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Beiträge mit Tag ‘Buchbesprechung’

Der Rüstungskonzern Diehl feiert in diesem Jahr 110. Firmenjubiläum. Pünktlich dazu ist ein Porträt der Waffenfabrik erschienen. Im Juli 2012 erschien eine knapp 40seitige Broschüre unter dem Titel „Optimismus + Pragmatismus + Opportunismus = Diehl – Porträt einer deutschen Waffenfabrik“. Herausgeber ist das Helmut-Michael-Vogel Bildungswerk der DFG-VK Bayern (Die DFG-VK ist die älteste deutsche Friedensorganisation. Sie ist hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der Deutschen Friedensgesellschaft DFG mit der Internationale der Kriegsdienstgegner IdK und dem Verband der Kriegsdienstverweigerer VK.). Autoren des Firmenporträts sind Thomas Rödl, Sprecher der DFG-VK München und Stefan Aigner, der bekanntlich seit Jahren zur Firma Diehl und ihren Produkten recherchiert und geschrieben hat. Vergangenen Montag stellte er im Friedensmuseum in Nürnberg die Broschüre als Ergebnis dieser wichtigen Arbeit vor.

Diehl: Ausgezeichnet von den Nazis und der BRD

Die Firma Diehl blickt auf eine lange Geschichte zurück. Im Jahr 1902 war sie als Kunstgießerei gegründet worden, 2012 feiert sie also ihr 110jähriges Bestehen. Inzwischen hat sich der Betrieb zu einem weltweit verzweigten Konzern mit Milliardenumsatz entwickelt. In Deutschland genießt der Familienbetrieb hohes Ansehen, erst 2006 wurde Werner Diehl (wie schon zuvor seinem Vater) das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Das Kernarbeitsgebiet von Diehl war und ist dabei die Produktion für die Rüstung. Besonders unter den Nationalsozialisten florierte das Unternehmen. Mit Hilfe von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen wurden Granaten und Zünder für Hitler produziert, Karl Diehl erhielt das Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse.

Breite Produktpalette, erfolgreiche Lobbyarbeit

Nach dem Krieg wurde er jedoch nur als Mitläufer eingestuft und konnte sehr schnell wieder ins Geschäft zurückkehren. Man erweiterte die Produktpalette unter anderem um Raketen, Raketenwerfer, Streubomben, Minen und Panzerketten. Diehl belegt heute den Platz 63 der weltweit größten Rüstungsunternehmen. Die Broschüre stellt neben Geschichte und Werdegang des Unternehmens detailliert die heutige weltweite Struktur des Konzerns sowie insbesondere die Sparte Wehrtechnik, „Herz und Motor von Diehl“, dar. Auch die Einflussnahme der Firmenspitze auf die Politik wird beschrieben (so gelang es durch intensive Lobbyarbeit beispielsweise, ein bestimmtes Diehl-Produkt vom internationalen Verbotsabkommen für Streumunition auszunehmen).

„Gefahr für eine freie, demokratische und dem Frieden verpflichtete Gesellschaft“

In Nürnberg gilt Diehl als sozialer Arbeitgeber, dessen Rüstungsaktivitäten seinen guten Ruf nicht beschädigen. Auch seine Rolle im Dritten Reich bzw. im II. Weltkrieg sieht z.B. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) als pragmatisch, nicht ideologisch begründet. Diehl habe sein Unternehmen nur über die Runden bringen wollen. In der abschließenden Bewertung kommt Aigner in dem Firmenporträt jedoch zum Schluss: „Vor diesem Hintergrund stellt ein Konzern wie Diehl für eine freie, demokratische und dem Frieden verpflichtete Gesellschaft keine Stütze, sondern eine Gefahr dar.“ Die sehr lesenswerte Broschüre kann zum Unkostenbeitrag von drei Euro beim HMV-Bildungswerk der DFG-VK Bayern, Schwanthalerstr. 133, 80339 München, www.h-m-v-bildungswerk.de, bezogen werden und ist hier auch online als PDF abrufbar.

Verbrechen Liebe

Seit Jahren arbeitet der BR-Autor Thomas Muggenthaler zum „Verbrechen Liebe“ während der NS-Zeit. Erst vor kurzem hat er den Ort der Hinrichtung eines polnischen Zwangsarbeiters ausfindig gemacht (am kommenden Montag Thema in der Sendung “Aus Schwaben und Altbayern”) . In seinem 2010 erschienenem Buch dokumentiert Muggenthaler das Schicksal von über 20 polnischen Männern, die wegen Beziehungen zu deutschen Frauen hingerichtet wurden.

Niveau des Irrationalismus

Ursula Caberta ist ehemalige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg und leitete 18 Jahre lang, bis zu deren Auflösung, die „Arbeitsgruppe Scientology“ bei der Behörde für Inneres in Hamburg. Nach ihrem „Schwarzbuch Scientology“ von 2007 legte sie 2010 das „Schwarzbuch Esoterik“ vor. „Wir sind auf einem Niveau  angekommen, das endlich ernst genommen werden muss“, konstatiert sie auf S. […]

Wenn der Krieg um 11 Uhr aus ist, seid ihr um 10 Uhr alle tot!

„Wenn der Krieg um 11 Uhr aus ist, seid ihr um 10 Uhr alle tot!“ So lautet der Untertitel eines P-Seminars für Geschichte am Neutraublinger Gymnasium, dessen Einzelbeiträge nun in kleiner und gefälliger Buchform vorliegen. Zu Recht wurden die Schülerarbeiten zum KZ-Außenlager Obertraubling vielfach mit Lob und Anerkennung bedacht, auch wenn man Schlagzeilen wie „Kriegszeit aufgearbeitet“ und der Rede, das Thema KZ-Außenlager sei vorher tabuisiert worden, nicht folgen mag.

Mobbing konkret

Die beiden Diplompsychologinnen Ursula Vogt und Christa Eggerdinger haben ein kleines Buch zum Thema Mobbing im Betrieb vorgelegt, das ihre profunden Kenntnisse und Erfahrungen aus Seminaren, Coachings etc. zusammenfasst und einer breiteren Leserschaft verfügbar macht. Mobbing wird dabei definiert als ein Prozess, der über einen normalen Konflikt dadurch hinausgeht, dass er über einen längeren Zeitraum […]

Banal, schwül, peinlich

„Gero oder Der leichte Sommer“ ist der erste Roman der Lappersdorfer Autorin Angelika Seitz, die sich bisher in anderen literarischen Genres (v.a. Gedichten, aber auch Heimatkundlichem) sowie in anderen Kunstformen wie der Malerei versucht hat. Inhaltlich geht es um eine Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen dem freiheitsliebenden Maler Gero, der schönen, aber allzu abhängigen Elsa und der Ich-Erzählerin […]

Der sachliche Massenmörder

Dem Schweizer Schriftsteller Jürg Amann fielen bei einer Theaterarbeit in Wien die Aufzeichnungen von Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz, in die Hände. Höß hatte in der Krakauer Untersuchungshaft, zwischen seiner Verhaftung durch die britische Militärpolizei und seiner Verurteilung zum Tod, etwa 300 Seiten beschrieben; Amann hat diese strukturiert und verdichtet, ohne Nennenswertes hinzuzufügen. Entstanden […]

Lokalkolorit ohne Tiefgang

Soeben erschien mit „Herzstich“der erste Roman der jungen Regensburger Autorin Sonja Silberhorn. Er gehört zur immer beliebter werdenden Gattung der Heimatkrimis, auf die sich der Kölner Emons-Verlag spezialisiert hat. „Herzstich“ spielt und wurzelt in Regensburg. Dem Charme des Lokalkolorits kann man sich als Regensburger schwer entziehen – ein wichtiger Schauplatz ist zum Beispiel die Ostengasse, […]

Bösartiger Tumor beflügelt die Wissenschaft

Im Jahr 1951 starb im Johns Hopkins Hospital in Baltimore, Maryland, USA, eine schwarze Frau mit nur 31 Jahren an einem bösartigen Tumor des Gebärmutterhalses. Sie stammte aus sehr einfachen Verhältnissen und hatte mit 14 Jahren das erste der fünf Kinder bekommen, die sie hinterließ. Im Januar des Jahres 1951 war sie ins Krankenhaus gekommen, […]

„Wie das Leben wiederaufersteht“

Für Ilse Danziger vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde ist es ein „wichtiger Baustein in der traditionellen langen Geschichte der Juden in Regensburg“, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Das Buch, das Dr. Roman P. Smolorz am Donnerstag vorstellte, behandelt dagegen einen vergleichsweise kurzen, aber bislang kaum erforschten Zeitabschnitt: „Juden auf der Durchreise. Die Regensburger Jewish […]

Deutsch-türkische Familiengeschichten

Lale Akgün ist nicht nur Türkin und Psychotherapeutin, sondern zudem politisch aktiv – ein Umstand, der bei beiden Bevölkerungsgruppen eher selten vorkommt. Akgün war sogar von 2002 bis 2009 für die SPD im Bundestag. Ihre Erfahrungen in der SPD-Bundestagsfraktion, noch mehr aber die mit ihrer Familie verarbeitet sie in heiteren, manchmal boshaften Geschichten. Schon 2008 […]

Integrationsunwillige Muslime?

In der aktuellen Debatte um die Integration insbesondere der muslimischen Zuwanderer in Deutschland, die Thilo Sarrazin mit seinen rassistischen Aussagen erneut angeheizt hat, sind empirische Daten und differenzierte Informationen dringend vonnöten, um den weitverbreiteten Vorurteilen und Missverständnissen zu begegnen. Ein Bericht wie der von Ahmet Toprak („Integrationsunwillige Muslime?“), der für sich in Anspruch nimmt, die […]

Ein Geist mit Lokalkolorit

Spannendes Lesefutter für junge Leserinnen und Leser liefert die freischaffende Redakteurin Rebecca Sollfrank-Grossmann aus Kallmünz mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans „Ole und das Urnenmädchen“. Ole aus Hamburg verbringt mit seinem Vater ziemlich langweilige Ferien auf dem Campingplatz Kallmünz, als bei einer archäologischen Grabung ein Skelett aus der Urnenfelderzeit freigelegt wird. Durch einen Blitzeinschlag materialisiert […]

Regensburg bitterböse

„Die geheime Liebe des Boris B.“ ist eine größtenteils sehr gelungene, wenn auch bitterböse Satire auf Personen und Ereignisse in Regensburg. Mit spitzer Feder und teilweise nur leicht verfremdet nimmt der Autor Regensburger Persönlichkeiten wie den Bürgermeister, die Fürstin oder den Bischof aufs Korn. Die Rahmenhandlung – der einer Regensburger Patrizierfamilie entstammende Boris Beluga ist […]

Buchbesprechung: Brief an mein Leben

Das Thema Burnout betrifft derzeit viele Menschen: von der Angestellten im öffentlichen Dienst über den Lokführer und die Krankenschwester bis zum Manager. Und eben auch die Professorin für Kommunikationswissenschaft Miriam Meckel, die ihre Erfahrungen in einem Buch verarbeitet. Wer sich aber erhofft hat, in diesem Buch von einer gescheiten, belesenen und intellektuellen Frau neue Erkenntnisse […]

Buchbesprechung: Schindlerjüdin

Mit „Schindlerjüdin“ hat Raimund Mader seinen zweiten Kriminalroman mit dem Regensburger Kommissar Adolf Bichlmaier vorgelegt. Wie schon im ersten Band „Glasberg“ (fast alle Titel des Gmeiner Verlagsprogramms bestehen aus einem einzigen Wort und werden auf der Homepage in alphabetischer Reihenfolge präsentiert) liegt die Lösung für die aktuellen Verbrechen weit in der Vergangenheit. In „Schindlerjüdin“ wird […]

„Aronia – Unentdeckte Heilpflanze“

Der kleine, aber feine Regensburger Verlag „edition buntehunde“ (Veröffentlichungen u.a.: „Begegnungen mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen“, Hg. Pax Christi u.a., „Der Wurstkuchlhund“ von Helmut Hoehn oder auch „Lisa … und dann kam ich ins Heim“, Hg. Thomas-Wiser-Haus) hat sich auf kleine Projekte mit regionalem Bezug und abseits des Mainstreams spezialisiert. Mit dem soeben in zweiter Auflage erschienenen […]

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