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Zwei Jahre nach seiner Action-Revue The Expendables meldet sich Sylvester Stallone mit einer vollmündig angekündigten Fortsetzung zurück. Ganz nebenbei liefert er mit der Spaßmetzelei ein Paradestück ideologischer Arbeit ab. Neue Reihe zum Wochenende: FilmRISS.
Foto: Metropolitan FilmExport
Sylvester Stallone, der alte Knochen des Action-Kinos, hat nie einen Hehl aus seiner filmischen Liebe zum Bang-Boom-Bang gemacht. Mit „The Expendables“ wollte er 2010 die Leinwände dann noch einmal so richtig brennen lassen und organisierte ein bis dato nicht gesehenes Meet and Greet der Action-Größen, selbstverständlich mit dem Maschinengewehr im Anschlag, um zu beweisen, dass er und seine Weggefährten aus den Siebzigern und Achtzigern noch lange nicht zum alten Eisen gehören – selbst wenn sie so aussehen. Der Erfolg gab ihm recht, sodass er unlängst den zweiten Teil seiner Schlachtparade mit Starbesetzung in die Kinos bringen konnte.
Erwartungsgemäß muss zur Handlung nicht viel gesagt werden; die „Expendables“ sind eine Söldnertruppe, die sich durch die Problemregionen dieser Welt schießt, um die Pläne einer versteckten Plutoniummiene zurückzuerobern. Nun kann man sicherlich darauf hinweisen, dass es im Action-Genre noch nie um die großen Storys ging; Logiklücken und Sinnentleertheit gehören in vielen Drehbüchern beinahe schon zum guten Ton. Ganz abgesehen davon, dass diese Behauptung nur bedingt richtig ist: Was bei „The Expendables 2“ wirklich sauer aufstößt, ist, dass der Film vielleicht keine nennenswerte Handlung besitzt, dafür aber munter mit äußerst zweifelhaften Motivationen, Hintergründen und Werten jongliert. Ob er das fahrlässig oder beabsichtigt tut? Fraglich. Ersteres wäre nicht schön. Letzteres würde den Film zum Propagandastück machen.
Ideologie wächst am besten auf verbrannter Erde
Der Sozialtheoretiker und Zeitkritiker Theodor Adorno sprach seinerzeit im Zusammenhang mit Hollywood von einer „Kulturindustrie“, die durch lückenlose Reproduktion der Realität im Film kulturelle mit politischer Gleichschaltung korreliere. Auf „The Expendables 2“ angewendet bedeutet diese Formel, vereinfacht gesprochen: Das, was uns Stallone und seine Truppe von MG-Rentnern vor der Kamera vorspielen, hat gerade deshalb eine so suggestive Wirkung auf uns, weil wir keine Handlung erkennen, der wir die Eindrücke zuschreiben können.
Stattdessen sehen wir nur eine Gruppe testosterongeschwängerter Männer, die mit allerhand Feuerkraft auf eine aus gesichtslosem Kanonenfutter bestehende Horde Gegner ballert. Punkt. Warum? Vor allem, weil sie es können. Reicht das an Legitimation? Ja, denn die „Expendables“ stehen auf der richtigen Seite; sie sind die Guten. Und Verluste auf Seiten der Bösen sind bekanntermaßen immer legitim, egal, wie sie erzielt werden. Schließlich verwendet der Film ja auch reichlich Mühe darauf, das Publikum davon zu überzeugen, wie böse Stallones von Jean-Claude Van Damme verkörperter Gegenspieler ist: Er lässt Frauen und Kinder für seine niederen Machenschaften schuften – böse –, erschießt sie scheinbar wahllos – sehr böse – und will Plutonium an die noch Böseren verkaufen.
Was hier lächerlich klingt, ist in Wahrheit nichts anderes als der Fetzen Legitimation, der echten Soldaten in echten Krisengebieten übrig bleibt; nur die Überzeugung, für die richtige Seite zu töten, macht den Mord zur Heldentat. „The Expendables 2“ unterstützt diese wackelige Argumentation nach Kräften und mit allerhand Munition. Auf verbrannter Erde wächst nichts mehr, außer Ideologie.
Politik mit Sturmgewehr und Popcorn
Für jeden, der die Kost immer noch nicht gefressen hat, zieht der Film dann auch plakativ Parallelen zu aktuellen Konflikten in der Realität. Der junge Soldat, der in Afghanistan seine Gefährten in einem Hinterhalt der Taliban verloren hat, flüchtet sich selbstverständlich nicht ins Privatleben, sondern in Stallones Söldnertruppe, wo er weiter munter das Scharfschützengewehr sprechen lässt. Wie es das Schicksal so will, wird er dort von den Bösen erwischt – interessanterweise nicht durch eine Schusswaffe – und so zum einzigen Opfer unter den Guten. Schlimm? Weit gefehlt. Stallone & Co verdrücken nicht eine Träne, denn klar: Sterben für die gute Seite ist ehrenhaft. Das weiß auch die Frau des Toten in der Heimat, die mutig und mit Stolz in die Zukunft blicken kann. Mit ein paar Flaschen Bier wird auf den verlorenen Gefährten angestoßen, dann geht es weiter; Business as usual. Nepal, Albanien, Afghanistan? Völlig egal.
So macht „The Expendables 2“ mit einer Menge konservativ-amerikanischer Superstars Politik mit Popcorn und Sturmgewehr. Werte wie Ehre und Tapferkeit sind das Gesetz des Schlachtfeldes, auf dem es Orientierung nur in Form von beweglichen Zielen gibt. Unterhaltungstauglich garniert mit einer Reihe zweifelsohne funktionierender, aber dennoch flacher Gags zwingen uns die Filmemacher, das Gesehene zumindest mit einem Schmunzeln zu quittieren. Und schon Adorno wusste: Kulturindustrie ist die Form der Ideologie, in der das Lachen zur Zustimmung wird.