Sympathisches Festival für Entdecker: cinEScultura Nummer 17 startet
Heuer nimmt das spanische Film- und Kulturfestival Galicien in den Fokus.
Ein Festival für Entdecker – das hat sich das spanische Film- und Kulturfestival cinEScultura seit seiner Gründung 2008 auf die Fahnen geschrieben. Damals war das auch noch recht einfach, gelangten allenfalls ein paar massentaugliche Kinofilme von bereits etablierten Stars, wie zum Beispiel von Pedro Almodóvar auf den deutschen Markt.
Da war so ein Format wie cinEScultura ein Geschenk für die vielen hispanophilen Menschen jeglichen Alters und jeglicher Couleur in Regensburg. Die kulturelle Vielfalt ist der Markenkern des Festivals, das bewusst Film, Musik, Literatur und Kunst unter einem Themenschwerpunkt bündelt.
Niederschwellig, mit kostenlosem Kulturprogramm
2024 steht Galicien im Mittelpunkt. Im Nordwesten Spaniens gelegen, lange Zeit das Ende der damals bekannten Welt. Eine tiefe Verbindung zu Meer, überhaupt zur Natur prägt die Region. Auch eine eigene Sprache sprechen die Galicier, sie sind weltoffen, besser gesagt, offen für die Welt, oftmals aus der Not heraus.
So ist es zum Beispiel eine Besonderheit, dass die Regierung von Galicien ein Ministerium für Migration unterhält, das sich weltweit um die Diaspora der emigierten Galicier „kümmert“, zuletzt in Regensburg in Aktion beim Bayerischen Europatag am 13. April 2024, zusammen mit der Musik- und Tanzgruppe „As Xeitosiñas“ aus Zürich. Die spielten spontan auch zur Midissage des Künstlers Yoseba MP aus Santiago de Compostela in der Stadtbücherei kräftig auf. Beim Künstlergespräch gab es feine Tapas und ebensolchen Wein und Bier – natürlich Estrella Galicia.
Das ist auch ein Tugend des Festival, niederschwellig und sympathisch die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Mit allerlei Kostproben. Ein Blick in den schön gestalteten und äußerst informativen Katalog lohnt sich allemal. Das Kulturprogramm ist kostenfrei. Ausstellungen, Workshops, Lesungen an vielen Orten in Regensburg.
Eigene Sektion Animationsfilme
Vor 14 Jahren stand Galicien schon mal im Focus, weil cinEScultura eben das weniger bekannte Spanien zeigen wollte. Das ist ihnen bisher immer hervorragend gelungen. Das Kinoprogramm ist spannend für die, die cinEScultura schon länger folgen und ebenso reizvoll für die, die das Festival neu entdecken.
Zum einen ist da die Sektion mit den Animationsfilmen, die derzeit bei so ziemlich allen Festivals Erfolg hat. Das Geheimnis dieses Erfolgs? Innovative Techniken, raffinierte künstlerische Bilder, Geschichten mit Tiefgang, wie zum Beispiel. Arrugas oder Unicorn Wars. Im Katalog (hier als PDF) gibt es fundierte Informationen über die vielen Preise und Auszeichnungen, jetzt die Regel, vor 15 Jahren noch die Ausnahme.
Das gilt auch für den jungen Filmemacher Lois Patiño (*1983), dessen Werk man in seinen drei Langfilmen kennenlernen kann. Vielleicht ist dem ein oder andern sein Name über die Berlinale aufgefallen (2022, The Star Sämann). Überaus weit in der Welt herumgekommen – von Vigo nach Madrid, Barcelona, New York, Harvard – und ist auch mit künstlerischen Videoinstallationen und Musikproduktionen zusammen mit Niño de Elche höchst erfolgreich.
Nicht immer leichtgängig
Niño de Elche war übrigens auch schon bei cinEScultura zu Gast. Das Konzert wurde unterschiedlich aufgenommen. Was für den Künstler und das Publikum gleichermaßen spricht. Die Begegnung mit kulturell Ungewohntem ist nicht leichtgängig, sondern hinterlässt nachhaltigen Eindruck. Dieses Prädikat kann man cinEScultura durchaus verleihen.
Man darf gespannt sein, wie die Filme Patiños ankommen werden, arbeiten sie doch stark suggestiv, über Klänge, mit langen Kameraeinstellungen auf der Landschaft, beschäftigen sich mit Mythen, der jenseitigen Welt und dem Dazwischen. Wahrlich nicht alltäglich.
Nochmals eine ganz andere Bandbreite bietet die dritte Sektion, die dem Neuen Galicischen Film gewidmet ist. Die Filme spielen fast alle in Galicien, Armut, soziale Ächtung, die Allgegenwart des Todes – von der See verschluckte Familienmitglieder – Selbstfindungsprozesse… da ist die Komödie Schwäger eine herzerfrischende Ausnahme im Reigen der sozialreflexiven Langfilme.
Drei Gäste aus Spanien vor Ort
Drei Gäste bringt cinEScultura dieses Jahr nach Regensburg: Isabel Herguera, die Regisseurin des Eröffnungsfilms Sultana‘s Dream, am 19. April um 20:30 in der Filmgalerie. Alfonso Zarauza, Regisseur des Films Ons, ebenfalls am ersten Wochenende am 19. Und am 20. April und am Ende des Festivals Álvaro Gago Díaz, Regisseru von Matria, der letztes Jahr auf dem Festival für diesen Film, seinen ersten Langfilm, den Ópera-Prima-Preis erhielt.
Kontinuitäten und Neuentdeckungen, mit cinEScultura kann man unaufgeregt, aber tief in andere Perspektiven eintauchen, sich austauschen und genießen. Noch bis 27. April 2024 in der Filmgalerie im Leeren Beutel.
lol
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Desde “Mujeres al borde de un ataque de nervios” hasta “Ocho Apellidos Vascos”, el cine español nos ofrece una diversidad que nos deja sin aliento! 😄 Con todo mi amor por Almodóvar, ¡a veces prefiero las comedias simples que nos hacen reír a carcajadas! – Bin halt ein leichtgestrickter Bayer, aber dennoch sehr erfreut über das Festival!