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Beiträge mit Tag ‘Kunst und so’

Doppeltes Preisgeld bei Jahresschau

„Allzeit bereit für Huldigungen…“

Nur einen sanften Seitenhieb für die städtische Kulturpolitik gab es am Freitag bei der Jahresschau des Kunst- und Gewerbevereins. Eine der beiden preisgekrönten Arbeiten kann man aber durchaus als Sinnbild für diese Kulturpolitik interpretieren.

Nähe und Distanz: Die Stadt Regensburg und der Kunst- und Gewerbeverein (Im Bild: OB Schaidinger und Georg Haber). Fotos: as

Was macht ein Kunstverein, wenn er einen Preis zu vergeben hat, aber nach mehreren Jurysitzungen und Rundgängen immer noch zwei Kunstwerke übrig bleiben? Ganz einfach – der Preis wird verdoppelt und zwei Mal vergeben. Bei seiner 86. Jahresschau bedachte der Kunst- und Gewerbeverein am Wochenende sowohl die Landshuter Malerin Jenny Forster wie auch den Regensburger Bildhauer Stefan Giesbert Fromberger mit seinem 1.500 Euro dotierten Förderpreis für Künstler unter 40 Jahren. Dass zum ersten Mal zwei erste Preise vergeben wurden will der 1. Vorsitzende Georg Haber vor allem als Signal dafür verstanden wissen, dass man „weiterhin engagiert junge Kunst fördern“ wolle. In einer Stadt wie Regensburg, die schon mal vergisst, ihre Kulturförderpreise zu vergeben (Anm. d. Red.: Hier ist uns ein Fehler unterlaufen: Tatsächlich hatte sich 2010 niemand um die damals zwei verbliebenen Preise beworben bzw. es wurde niemand vorgeschlagen.) wo vor drei Jahren einer dieser Preise – ebenfalls 1.500 Euro – aus Einspargründen (vorübergehend) gestrichen wurde, ist diese unkomplizierte und spontan gefallene Entscheidung des Kunst- und Gewerbevereins umso bemerkenswerter.

Jenny Forster und Stefan Fromberger mit dem Oberbürgermeister und dem Vorsitzenden Georg Haber.

Die Räume in der Ludwigstraße sind am Freitag voll, übervoll. Da drängelt sich die Polit- und Kulturprominenz und der frisch gewählte Vorsitzende hat so seine Probleme, alle Anwesenden, die mit einer Begrüßung bedacht werden sollen oder sogar wollen, zusammenzubringen. Das Publikum ist allerdings gnädig und quittiert das mit freundlichem Gelächter.

„Manchmal einen durchaus engagierteren Einsatz“

Auch Oberbürgermeister Hans Schaidinger ist da, um im Anschluss die beiden Preisträger ein wenig zu laudatieren. Den mit Applaus bedachten Seitenhieb von Georg Haber, dass man sich von der Stadt „manchmal einen durchaus engagierteren Einsatz“ für Kunst und Kultur erhoffe, erträgt der OB geduldig. Nur ein kleines Zucken im Mundwinkel ist zu beobachten, ansonsten bleibt die gute Stimmung im Ausstellungssaal ungetrübt. „Das Kulturleben ist reicher als manche meinen“, erklärt der Oberbürgermeister als Einleitung zu seinen kurzen Laudationes, die aus Zitaten über und von Forster und Fromberger bestehen und sich denn auch recht prägnant und kunstbeflissen anhören.

Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Schnitt durch Erdschichten, nach und nach entdeckt man eine surreale Landschaft. Das Gemälde (ohne Titel) von Jenny Forster.

Schaidinger hat wohl damit gerechnet, dass er sich das eine oder andere anhören kann, nachdem er keine zwei Wochen zuvor die Idee einer Kunsthalle am Schlachthof für ein Tagungszentrum geopfert hatte. Da lässt sich Habers Andeutung leicht wegstecken. Und auch Kulturreferent Klemens Unger, der sich an dem Abend ein wenig im Hintergrund hält, ist keine echte Verstimmung anzumerken. Als von der Koalition mit einigem Aufwand erneut gewählter Vertreter der Regensburger Kulturpolitik gehört es zu seinen Hauptaufgaben, dafür die Prügel einzustecken und geflissentlich zu ignorieren.

Sich trotz seiner Lächerlichkeit ernst nehmen…

Frombergers Arbeit, ein Reiterstandbild des Namens „Kaiser von Tschinschapura“, ist sogar ein wenig als Sinnbild für die Ungersche Kulturpolitik zu sehen. Schließlich ist bekannt, dass der Kulturreferent ein gewisses Faible für Reiterstandbilder hat – man erinnere sich an das große Bier-Bratwurst-Event anlässlich der König-Ludwig-Denkmal-Wanderung auf den Domplatz.

Frombergers „Kaiser von Tschinschapura“.

In einem Text, den Fromberger zu seinem Kunststoff-Kaiser verfasst hat, heißt es unter anderem:
„Der Kaiser von Tschinschapura steht in der Tradition der Reiterstandbilder, ist also eine Demonstration der Macht und fordert zur Huldigung auf. Es ist eine Machtdemonstration derjenigen, welche dieses Reiterstandbild aufstellen. Der Kaiser von Tschinschapura ist allzeit bereit, Huldigungen entgegen zu nehmen. ER selbst nimmt sich trotz seiner Lächerlichkeit ernst. (…) Die überdimensionierte Rose steht für das Schweigen/Verschweigen als Waffe, welche den Kaiser unantastbar macht.“
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