Vorhang zu für deutsches Gedächtnistheater
Der Berliner Schriftsteller Max Czollek las am Dienstag in Regensburg aus seinem Buch „Desintegriert Euch!“. Er kritisiert in dem Werk das vorherrschende „Integrationsparadigma“, das „Gedächtnistheater“ sowie den erstarkenden Nationalismus in Deutschland. Aus einer jungen jüdischen Perspektive erläuterte er in der überfüllten Buchhandlung Dombrowsky, wie diese Aspekte zusammenwirken.
„2006 verhielten sich die Menschen, als würden sie eine schwere Last abschütteln. ‚Endlich dürfen wir wieder‘, riefen sie und malten sich Flaggen ins Gesicht […]. In ihrem Ausruf ist schon alles enthalten. Wer endlich sagt, der ist erleichtert, dass er etwas wieder darf. Wer wiederum wieder sagt, der verweist in unserem Fall auf eine Zeit, in der das Deutschlandfahnenschwingen noch ohne komische Gefühle möglich war. Wann war das nochmal genau? Richtig, Nationalsozialismus. Und dann dieses dürfen, als hätte es jemand jemandem etwas verboten. Wer könnte das sein?“