Ein absehbares Baudesaster: In Köfering sind viele Fragen offen
Dutzende von Existenzen auf der Kippe, Werbeversprechen, die mit der Realität nicht in Einklang zu bringen sind, und ein Investor, der jede Verantwortung von sich weist: Nach dem Baudesaster im Graf-Lerchenfeld-Quartier in Köfering stellen sich viele Fragen, die auch noch Gerichte beschäftigen könnten. Eine Recherche.
Man sollte über die B15 nach Köfering fahren und dann irgendwann links abbiegen, wenn man sich einen Eindruck davon verschaffen will, was auf dem Graf-Lerchenfeld-Quartier, kurz: GLQ, passiert ist. Über 500 Häuser sollten dort nach den anfänglich beworbenen Plänen entstehen. Die Einwohnerzahl von Köfering, etwa 2.900, würde sich dadurch verdoppeln. Aber momentan finden sich auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Ländereien des Wasserschlosses der Familie von und zu Lerchenfeld, rund 24 Hektar, statt des versprochenen „wegweisenden Lebensraums“ Ziegelgerippe, mängelbehaftete Rohbauten und mit Wasser vollgelaufene Baugruben.
Es geht um mehr als 150 Gebäude. Über 100 Bauherren sind betroffen, denen Investor und geschäftsführender GLQ-Gesellschafter Markus Dirnberger schon für Sommer, zumindest aber für Weihnachten 2022 den Einzugstermin versprochen hatte. Darunter namhafte Unternehmer und Juristen, die sich zum Teil in größerem Stil eingekauft haben, um, so Dirnbergers Prognose, in einer „der begehrtesten Lagen Bayerns“ zu investieren. Vor allem aber trifft es junge Familien, die sich in der Nähe zu Regensburg ein bezahlbares Zuhause schaffen wollten und deren wirtschaftliche Existenz nach Verzögerungen und diversen Insolvenzen, für die Dirnberger jede Verantwortung von sich weist, nun auf der Kippe steht.