Vergewaltigung: „Wir hatten solche Fälle schon”
Die Nachricht einer überfallartigen Vergewaltigung im Norden Regensburgs sorgt für Entsetzen. Doch laut Polizei handelt es sich leider nicht um einen Einzelfall.
Von David Liese
„Vergessen Sie das. Es hat keine Festnahmen gegeben. Diese Nachricht hat überhaupt keine Tragkraft.“ Polizeisprecher Michael Rebele lässt an seinem Dementi keinen Zweifel. Damit ist endgültig klar: Die Meldung, die die Mittelbayerische Zeitung am Dienstagabend online verbreitet hatte, ist schlichtweg falsch. Darin war zu lesen, dass die Polizei im Fall der 22-Jährigen Regensburgerin, die am Wochenende überfallartig vergewaltigt wurde, „einen Tatverdächtigen festgenommen“ habe.
MZ-Meldung „hat überhaupt keine Tragkraft”
Die MZ, die ihren Artikel mittlerweile überarbeitet hat und nun von einem „Verwirrspiel um Festnahme“ spricht, beruft sich bei ihrer Nachricht nach wie vor auf Polizeikreise. „Diese Kreise würde ich mal überprüfen“, sagt Michael Rebele heute Morgen im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Ermittlungen der Polizei liefen weiterhin „in allen Richtungen“. Auch der Bayerische Rundfunk hatte die falsche Nachricht von der Festnahme vermeldet und sogar behauptet, diese sei durch die Polizei bestätigt worden. Auch hier hat man den Bericht zwischenzeitlich geändert.
22-Jährige musste einen Alptraum durchleben
In der Nacht von Samstag auf Sonntag musste eine 22 Jahre alte Auszubildende einen echten Alptraum durchleben. Bei einem Spaziergang auf der Isarstraße wurde sie auf Höhe des Vorplatzes der Kirche Heiliggeist plötzlich von einem Mann überfallen und in ein bereitstehendes Auto gestoßen, in dem zwei weitere Männer warteten. Das Trio verschleppte die Frau zu einem bislang unbekannten Ort, wo sie von einem der Männer vergewaltigt wurde, während ein zweiter sie festhielt. Danach fuhren sie die Täter zurück in die Isarstraße und ließen sie frei – vollkommen nackt. Nachdem sich die Frau nach Hause gerettet hatte, rief sie sofort die Polizei.
Dimension der Tat leider auch in Regensburg nicht einzigartig
Die Skrupellosigkeit des Vorgehens und die Tatsache, dass die Frau völlig unvermittelt und auf offener Straße zum Opfer werden konnte, scheint bemerkenswert. Doch für die Polizei ist die Tat leider nicht einzigartig – weder in ihrer Härte noch in ihrer Dimension. „Wir hatten solche Fälle schon“, sagt Michael Rebele. Erst drei Jahre sei es her, dass ein Mann in Regensburg mehreren Frauen aufgelauert und sie anschließend vergewaltigt hatte.
Im Dezember 2008 war in Regensburg zudem ein 16-jähriges Mädchen von einem in Österreich lebenden Mechaniker gezwungen worden, in den Kofferraum seines Autos zu steigen. Anschließend wurde sie im deutsch-österreichischen Grenzgebiet vergewaltigt. Der Täter, der sich später selbst stellte, hatte das Mädchen am Linzer Bahnhof freigelassen. Der Polizei war es damals trotz Handyortung des Opfers nicht gelungen, der Spur des Fahrers zu folgen.
Überprüfungen, aber keine Festnahmen
Im aktuellen Fall will Rebele die Erfolgsaussichten der Ermittlungen „noch nicht beurteilen“. Richtig sei, dass drei rumänische Staatsbürger überprüft wurden, die sich seit Montagabend in Polizeigewahrsam befunden hatten. Das Opfer konnte sich nämlich erinnern, dass sich ihre Peiniger in einer slawischen Sprache verständigt hatten. Die drei von der Polizei überprüften Männer seien aber bereits am Dienstagnachmittag wieder „auf freien Fuß gesetzt“ worden. Es hätte sich „kein Tatverdacht gegen diese Personen ergeben“.
Mithilfe von Mantrailinghunden, Hausbefragungen und Suchmaßnahmen im „relevanten Umfeld“ der Vergewaltigung versucht die Polizei jetzt, den drei Männern und dem Tatfahrzeug – vermutlich ein „älterer dunkler BMW Kombi der Dreier-Serie ohne Heckkennzeichen“ – auf die Spur zu kommen. Hilfreich könnte dabei die Kleidung der 22-Jährigen sein, welche die Täter vielleicht entsorgt haben. Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe hofft vor allem auf Zeugenbeobachtungen. Hinweise werden von der Kripo Regensburg unter der Rufnummer 0941/506-2888 entgegengenommen.
Die Polizei ermittelt, der Mob tobt
In den Kommentarspalten bei Facebook melden sich jedenfalls genügend Mitteilungsbedürftige zu Wort. Der Mob tobt: „Raus aus Deutschland und ab nach Hause!!! Slawische Sprache..sagt ja schon alles“, „Todesstrafe!“ und „Ausse mit dem Gesindel und verrecken lassen“ sind da nicht die schlimmsten Entgleisungen.
Das Opfer befindet sich laut Polizei unterdessen nach wie vor in stationärer Behandlung.
UPDATE: Die Polizei teilt am Mittwochnachmittag mit, dass bei einer „Flächenabsuche” durch etwa 30 Beamte, darunter zahlreiche Bereitschaftspolizisten, eine Socke gefunden wurde. Einer „ersten Bewertung nach” sei diese jedoch „eher einem Mann zuzuordnen”.