Entschlossene Geschichtsverdrängung
Der römisch-katholische Priester und ehemalige Rektor der Philosophisch-theologische Hochschule (PTH) Josef Engert gilt als Vater der Regensburger Universität. Ein Preis der Stadt Regensburg ist nach ihm benannt. Tatsächlich war Engert ein völkisch-katholischer Unterstützer und Propagandist des NS-Regimes. Im vierten und letzten Teil unserer Serie (alle Teile hier zum Nachlesen) befasst sich Robert Werner mit der Gründung und Selbstdarstellung der Regensburger Universität und problematisiert die Gedenkpolitik um Engert.
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Engert: „zum Wiederaufstieg unseres Volkes beitragen“
Auf der großen Feier der PTH zu seinem 65jährigen Geburtstag (25.1.1947) versicherte Engert, sich auch fürderhin zum Wohle des akademischen Nachwuchses einzusetzen, „um so zum Wiederaufstieg unseres Volkes beizutragen.“ Die Entnazifizierung war hierbei – wie geschildert – keine notwendige Voraussetzung sondern ein lästiges, zu umgehendes Hindernis. Bereits Mitte 1947 schlug er in einer ersten Denkschrift an das bayerische Kultusministerium eine kirchlich geprägte „Hochschule für Geisteswissenschaften“ vor, was jedoch abgelehnt wurde. Da auch die Professoren der Bamberger PTH zur Universität aufsteigen wollten, die finanziellen Landesmittel jedoch allemal zu knapp waren, entwickelte das Münchner Ministerium 1948 den Kompromiss einer zweigeteilten Universität Bamberg-Regensburg. Wobei an der Donau Geisteswissenschaften und Medizin, an der Regnitz Jura, VWL und Naturwissenschaften und an beiden Orten römisch-katholische Theologie gelehrt werden sollten.