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Beiträge mit Tag ‘Theater’

Ein Abend, zwei Opern

Orpheus-Mash-Up mit prima Fischtank

Das wirklich Schöne an Mythen ist ihre Flexibilität. Die Menschen in der griechischen Antike haben sich nicht die Bohne daran gestört, dass ihr Entstehungsmythos entweder etwas mit dem goldenen, dem silbernen und dem ehernen Zeitalter der Menschen zu tun hatte oder wahlweise etwas mit Prometheus. Sie nahmen, was kam und empfanden die Widersprüchlichkeit der Geschichten als eine Bereicherung.

Orpheus (Yosemeh Adjei) und der himmlische Fischtank. Foto: Jochen Quast

Eine dieser flexiblen Mythen ist die Geschichte von Orpheus und Eurydike. Der begnadete Sänger Orpheus, der aus unquellbarer Trauer um seine verstorbene Frau Eurydike diese kurzerhand mittels Sangeskunst aus dem Hades befreien will, muss eine Bedingung erfüllen: Er darf sich auf dem Weg nach oben nicht nach Eurydike umsehen, nicht mit ihr sprechen. Nur wenn er diese Regel beachtet, darf Orpheus mit Eurydike in das Reich der Lebenden zurückkehren. Natürlich, wie soll es anders sein – Orpheus muss schauen, Eurydike muss in den Hades zurückkehren. Eine Geschichte, ein Ende könnte man meinen. Doch nicht so für Christoph Willibald Gluck und Kurt Weill, die jeweils andere Zugänge zu dem Orpheus-Stoff gefunden haben. Wo der eine Orpheus und Eurydike nach langem Martyrium glücklich vereint in den metaphorischen Sonnenuntergang schreiten lässt, sieht der andere einen modernen Orpheus, dessen Gesang in der tosenden Großstadt kläglich untergeht, dessen Eurydike ihn verlässt und der sich am Ende das Herz im Wartesaal entzwei schießt. Unter der Regie von Peter Lund ist hier ein Opernabend aus unterschiedlichen Komponenten entstanden, getragen zum einen durch den gemeinsamen Stoff, zum anderen durch die monochromatische Bühne, die sich in der Kostümfarbgebung widerspiegelt (Bühne und Kostüm: Claudia Doderer). Die Erzählweise rückwärts im Zeitstrom – zunächst das Schicksal Orpheus’ in der beginnenden Moderne, dann ein Rücksprung zum Orpheus im Barock – sorgt dafür, dass nicht der radikale Mash-Up-Charakter entsteht, der den Abend revolutionär gemacht hätte. Auch das Stühlerücken im Orchestergraben zwischen beiden Teilen war schade, wenn auch durch die unterschiedliche Orchesterbesetzung in beiden Stücken unvermeidbar. Wir wurden jedoch mehr als versöhnt durch die gesangliche Leistung von Yosemeh Adjei, Michaela Schneider und Aurora Perry. Vor allem Counter-Tenor Adjei war die Überraschung des Abends, mit einer gestischen und mimischen Lebendigkeit, dass es eine Freude war, ihm nicht nur beim Singen, sondern auch beim Spielen zuzusehen – was offenbar auch der Herr neben mir im Zuschauerraum dachte, der mit glänzenden Augen seiner Begeisterung im Applaus Luft machte. Schöne Momente im Theater, in der Tat. Dieser Orpheus-Abend mit seiner thematischen Ambivalenz zeugt von einer Kreativität im Umgang mit Gewohntem und ist hoffentlich programmatisch für die neue Intendanz. Ein Stoff ist ein Stoff. Kein falscher Respekt. Freiheiten sind erwünscht. Ach, wär das schön. Der Himmel übrigens ist am Theater Regensburg eine moderne Kunstausstellung: irgendwie dadaistisch, aber mit prima Fischtank!
Theaterfest mit dem neuen Intendanten

Ein Kessel Buntes für die Provinz

Jens Neundorff von Enzberg hat in der Vergangenheit subtil betont, dass er Regensburg und sein Stadttheater für eher provinziell hält. Da man aber offenbar verkrustete Strukturen nur nach und nach aufbrechen kann, war das gestrige Theaterfest eine Mischung aus Altbewährtem und Unkonventionellem.

Raschelndes Kleid auf nacktem Beton

Wenn schon ökonomische Abhängigkeiten, so die Logik von La Traviata, dann doch bitte mild gedämpft durch rauschende Partys der Pariser Elite und ordentlich viel zu trinken. Der Preis, der dafür zu zahlen ist, ist selbstverständlich alles andere als gering. Die ungleichmäßige Verteilung von Geld und Macht und die damit verbundenen Freiheiten und Abhängigkeiten sind dann auch zentrale bildliche Motive der von Arila Siegert inszenierten Oper, die am Theater Regensburg noch bis zum 21. Juli zu sehen ist.

Draußen sternklar, drinnen leichte Brise

„Der Sturm“ ist sicherlich nicht leicht zu inszenieren. In seinem vermutet letzten Stück lässt Shakespeare ambivalente Charaktere auflaufen, die auf mehreren Ebenen demonstrieren, wie Macht korrumpiert und Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Dass „Der Sturm“ traditionell zum Intendantenwechsel gespielt wird, wie Friederike Bernau, die Chefdramaturgin am Theater Regensburg erklärt, verwundert denn auch nicht. Hier […]

Warnung für den Nachfolger

Anbetung des Todes: Wolfgang Schwaninger in “Die tote Stadt”. Fotos: Juliane Zitzelsperger „Die tote Stadt“ des Komponisten Erich Wolfgang Korngold ist die Oper, die sich Intendant Ernö Weil für seine diesjährige Inszenierung ausgesucht hat. Uraufgeführt 1920 und in Europa und Amerika erfolgreich, verboten die Nazis die Aufführung von Korngolds Werk in den 1930er Jahren; Korngold […]

„Was sind das – moderne Regensburger?” Oder: Schlingensief und wir!

Nicht nur Schlingensief-Fans sollten sich den 25. Februar 2011 vormerken. An diesem Freitag steigt um 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr) im Andreasstadel in Regensburg ein Abend, der an den 2010 verstorbenen Künstler erinnert. Im Fokus dabei: Die famos gescheiterte Kulturhauptstadtbewerbung Regensburgs im Jahr 2005, bei der Christoph Schlingensief eine bemerkenswerte Rolle spielte.Die so genannte „Fünferbande“, […]

„Brück Dich, Regensburg!“

„Heil Dir, Mac Hansi. Heil! Heil Dir, Than von Freilassing!“ Vorneweg: König Hansi, vom Dreiviertelmonarchen zum 42-Prozent-Hansi geschrumpft, hat es in Kasperlhausen schon mal schwerer gehabt. Doch zum 15jährigen Jubiläum des Kasperltheaters Larifari hat Christoph Maltz neue Richtlinien auf der Würschtlbühne durchgesetzt. Und so nimmt sich der neuste Kasperl-Streich zu den Vorgängen in Kasperlhausen vergleichsweise […]

Spektakeltheater für die Kleinsten

Wer sich anschauen will, wie gerne die Stadt ihre Kultur hat, solange sie harmlos und lieb ist, der sollte das Kindermusical „Der Lebkuchenmann“ (Premiere: 15.11.2008) im Velodrom nicht verpassen. Inszeniert von Edda Klepp wird da getanzt, gesungen, gewuselt und moralisiert, was das Zeug hält Die Kinder können sich sofort mit dem verspielten überdimensionalen Bühnenbild eines […]

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