Die Spur der Steine
Im nationalsozialistischen Regensburg gab es ein System der Bereicherung, in dem Stadtpolitik(er) und Bauwirtschaft bestens harmonierten und davon reichlich profitierten. Ein eindrückliches Beispiel für das gedeihliche Zusammenwirken von parteilicher Stadtpolitik und hiesiger Immobilienwirtschaft ist der Aufstieg des Bauunternehmers Xaver Schwarz. Der Ratsherr und NSDAP-Ortsgruppenleiter baute aus den Steinen der 1938 zerstörten Jüdischen Synagoge drei Häuser auf Grundstücken, die ihm NS-Bürgermeister Hans Herrmann zugeschustert hatte.
Die Zerstörung der Regensburger Synagoge durch nationalsozialistische Brandstifter jährt sich am Samstag zum achtzigsten Mal. Für den Abbruch der Brandruine beauftragte die Stadtverwaltung 1938 den Bauunternehmer Xaver Schwarz, die hierbei anfallenden Kosten musste gemäß der antisemitischen Verfolgungspraxis die jüdische Gemeinde tragen. Mit den aus dem Abbruchmaterial recycelten Ziegelsteinen erbaute Schwarz, seit 1932 Leiter NSDAP-Ortsgruppe Regensburg Nord, seit 1935 Obermeister der Bauinnung und auch Ratsherr, im Jahr 1939 drei Häuser. Die dafür notwendigen Baugrundstücke schusterte ihm die Stadtverwaltung unter dem Nazibürgermeister Hans Herrmann in einem wohlfeilen Tauschgeschäft zu.