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Beiträge mit Tag ‘Rotkreuzheim’

Beatmungsstation im Rotkreuzheim

Den längeren Atem

Im Rotkreuzheim werden Pflegebedürftige verlegt, um eine dringend benötigte Beatmungsstation unterzubringen – dem erbitterten Widerstand eines ehemaligen Angehörigen zum Trotz.

Von David Liese

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Konnte dem Gegenwind gegen die geplante Beatmungsstation im Rotkreuzheim trotzen: BRK-Kreisgeschäftsführer Sepp Zenger. Fotos: ld.

„Herr Zenger hat da offensichtlich eine sprudelnde Geldquelle entdeckt“, schimpft Prof. Dr. Wolfgang Piendl am Telefon. Die Geschäftsführung des Bayerischen Roten Kreuzes handle „ohne jede Empathie für Betroffene“. „Die Leute sollten wissen, was sie erwartet, wenn sie ihre Angehörigen in ein Heim des Roten Kreuzes geben.“

Bis vor einigen Monaten lag Dr. Piendls Mutter in der Station „Lavendelweg“ des Rotkreuzheims in der Rilkestraße. Anfang Juli ist sie verstorben. Dennoch führt Piendl seinen Kampf gegen das Rote Kreuz und speziell seinen Kreisgeschäftsführer Sepp Zenger weiter. Zumindest will er, dass „die Öffentlichkeit bescheid weiß.“ „Nicht, dass noch mehr Regensburger schmerzlich in Erfahrung bringen müssen, dass sie ihre pflegebedürftigen Angehörigen unter einer Baustelle untergebracht haben.“

Pflegebetten reduzieren für eine Beatmungsstation

Der Anlass für Piendls Ärger sind die im März bekanntgewordenen Pläne von Zenger, die Station „Lavendelweg“ im Rotkreuzheim zu schließen. Die Räumlichkeiten sollen an eine Tochtergesellschaft der Linde AG vermietet werden. Remeo, so heißt die Firma, möchte hier eine moderne Beatmungsstation einrichten. Die Patienten des „Lavendelwegs“ sollten zugunsten dieser Vermietung in andere Stationen des Hauses verlegt werden.

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Posierten für die Presse im Rotkreuzheim: BRK-Kreisvorstandsvorsitzender Dr. Heinrich Körber, Remeo-Geschäftsführer Konrad Bengler und BRK-Kreisgeschäftsführer Sepp Zenger (v.l.). Im Hintergrund: Dr. Michael Pfeifer von der Klinik Donaustauf, Prof. Dr. Bernhard Graf vom Uniklinikum und Dr. Andreas Kestler von den Barmherzigen Brüdern.

Erst jetzt – fast ein Jahr nach dem ersten Kontakt – haben Remeo und das Rote Kreuz den entsprechenden Mietvertrag unterzeichnet. Am 22. Juli hatte der Kreisvorstand des BRK seine Zustimmung beschlossen. Dem gingen „heftige Diskussionen“ voran, wie BRK-Kreisvorstandsvorsitzender Dr. Heinrich Körber auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz beteuert. Am 01. Juli 2015, nach etwa fünfmonatigen Umbauarbeiten, soll die Beatmungsstation eröffnet werden. Die 12 Pflegebedürftigen, die momentan noch im „Lavendelweg“ wohnen, sollen bis spätestens Ende Januar nächsten Jahres verlegt werden.

Rechtliche Drohungen und verhärtete Fronten

In solch einer Verlegung seiner Mutter sah Dr. Piendl einen Verstoß gegen den Heimvertrag. Nachdem er erst über Umwege von den Plänen des BRK erfuhr, ging er gegen Zenger in die Offensive, schaltete sogar einen Anwalt ein. Im Gegenzug drohte das Rote Kreuz damit, Piendls Zustimmung zu einer Verlegung seiner Mutter „durch einen gerichtlichen Beschluss ersetzen zu lassen“. Die Fronten waren verhärtet.

Heute behauptet Zenger, eine rechtliche Auseinandersetzung zwischen Bewohnern des „Lavendelwegs“ bzw. ihren Angehörigen und dem Roten Kreuz seien ein „Hirngespinst von Herrn Piendl“. „Was wäre da das Ergebnis, wenn ein Patient auf Verbleib in der Station klagt, während alle anderen verlegt werden? Da wäre keine Infrastruktur und nichts mehr da.“ Gerichtliche Auseinandersetzung seien „in niemandes Sinne“.

Dünnes Verlegungskonzept, aber konstruktive Stimmung

Die Angehörigen der verbliebenen Bewohner scheinen mit der Situation zumindest mittlerweile auch wesentlich gelassener umzugehen. Bei einer Versammlung Anfang September kritisierten einige von ihnen zwar das vom Roten Kreuz vorgelegte „Verlegungskonzept“ für die Senioren des „Lavendelwegs“. Das beschränkt sich darauf, dass freigewordene Zimmer im Haus „unmittelbar nach Verfügbarkeit“ angeboten werden sollen, von den Bewohnern aber auch abgelehnt werden können. „Insofern noch keine zeitliche Eile geboten ist“, könne man dann „abwarten, bis ein alternatives Zimmer angeboten werden kann.“

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Hier möchte Remeo rein: Das Rotkreuzheim in der Rilkestraße. Foto: Remeo.

Eine Angehörige beklagte, die Situation im „Lavendelweg“ sei im Moment „extrem unbefriedigend“. Mit der sinkenden Belegungszahl werde auch das Personal reduziert. „Der Betreuungsschlüssel mag stimmen, aber die Station wirkt verlassen“, sagt sie. Erst kürzlich habe sie eine völlig überforderte Schwester „heulend in ihrem Zimmer sitzen“ gesehen. Doch auch hier kann die Heimleitung beschwichtigen. Man plane, den „Lavendelweg“ in absehbarer Zeit personell an eine andere Station „anzudocken“. Vom Personalschlüssel sei man ohnehin schon „neun Stellen über dem, was wir refinanziert kriegen.“

Insgesamt scheint die Stimmung zwischen Angehörigen, Heimleitung und dem BRK aber eher konstruktiv zu sein. Eine Verlegung sei für die Senioren auch nicht unbedingt etwas negatives, meint der Pflegedienstleiter und stellvertretende Heimleiter Christian Karl. Die Erfahrung mit bereits umgezogenen ehemaligen Bewohnern des „Lavendelwegs“ zeige das. „Einige fühlen sich jetzt ein Stückchen zufriedener“. Der Heimbeirat bestätigt das. „Wir hören nix negatives, wir haben das Gefühl, die machen das alles richtig.“

Bauliche Maßnahmen: „Kein Lärm”

Auch, was die baulichen Maßnahmen angeht, will Sepp Zenger Entwarnung geben. „Es wird keinen Lärm geben, der die Bewohner beeinträchtigt“, verspricht er. Lediglich die Notstromversorgung und die Elektrik in den Zimmern werde Remeo an seine Bedürfnisse anpassen. Zusätzlich werde eine Sauerstoffzuleitung in jedes Bewohnerzimmer gelegt. Die Kosten für diese Maßnahmen trägt Remeo, wie deren Geschäftsführer Konrad Bengler versichert.

Beatmungsstation: Optimale Lage, dringender Bedarf

Dass Remeo ausgerechnet im Rotkreuzheim in der Rilkestraße unterkommen will, begründet er mit der „nahezu optimalen“ Lage. Die Infrastruktur sei extrem wichtig, der „Real Estate Markt“ in Regensburg gebe außerdem gar nicht so viele Alternativen her. Die Nähe zum Krankenhaus Barmherzige Brüder, dem Uniklinikum und der Pneumologischen Fachklinik in Donaustauf seien entscheidende Faktoren, warum Remeo mit seiner Station nach Regensburg wolle.

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Betonte den Bedarf für die Remeo-Weaningstation: Prof. Dr. Michael Pfeifer, Medizinischer Direktor des Zentrums für Pneumologie in der Klinik Donaustauf.

Auf der Pressekonferenz von Remeo und dem BRK werden Prof. Dr. Michael Pfeifer, der Medizinische Direktor der Klinik Donaustauf, Prof Dr. Bernhard Graf, Klinikdirektor der Anästhesiologie im Universitätsklinikum sowie Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder, präsentiert. Alle betonen unisono den Bedarf einer sogenannten „Weaning-Station“, wie sie Remeo einrichten möchte. Patienten, die nach einem medizinischen Eingriff eine Langzeitbeatmung benötigen, sollen von Intensivstationen hierher verlegt werden, um von der Beatmungsmaschine „entwöhnt“ und an die selbstständige Atmung herangeführt zu werden.

Das BRK hat den längeren Atem

Insgesamt scheinen sich die Widerstände gegen den nun ohnehin vertraglich fixierten Einzug von Remeo ins Rotkreuzheim aufzulösen. Sepp Zenger hat damit ein hartes Stück Arbeit hinter sich gebracht. Dass hinter den Veränderungen „auch finanzielle Motive stehen“, streitet er übrigens nicht ab. „Regensburg gehört zu den Orten, die einen Überbedarf an Pflegeplätzen haben“, sagt er. In wenigen Jahren schon werde das Rotkreuzheim Probleme haben, seine Betten zu belegen.

Der Mietvertrag mit Remeo wird auf zehn Jahre mit einer Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre geschlossen.

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