18 Sep2012
Streikende Flüchtlinge: “Für uns existiert kein Blatt im Gesetzbuch”
Die streikenden Flüchtlinge Statement – Für uns existiert kein Blatt im
Gesetzbuch. Erfurt, 17.09.2012
http://thevoiceforum.org/node/2745
Durch unsere Anwesenheit beweisen wir wie viele Fehler in den Gesetzen
enthalten sind. Gesetze, die uns einst in einem anderen geographischen
Ort zur Flucht gezwungen haben und uns hier nun bis in den Tod langsam
zermürben, indem unser Menschsein ignoriert wird. Auf diesem Teil der
Erde, wo die Menschenrechte propagiert werden, sind wir mit unserem
Protest ein Beweis für die Farce dieses demokratischen Systems.
Wir haben die Flüchtlingslager verlassen und die Essenspackete
boykottiert. Wir haben die Gutscheine ignoriert und die Plätze der
Städte besetzt. Die Hungerstreiks haben unsere Kraft unter Beweis
gestellt. Das Zunähen unserer Lippen zeugte von unserer
Entschlossenheit. Und nun erlangen wir wieder unsere Kraft durch das
Brechen der Grenzen.
Unser Protest begann bereits in dem Augenblick, als wir die
politischen Grenzen der Nationen überschritten. Das Mitleid von
Menschenrechtsorganisationen und kirchlicher Missionare sind keine
Heilmittel für unsere Schmerzen. Wir sind keine Bürger_innen, die ihre
Existenz mit einem Wahlschein bestätigen können. Wir sind Menschen,
die ihren Platz erringen durch ihre eigenen Beobachtungen und durch
die Wahrnehmung ihrerselbst. Unsere Vielfalt ist ein Zeichen für
unseren Verstand und für unsere Zusammengehörigkeit.
Mit dem Focus auf das gerichtet, was wir erreichen wollen, sind wir
aufgestanden. Wir kämpfen gegen die menschenverachtenden Gesetze, die
uns an den Rand der Gesellschaft drängen, uns nur als billige
Arbeitskräfte betrachten und uns kriminalisieren. Mit unserem Protest
zeigen wir wieder einmal, wie unfähig die staatlichen Systeme sind.
Wir verstehen uns in erster Linie als Menschen, dann als Bürger_innen.
Unterstützt uns bei unseren Forderungen:
Stopp der Abschiebungen!
Abschaffung der Residenzpflicht!
Abschaffung der Flüchtlingslager!