Seit einem Jahr sind Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und die bunte Koalition im Amt. Ein Interview mit dem Oberbürgermeister über Hinterfotzigkeit, Wohnungsbau, sein Verhältnis zu Hans Schaidinger, seine Ratlosigkeit bei Konzert- und Livekultur und warum es manchmal einsam um ihn wird.
Joachim Wolbergs über die Koalition: „Ausdruck eines modernen Lebensgefühls – mit allen Schwierigkeiten.“ Foto: as
Herr Wolbergs, vor einem Jahr haben Sie mit den erfolgreichen Verhandlungen für eine bunte Koalition für die erste große Überraschung gesorgt. Viele hatten damit gerechnet, Sie würden mit der CSU weiterregieren. Nach außen sieht es so aus, als sei das eine Regierung mit fast ausschließlich sozialdemokratischer Handschrift. Von den Koalitionspartnern hört man wenig. Da kann man doch ganz zufrieden sein, oder?
Es ist nicht so, wie Sie das darstellen. Auch in der letzten Stadtratsperiode wurde das Gefühl kolportiert, das sei eine Regierung mit ausschließlich christsozialer Handschrift. Die Sozialdemokraten kommen gar nicht vor. Die lassen sich vom Schaidinger über den Tisch ziehen. Die machen genau dasselbe wie er. Die Wahrheit ist eine andere: Es hat eine enorme Wechselstimmung gegeben, die im Wahlergebnis abgebildet wurde.
In der jetzigen Koalition arbeiten wir richtig gut zusammen. Der Koalitionsausschuss läuft anständig. Wir ziehen uns nicht gegenseitig über den Tisch. Die kleineren Parteien sind richtig gut in der Realität des Regierens angekommen und das ist nicht selbstverständlich. Das war 2008 auch für die SPD schwer.
Ganz Regensburg echauffiert sich darüber, dass Ex-Oberbürgermeister Hans Schaidinger seinen Aufsichtsratsposten bei der Bayernwerk AG nicht abtreten will. Dabei kann der peinliche Streit um ein mit 12.000 Euro dotiertes Pöstchen den Regensburgern herzlich egal sein.
Das schafft nur Dr. Dünninger. Bei der Diskussion um ein neues Gebäude für die Schauspielschule warnt der Oberbürgermeister die CSU: Provoziert mich weiter und ich erzähl mal ein paar Interna.
„Alle sollen etwas davon haben“, lautet die Botschaft im Rathaus bei der nunmehr offiziellen Vorstellung des kürzlich beschlossenen Sportevents: dem Challenge Triathlon Regensburg.
Die Koalition steht wie ein Mann: Am kommenden Donnerstag wird der Regensburger Stadtrat einen Fünf-Jahres-Vertrag für einen „Challenge Triathlon“ beschließen.
Die Clermont-Ferrand-Turnhalle wird im Zuge des Winternotfallplans vorübergehend für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Bei einem Pressetermin am Samstag betonte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, wie wichtig es sei, zu helfen – und für wie gefährlich er die Wortwahl von Politikern wie dem Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter hält.
Bei der Nichtaufklärung des Missbrauchsskandals in Regensburg spielen Politik und Kirche zusammen: die einen durch Leugnen und Vertuschen, die anderen durch Ausblenden.
Regensburg braucht wieder eine Triathlon-Großveranstaltung, befindet der Oberbürgermeister. Ausgerichtet werden soll dieses Event, für das die Stadt mit rund 1,5 Millionen in die Bütt geht, vom Unternehmen seiner Fitnesstrainerin und Wahlkampfhelferin Sonja Tajsich. Hat das ein Gschmäckle? Nicht unbedingt.
Oberbürgermeister a. D. Hans Schaidinger wurde am Samstag die Ehrenbürgerwürde verliehen. Sein Amtsnachfolger Joachim Wolbergs hielt eine durchaus gesalzene Laudatio.
Wurde ein Investor auf dem Areal der ehemaligen Nibelungenkasernen bevorzugt behandelt? Die CSU lässt das gerade von der Rechtsaufsicht bei der Regierung prüfen. In der Koalition gibt man sich zwar geschlossen gelassen, aber dass es just der größte Jahn-Mäzen ist, der den Zuschlag für drei separat ausgeschriebene Baugebiete erhalten hat, sorgt für einen gewissen Beigeschmack.
Seit fast 150 Tagen ist Joachim Wolbergs Regensburgs neuer Oberbürgermeister. Ein Gespräch über öffentliche Auftritte, die Koalition und den Toten in der städtischen Notwohnanlage.