„Singt Ihr noch ein Lied?“ – „Hä? Wieso ein Lied?“ – „Na, Ihr hab doch gerade so schön getrommelt! Das hat mir gefallen!“ Es ist schon manchmal zweifelhaft, mit welcher Art von Reaktion man sich als politischer Aktivist auseinandersetzen muss. Dieser Dialog fand am Samstagnachmittag am Haidplatz statt, kurz nachdem rund 50 Greenpeace-Aktivisten ihren zweiten Flashmob auf dem Regensburger Autofrühling beendet hatten.
Der erste Flashmob ging um 14 Uhr vor dem VW-Stand am St.-Kassians-Platz über die Bühne. Wie aus dem Nichts zogen die Umwelt-Aktivisten Trommeln, Transparente und bedruckte Tüten hervor. Sie trommelten und wedelten um Aufmerksamkeit. Eine halbe Stunde später ging’s am Haidplatz weiter, nochmal 30 Minuten später am Neupfarrplatz.
Zu wenig Elektromobilität, zu viel PS
Michael Bothner von Greenpeace wusste zwar angesichts der Frage nach weiterer musikalischer Unterstützung nicht, ob er schmunzeln oder die Stirn in Falten legen sollte; dennoch hofft er weiter darauf, dass Aktionen wie der Flashmob zu Diskussionen führen.
Im Fokus der Aufmerksamkeit steht dabei nicht der einzelne Autofahrer. Politik und Industrie sind gefragt, wenn es um den Beitrag der Automobil-Industrie zum Umweltschutz geht. „Elektromobilität war als großes Thema angekündigt, aber die elektromobilen Modelle auf dem Autofrühling lassen sich an einer Hand abzählen“, moniert Bothner.
Stattdessen brüsten sich die Hersteller mit sportlichen Boliden wie einem carbonbeschichteten Mercedes SL 500 für flotte 146.000 Euro. Laut Testbericht in der Financial Times Deutschland braucht das Fahrzeug „nur“ 9,2 Liter Super-Benzin im Normzyklus. Gut, da geht schon noch mehr – allerdings auch deutlich weniger. Oder eben gar nichts, wie es bei Elektromobilität der Fall wäre.
Hersteller von eigenem Tun überzeugt
Doch dafür scheint die Auto-Industrie noch nicht reif zu sein, nicht einmal zu Show-Zwecken auf dem Regensburger Autofrühling, wo doch Elektromobilität eins der Lieblingsthemen des CSU-Fraktionsvorsitzenden Christian Schlegl ist.
Und die Mitarbeiter der Automobilkonzerne? Die fühlen sich von dem Flashmob nicht ernstlich beeinträchtigt. Behaupten sogar, die Umweltschützer hätten sich mit VW den falschen Stand ausgesucht, da VW ja „mit Abstand am meisten für den Umweltschutz tut“, so der Marketing-Beauftragte, der für VW beim Autofrühling zugegen war und namentlich nicht öffentlich genannt werden möchte.
Vielleicht sollte Greenpeace fürs nächste Mal noch weiter an der musikalischen Performance feilen. Möglicherweise findet die Botschaft dann Gehör.