Bis Ende 2022 sollen auf der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne (PLK) sämtliche Gebäude abgerissen und das Areal für ein neues, modernes Stadtquartier vorbereitet werden. Doch schon jetzt wagt die Stadt auf einem Teilstück ein Experiment, das Vorbildcharakter bekommen könnte.
Ein Gelände voller Möglichkeiten, so sehen es die Mitglieder des neugeschaffenen Vereins „Kulturviertel” die Prinz-Leopold-Kaserne. Foto:bm
Noch sieht es etwas trostlos und eher nach Abrissbirne als nach Kultur und Lebendigkeit aus. Im nördlichsten Eck des Geländes der früheren Prinz-Leopold-Kaserne, in einer Kurve der Dieselstraße im Übergang zur Zeißstraße, soll sich das aber in den kommenden Wochen ändern. Ein neuer Hot Spot für Kreative, Kulturschaffende und alle, die daran Interesse haben soll hier entstehen. Als Zwischennutzung bis Ende 2022. Und die Verantwortung dafür legt die Stadt in die Hände eines Vereins, der sich am Freitag gegründet hat.
Regensburg versteht sich als lebendige Stadt, reich an Kultur. Doch blickt man einmal genauer auf das Treiben vor Ort, macht sich eine gewisse Nüchternheit breit. Denn für subkulturelles Leben wird es seit Jahren immer schwieriger, unter dem ökonomischen Druck zu bestehen. Wer nicht verwertbar ist, muss meist selbst schauen, wo noch Platz ist. Wie beispielsweise der Kunstverein Graz.
Es ist schon da, das Sommerloch: Kultur kann einem gestohlen bleiben, wenn die Sonne brennt. Die eine Hälfte des potenziellen Kulturpublikums bleibt lieber zu Hause im kühlen Altbau, ein Viertel sitzt an der Donau und zerwirft Bierflaschen (das kehre ICH nicht weg!) und das letzte Viertel ist zumindest geistig bereits in Urlaub.
Regensburg ächzt unter der Affenhitze, die Donau dampft und die Altstadt hat sich so langsam vom Bürgerfest erholt. Für Kunst und Kultur hatte da in den vergangenen Tagen kaum jemand einen Nerv, und wenn, dann waren es Touristenmeuten mit Audioguides und Spiegelreflexkameras im Anschlag.
Vergangenes Wochenende hielt das Bürgerfest Regensburg fest in seinem Würgegriff. Nach unzähligen Wolfgang-Petry-, Alpenrock- und AC/DC-Medleys, tonnenweise Fisch am Stiel und Hektolitern an Bier war in der Nacht von Sonntag auf Montag aufräumen angesagt. Auch Regensburg Digital beteiligt sich artig und kümmert sich um den kulturellen Kericht.
„Spannend.“ Es ist ein Wort, das am Montagabend sehr häufig fällt. Neben „vernetzen“, „Projekt“ und – natürlich – „kreativ“. Es sind nämlich die drei Sprecher des Kreativforums, die heute zur Pressekonferenz geladen haben.
Das Verhältnis zum Kreativmanager scheint geklärt. Es wurde ein Vorstand gewählt. Auch eine Pressesprecherin gibt es, die zuvor in leitender Position beim Wahlkampfteam von Joachim Wolbergs tätig war. Was das Kreativforum aber nun tatsächlich will, wird immer noch heiß diskutiert.
Während sich Regensburg anschickt, „Magnet für die Kultur- und Kreativwirtschaft“ zu werden, distanziert sich ein sechs Jahre altes Künstlermanifest von ähnlichen Plänen in Hamburg. Zentrale Aussage darin: „Hört auf mit dem Scheiß.“
„kreativForum“, „Creative Monday“, „Kreativquartier“: In Regensburg ist vor ein paar Monaten ein Begriff eingefallen, so hartnäckig und allgegenwärtig wie eine Heuschreckenplage. Warum der Fokus auf die „Kreativwirtschaft“ nicht der Weisheit letzter Schluss sein darf und warum man diesen Begriff auch als „Kreativer“ guten Gewissens ablehnen kann.