußballbundesliga-Trainer Markus Weinzierl als „Ambassador“ gewonnen werden.

2.000 Euro Monatseinkommen

Einen großen Fokus legt Spoosty auf den Triathlon. Im Januar 2020 verkündete das Unternehmen in Regensburg medienwirksam die Gründung eines eigenen Vierer-Teams namens „pro.tri.team“ mit Roman Deisenhofer, Laura Zimmermann, Marchelo Kunzelmann und dem bekannten Regensburger Triathleten Sebastian Neef. Bei der Vorstellung des Teams sagte Spoosty-Chef Paetrick Arndt laut MZ:

„Wir wollen nicht kurzfristig aufploppen, sondern langfristig erfolgreich sein.“

Drei der Teammitglieder wurden mit jeweils einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. Dieser beinhaltete laut Branchenmagazin tri-mag.de unter anderem eine monatliche Zahlung von 2.000 Euro, die Übernahme von Startgebühren, ein geleastes Fahrzeug, die Erstattung von Trainingslager-Kosten sowie hohe Siegprämien von bis zu 13.000 Euro, die sich am Umsatz des Unternehmens orientieren. Als Gegenleistung sollten die Triathleten und die Triathletin Werbeaufgaben für Spoosty zum Beispiel durch Erwähnungen in Sozialen Medien übernehmen.

Hawaii und Red Bull

30.000 bis 40.000 Euro monatlich wollte Arndt in das Triathlon-Engagement stecken. Von 500.000 Euro jährlichem Gesamtvolumen ist die Rede. Das Szeneblog Pushing Limits freute sich für die vier Ausdauersportler: „Dass sie nun ein Team gefunden haben, in dem sie zukünftig jeglichen Support erhalten und sich sorgenfrei auf den Sport konzentrieren können, ist einfach stark.“

Das sportliche Ziel: Irgendwann soll ein Hawaii-Sieger von Spoosty kommen. Der Ironman Hawaii ist das wichtigste und prestigeträchtigste Triathlon-Rennen der Welt. Und wirtschaftlich? Laut Triathlet Deisenhofer soll der Spoosty-Geschäftsführer gesagt haben: „In zehn Jahren sind wir so groß wie Red Bull.“ Zum Vergleich: Der österreichische Energy-Drink-Hersteller und gigantische Sportvermarkter kommt auf einen Jahresumsatz von über sechs Milliarden Euro.

Fünfjahresverträge hielten ein halbes Jahr

Die Ernüchterung kam beim oberpfälzischen Nutrition-Hersteller recht schnell. Für Deisenhofer und Zimmermann wurden aus den fünf Jahren lediglich ein halbes. In einer knappen Pressemitteilung Anfang Juli 2020 gibt Spoosty bekannt:

„Aufgrund der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation, die auch und gerade an jungen und kleineren Unternehmen nicht spurlos vorübergeht, müssen wir mit Bedauern heute leider mitteilen, dass Laura Zimmermann und Roman Deisenhofer nicht mehr Teil des spoosty pro.tri.teams sind.“

Obwohl Deisenhofer Anfang 2020 mit den anderen vorgestellt wurde, hatte er nach Bekunden beider Parteien nie einen beidseitig unterzeichneten Vertrag. Stattdessen habe Spoosty laut MZ im Sommer von ihm „eine fünfstellige Summe für Sachleistungen wie Rad, Trainingslager oder Trainerkosten“ gefordert. Eine rechtliche Auseinandersetzung mit Deisenhofer gebe es laut Spoosty aktuell jedoch nicht.

Athletin sah kein Geld und klagte

Anders bei Zimmermann, die seitens des Unternehmens einige Kritik erntet. So soll sie ihren Werbeverpflichtungen kaum nachgekommen sein und schon zwei Monate nach ihrem Teambeitritt war es für Spoosty eigentlich vorbei. Bei einem Mallorca-Trainingslager habe sich Zimmermann etwa überwiegend in der Kleidung eines anderen Sponsors gezeigt. Spoostys Marketingchef Matthias Walk gegenüber tri-mag.de:

„Am 16. März hat uns Frau Zimmermann die Hotelkosten in Rechnung gestellt. Während dieses Trainingslagers hat Frau Zimmermann die Marke Spoosty, wie ihren Social-Media-Accounts zu entnehmen ist, nur äußerst dürftig repräsentiert beziehungsweise nicht so, wie es vertraglich vereinbart war. Das war der sprichwörtlich letzte Tropfen, der aus unserer Sicht dann das Fass zum Überlaufen gebracht hat – was dann letztendlich zu der Entscheidung geführt hat, uns von Frau Zimmermann zu trennen.“

Von Januar bis Juli 2020 erhielt Zimmermann nach eigener Auskunft kein Geld von Spoosty und klagte deshalb.

Im Urkundenprozess bekommt Zimmermann Recht

Nun bekam sie Recht. Das Landgericht Regensburg verurteilte Spoosty zu einer Zahlung von 12.000 Euro an seine frühere Athletin Laura Zimmermann. Das entspricht den vertraglich vereinbarten Einkünften für ein halbes Jahr. Im Urteil des Urkundenprozesses vom vergangenen Freitag heißt es, dass Bestandteil des Sponsoringvertrags nicht die „eigenständige Erbringung von Werbeleistungen“ durch Zimmermann war. Spoosty hätte hierbei mitwirken müssen, um seine Werbeinteressen sicherzustellen.

So wie der Vertrag formuliert sei, gehe das Gericht eher von Vorleistungen seitens des Unternehmens aus. Es sei Gesponserten regelmäßig nur durch ebensolche Zahlungen möglich, „die unterstützenden Aktivitäten überhaupt tatsächlich auszuführen,“ so das Gericht.

Spoosty kann Nachverfahren mit weiteren Beweisen anstrengen

Spoosty hat aber nun die Möglichkeit in einem Nachverfahren durch weitere Beweise (nicht nur Urkunden, sondern etwa Social-Media-Posts) oder Zeugen ein anderes Urteil anzustrengen. Ob das Unternehmen davon Gebrauch macht oder die Zahlung an Zimmermann akzeptiert, will uns Marketingchef Matthias Walk mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht mitteilen.

Aktuell sind im pro.tri.team noch die beiden Regensburger Neef und Kunzelmann. Spoosty möchte als Marke weiterhin voll durchstarten. Die „Unternehmensziele haben sich nicht geändert,“ so Walk. Red Bull scheint dem Chamer Start-Up also noch in Reichweite. Neun Jahre bleiben noch.

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Kommentare (9)

  • Bernd

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    “[… ] unter anderem eine monatliche Zahlung von 2.000 Euro, die Übernahme von Startgebühren, ein geleastes Fahrzeug, die Erstattung von Trainingslager-Kosten sowie hohe Siegprämien von bis zu 13.000 Euro, die sich am Umsatz des Unternehmens orientieren.”

    Melde mich freiwillig. Werde nur noch Klamotten mit dem Firmenlogo tragen, auch beim Joggen 1x die Woche und ich melde mich beim Ironman an. Sollte ich dort nach wenigen Kilometern umkippen, regeneriere ich mich danach bestimmt auch wieder schnell mit dem genannten Drink.

    Kann ich die Miete aktuell auch als “Trainingslager-Kosten” verrechnen? Das wäre nett, aber alternativ ziehe ich auch durchgehend in ein Hotel.

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  • semmeldieb

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    wo bekomme ich das zeug?
    kann derzeit gut verteilt 80kg heben und 50 kg tragen. 10% wäre prima gesteigert auf 88\55!
    haben will!

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  • Mr. T.

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    Wenn das Zeug was taugen würde, müsste man niemanden mit viel Geld dazu zwingen, es zu nehmen – oder zumindest so zu tun, als würde man es nehmen.
    Nahrungsergänzungsmittel sind derzeit gesellschaftlich weitgehend akzeptierte Mittel, um den Leuten in großen Mengen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dabei sind dagegen sogar Container-Beteiligungen oder seriöser.

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  • sportler

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    Wird P.A. aus Cham es schaffen größer als RedBull zu werden?
    Immerhin konnte er – wie auch immer – beim Bayerischen Leichtathletikverband Partner werden. Vielleicht kann RD aufklären ,woher ein junger Mann aus Cham so viel Geld hat, um mit solchen Geldbeträgen um sich zu werfen. Steckt da noch anderes (andere Geschäfte) und andere Personen dahinter?

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  • Jakob Friedl

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    Zum Thema Leistungssport und Nahrungsergänzungsmittel, Sportwetten, Leistungsdruck, Mode und Geschlechterrollen empfehle ich den Roman „Der Übermann“ von Alfred Jarry, der 1902, also ein Jahr vor der ersten Tour de France, erschien. Reenactment von Rainer Ganahl: http://perpetualmotionfood.com/

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  • Dugout

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    70 Euro für die Flasche Limo? Ist das marktüblich? kenn mich da nicht so aus. Würd mir aber mal durchrechnen ob Koks nicht das bessere Preis/Leistungs- Verhältnis bietet.
    Mich erinnert dieses großkotzige Geseier ja mehr an einen Regensburger Radlbauer.
    Der mit den 100.000Euro Radl.

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  • sportler

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    @Günther Herzig: meine Rede. Es gibt keine Verwechslung P.A. von Spoosty ist P.A. der Immobilienmakler. So viel ich weiß hat P.A. auch mehrere andere Start Ups schon “an die Wand gefahren”. Und ja, ein weiterer Prozess wird im nur Publicity bringen.

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  • Karl Esss

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    Wer im Jahr 2020 noch denkt mit einer Supplement Marke durchstarten zu können ist auch sehr optimistisch andere würden es wohl naiv nennen.
    Der Markt ist sowas von abgegrast und hat einen dermaßen schlechten Ruf, unter anderem wegen hanebüchenen Versprechungen der Wirksamkeit der Mittel oder windigen Multi Level Marketing Strategien die meist nichts anderes als Schneeballsysteme sind.
    Aber der innovative „Paetrick“ wird schon wissen was er da tut, immerhin kann er sich in seiner Instagram Bio „Entrepreneur“ nennen und davon träumen „dem Hamsterrad“ entkommen zu sein.

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  • Mr. B.

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    Der Wahnsinn, was man mit Versprechungen alles erreichen kann!
    Geld regiert die Welt!!! Man kann a nicht genug davon haben!
    “Start Up” ein wunderschöner Name für Deutschland, Bayern und natürlich auch für Cham!!!
    Kriegt man für diesen teilweisen Irrsinn nicht auch noch Fördermittel von der EU?

    Dann noch eine Frage: “Wer ist denn dieser im Artikel genannte Matthias Walk?”

    Aber wahrscheinlich nur dann, wenn man RED BULL überholen möchte??????

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Kommentare sind deaktiviert

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