10 Jun2013
Streik im Rohrwerk abgewendet
Pressemitteilung der AfA Oberpfalz
Sulzbach-Rosenberg. Der erste Streik im Rohrwerk Sulzbach-Rosenberg seit Jahrzehnten ist abgewendet: Am Montag gab die Geschäftsleitung dem Ultimatum der IG Metall nach und nahm die Kündigung des Anerkennungs-Haustarifvertrags zurück, der im Wesentlichen am Stahl-Tarifabschluss in NRW gekoppelt ist. Die Arbeitgeberseite erklärte sich einverstanden, den Vertrag weiterlaufen zu lassen, unter der Bedingung, dass er um drei Jahre – gerechnet ab 1. April 2013 – verlängert wird. Am Mittwoch stimmte die Tarifkommission der Gewerkschaft zu. Damit genießen die 461 Beschäftigten Sicherheit und profitieren in den nächsten 34 Monaten von allen tariflichen Lohnerhöhungen, die in NRW erreicht werden.
Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König ist „glücklich und zufrieden“, wie er zum Bezirksvorsitzenden der AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) in der SPD, Peter Sturm aus Regensburg sagt. Sturm ist aus Regensburg angereist, um König zu gratulieren . „Wir richten ein starkes Augenmerk auf die Kolleginnen und Kollegen im Rohrwerk“, sagt Sturm. Angesichts der drohenden Tarifauseinandersetzung mit Warnstreik im März hat der AfA-Bundesvorsitzende, MdB Klaus Barthel, für 3. Juli seinen Besuch angekündigt. „Der steht jetzt unter besonders günstigen Vorzeichen“, sagt Sturm.
Im Anerkennungs-Haustarifvertrag von 2012 hat die Belegschaft zugunsten einer wirtschaftlich starken Zukunftsfähigkeit ihres Werkes Einschnitte im Vergleich zu den NRW-Stahlkochern hingenommen. So bekommen die Sulzbach-Rosenberger statt 110 % Weihnachtsgeld lediglich eine Pauschale von 1700 Euro, Überstunden gehen auf ein Arbeitszeitkonto.
Ende letzten Jahres kündigten die Arbeitgeber den Vertrag und stellten einen „ungehörigen Forderungskatalog“ (Sturm) auf: Die 2012 erfolgte Lohnerhöhung um 3 Prozent sollte ebenso wie die Sonderzahlung gewinnabhängig werden. „Das Heftigste war aber, dass die Arbeitgeber erreichen wollten, dass sie die Wochenarbeitszeit ohne Mitbestimmung nach Gutsherrenart selbständig festlegen können“, so Sturm. Von 28 bis 48 Wochenstunden „wäre dann alles drin gewesen“. „Das ist dreist“, so der AfA-Bezirksvorsitzende.
Karl-Heinz König und der IG Metall fiel es nicht schwer, die Belegschaft gegen die Pläne der Geschäftsleitung zu mobilisieren. „Wir haben einen Organisationsgrad von 94 Prozent und alle wussten, um was es geht“, so König. Die Kolleginnen und Kollegen seien beim Warnstreik und darüber hinaus äußerst aktiv gewesen und hätten die Arbeitgeberseite davon überzeugt, dass es mit beiderseitiger Planungssicherheit und dem „Gebot der Fairness“ besser sei, die Zukunft anzugehen.