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Stefan Hanke stellt sein Fotoprojekt “KZ überlebt” vor

Der Regensburger Künstler Stefan Hanke stellt sein Fotoprojekt “KZ überlebt” vor – und präsentiert den gleichnamigen Katalog
In sieben Ländern portraitierte Stefan Hanke 121 KZ-Überlebende – die Begegnungen mit den Überlebenden interpretierte er künstlerisch mit Mitteln der Fotografie

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Millionen von Menschen wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. Die Überlebenden wurden zwar am Ende des Dritten Reiches befreit, aber ihr Leidensweg war damit nicht zu Ende. Viele hatten ihre Familien teilweise oder ganz verloren und waren schwer traumatisiert. Viele schwiegen über ihr Schicksal ein Leben lang oder sprachen erst im hohen Alter über das erlebte Leid. Wie erging es diesen Menschen, wie lebten sie mit dieser Last des Unfassbaren weiter? Diese Fragen begleiteten den Regensburger Künstler Stefan Hanke, als er Überlebende aller noch erreichbaren Verfolgtengruppen an ihrem Lebensabend – der älteste Portraitierte war zum Zeitpunkt der Aufnahme 105 Jahre und die Jüngste 70 Jahre alt – aufsuchte.

In sieben Ländern portraitierte Stefan Hanke 121 Überlebende, mit großer Empathie und stets ohne vorgefasste Schablonen. Die Begegnungen mit den Überlebenden interpretierte er künstlerisch mit Mitteln der Fotografie. Für manche Portraits nahm der Fotograf Tausende von Kilometern Wegstrecke auf sich.

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Am Donnerstag, 21. April 2016, stellte Stefan Hanke gemeinsam mit Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und Kulturreferent Klemens Unger sowie Martin Wichert vom Hatje Cantz Verlag das Buch im Regensburger „document Neupfarrplatz“ vor.

Fotoausstellung hält die Erinnerung an die Opfer wach
Der Bildband „KZ überlebt“ ergänzt die gleichnamige Fotoausstellung, die nun im In- und Ausland gezeigt wird.

Pavel Stránský steht im Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes vor der Anklagebank, auf der sich die Hauptvertreter des NS-Regimes für ihre Taten verantworten mussten. Er trägt seinen schlichten Ehering aus Stahl, den er noch vor dem Transport nach Theresienstadt bekam.Deutschland, Nürnberg, 2014

Pavel Stránský steht im Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes vor der Anklagebank, auf der sich die Hauptvertreter des NS-Regimes für ihre Taten verantworten mussten. Er trägt seinen schlichten Ehering aus Stahl, den er noch vor dem Transport nach Theresienstadt bekam.Deutschland, Nürnberg, 2014

Jeder Schwarzweiß-Fotografie ist ein Zitat des jeweiligen Überlebenden gegenübergestellt, die Biografie des Portraitierten und eine Legende zur Entstehungsgeschichte des Bildes bieten zusätzliche Informationen. Diese Bausteine ergeben einen Erzählkreis, aus dem sich immer wieder Sinnbilder und Metaphern entwickelt haben. So zum Beispiel bei dem Porträt des Mediziners Leon Weintraub, der vor der Zeppelinhaupttribüne des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes fotografiert wurde. Als Überlebender der Lager fühlte er sich nicht als Opfer, sondern als Sieger. Oder wie bei dem Bild des Prager Pavel Stránský, der im Schwurgerichtsaal des Nürnberger Justizpalastes an der Anklagebank lehnt, an der sich führende Vertreter des NS-Regimes für ihre Taten verantworten mussten. Pavel Stránský trug immer noch seinen Ehering, den er noch vor dem Transport nach Theresienstadt bekommen hatte. Die Liebe zu seiner Frau und die Hoffnung, sie wiederzusehen, hatten ihm neben Glück geholfen, die Lager zu überstehen. Die Liebe, so sagte er in diesem historischen Gerichtssaal, ist das Wichtigste im Leben.

Die ersten Stationen der Wanderausstellung im Überblick:
KZ-Gedenkstätte Theresienstadt, Kleine Festung, Tschechien (5. April bis 7. Juli 2016)Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg (15. Juli 2016 bis 7. Januar 2017)KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Polen
(Ende Januar bis Anfang März 2017)

Kunst-und Gewerbeverein Regensburg
(25. März bis 30. April 2017)

weitere Ausstellungen sind in Planung

Gelebte Erinnerungskultur
Eine gelebte Erinnerungskultur hat gleichermaßen die Aufgabe zu mahnen und dafür Sorge zu tragen, dass so etwas Unsägliches wie das Dritte Reich nie wieder möglich wird. Zum Gedenken und Erinnern gehört auch, jenen letzten Überlebenden der Konzentrationslager zuzuhören, die uns heute noch persönlich berichten können. Gesichter, Namen und Schicksale helfen uns, die Folgen des Unverständlichen besser zu verstehen. Die Wanderausstellung wie die Buchpublikation „KZ überlebt“ wurden auch aus diesem Grund von der Stadt Regensburg / Kulturreferat unterstützt.

Leon Weintraub vor der Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Deutschland 2014

Leon Weintraub vor der Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Deutschland 2014

„,KZ Überlebt‘ ist mehr als ein Bildband, Stefan Hanke hat weit mehr geschaffen, als nur Bilder für die Gegenwart und die Zukunft festzuhalten. Er hat Portraits an Orten und Umgebungen geschaffen, die eine Brücke zwischen den Personen und ihrer Geschichte schlagen,“ so Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. „Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel für den Kampf gegen das Vergessen und gleichzeitig eine Mahnung an uns alle: Menschlichkeit! Sie ist das Fundament, auf dem unser liberales Miteinander, die Möglichkeit, frei zu denken, unsere Demokratie und Werte, ja unsere gesamte Freiheit aufgebaut sind. Lassen wir nicht zu, dass dieses Fundament – durch Hass, Angst oder pauschale Vorurteile – Schaden nimmt!“

Zum Künstler Stefan Hanke
Der Fotograf und Buchautor Stefan Hanke wurde 1961 in Regensburg geboren. In zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland waren seine fotografischen Konzeptarbeiten zu sehen. Hanke erhielt den „Bayerischen Fotopreis der Danner Stiftung“, er ist Kulturförderpreisträger der Stadt Regensburg und Kulturpreisträger des Landkreises Regensburg.

Der Bildband „KZ überlebt“, Porträts von Stefan Hanke, ist im Hatje Cantz Verlag, Deutschland erschienen und kostet 39,80 Euro.

ISBN 978-3-7757-4020-3, www.hatjecantz.de

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