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Obduktionsbericht liegt vor

Toter nach Polizeieinsatz: Es gab keine Eisenstange

Bevor Daniel S. bei einem Polizeieinsatz aus bislang nicht geklärter Ursache starb, soll er einen Mann „möglicherweise“ mit einer Eisenstange geschlagen haben. So wurde es zumindest zunächst von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Doch diese Eisenstange gab es offenbar überhaupt nicht.

Woran der 31-Jährige Mann starb, der am 20. März bei einem Polizeieinsatz zwischen Grünthal und Regensburg ums Leben kam, bleibt weiter ungeklärt. Der Staatsanwaltschaft liegt das schriftliche Obduktionsergebnis seit Montagabend vor, Rechtsanwalt Philipp Pruy, der die Mutter von Daniel S. vertritt, allerdings noch nicht. „Man hat mir mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft noch Rückfragen an das rechtsmedizinische Institut habe“, so Pruy. Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher erklärt gegenüber unserer Redaktion, dass das rechtsmedizinische Institut erst nach Vorliegen des toxikologischen und feinstofflichen Gutachtens zur Todesursache Stellung nehmen werde – also frühestens in etwa drei Wochen.

Kopfwunden oder Totenflecken?

Doch auch ohne schriftlichen Obduktionsbericht hat Pruy bereits seinerseits Fragen an die Staatsanwaltschaft geschickt, um sie an die Rechtsmediziner weiterzuleiten. Vor allem geht es darum, wie zwei auffällige Wundmale am Kopf von Daniel S. entstanden sein können. Er habe Fotos davon, die die Familie im rechtsmedizinischen Institut gemacht habe, einem Facharzt gezeigt, so Pruy. Dieser habe erhebliche Zweifel „an der Aussage gegenüber den Angehörigen, dass es sich bei den Verfärbungen am Schädel um Totenflecken handelt.“ Tatsächlich zeigen die Fotos, die unsere Redaktion einsehen konnte, vor allem an der rechten Schläfe ein auffälliges Wundmal.

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Erfahrungsgemäß lasse sich bei einer Obduktion in 90 bis 95 Prozent der Fälle die Todesursache feststellen, so Pruy. „Beim hier vorliegenden Todesfall müssen im Gutachten jegliche Einwirkungen durch äußere Gewalt ausgeschlossen werden.“ Zu den zahlreichen Fragen, die der Rechtsanwalt nach Rücksprache mit dem Arzt deshalb an die Staatsanwaltschaft gerichtet hat, zählt unter anderem die, ob ein Schädel-CT gemacht wurde, um Gasansammlungen im Gehirn oder schwer erkennbare Hämatome feststellen bzw. ausschließen zu können.

Für eine private Obduktion fehlt den Angehörigen das Geld

Die Verbrennung des Leichnams hat der Rechtsanwalt erneut verschieben lassen, bis all diese Fragen beantwortet sind und gegebenenfalls klar ist, ob der Tote nochmal untersucht werden muss. Der Familie stehe es frei, auf eigene Kosten eine erneute Obduktion vornehmen zu lassen, hieß es zuletzt von der Staatsanwaltschaft. Doch dafür fehlt den Betroffenen das Geld.

Zwischenzeitlich wurde die Anruferin vernommen, die die Polizei alarmiert hatte. Sie habe Daniel S. dabei beobachtet, wie er trockene Blätter angezündet und in den Papierkorb bei einer Bushaltestelle geworfen habe. Nach dem Anruf bei der Polizei habe ihr Mann Daniel S. angesprochen. Dieser habe ihm unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen, so dass er mit einer Platzwunde zu Boden ging. Dann sei er eher gemächlich weiter gelaufen. Die Anruferin folgte ihm mit Sicherheitsabstand – immer die Polizei am Handy. Eine Verletzung bzw. ein Wundmal am Kopf hatte Daniel S. im Vorfeld des Polizeieinsatzes laut ihrer Aussage nicht.

Zeugin: Es gab keine Eisenstange.

Völlig unklar ist, warum oder ob überhaupt bei dem Notruf von einer Eisenstange die Rede war, mit der Daniel S. zugeschlagen und so den Mann verletzt haben soll bzw. wie es zu dieser Annahme der hinzugerufenen Streife und später in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft kam. Weder wurde eine Eisenstange gefunden, noch bestätigte die Anruferin, dass der jetzt Tote mit einer solchen zugeschlagen habe. Es gab sie offenbar überhaupt nicht. Dies sei noch Gegenstand der Vorermittlungen, so Oberstaatsanwalt Rauscher.

Bei seiner Festnahme soll sich Daniel S., der seit seinem 16. Lebensjahr unter Schizophrenie litt und starke Medikamente nehmen musste, heftig gewehrt und auch einen Polizisten am Kopf verletzt haben. Als Beamte versucht hätten, ihn an den Füßen zu fesseln, habe er plötzlich aufgehört zu atmen und sei letztlich verstorben, heißt es bislang.

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Kommentare (3)

  • Eva

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    Bitte unbedingt weiter über diesen Fall berichten! Der Umgang der Polizei mit psychisch erkrankten Personen ist oft desaströs und von unnötiger Gewalt geprägt. Es scheint völlig am Wissen zu fehlen, wie mit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen umgegangen werden kann, um die Situation zu deeskalieren.

    Wie viel kostet die private Obduktion? Evtl. finden sich ja Spender um diese zu finanzieren.

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  • Die Mutter

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    Gestern wurde ich als Kundin unfreiwillig Zeugin eines Polizeieinsatzes in der NORMA im Brennpunkt Hornstrasse. Zwei Streifenwagen mit insgesamt 4 derartiger Beamten rückten an und nahmen dort einen Mann in den Schwitzkasten und drückten ihn dann mit dem Kopf auf den Recyclingtisch. Er schrie laut auf, daneben lag ein Hefezopf. Vermutlich hatte er diesen gestohlen. Mein Eindruck ist: bei solchen Aktionen kann man schon mal versehentlich zu Tode kommen.

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  • Tod bei Polizeieinsatz: Daniel S. erneut obduziert » Regensburg Digital

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    […] Völlig unklar ist, warum die Streifenbesatzung an jenem Abend davon ausging, dass der 31-Jährige mit einer Eisenstange zugeschlagen haben soll, die später auch in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft als mögliche Tatwaffe genannt wurde. Die vermeintliche Eisenstange bestätigte im Nachhinein weder die Anruferin noch wurde eine solche g… […]

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