„Statue für Pilsen” steht ab sofort im Foyer des Historischen Museums
PM der Stadt Regensburg
Kunst aus Pilsen – spontan in Regensburg
Es passiert im Betrieb eines Museums nicht alle Tage, dass man Kunst einfach spontan geschenkt bekommt. So geschehen letzte Woche in Regensburg: Am Mittwoch standen in der Städtischen Galerie „Leerer Beutel“ plötzlich und unangemeldet drei junge Künstler aus Pilsen vor der Tür. In ihrem Lieferwagen, mit dem sie angereist waren, hatten sie ein Kunstwerk, das sie den Museen der Stadt schenken wollten. Zur Aufstellung – egal wo.
Bürokratie durch Spontanität herausfordern
Im spontanen Gespräch mit dem Leiter der Galerie, Dr. Reiner Meyer, wurde dann die Botschaft der Künstler deutlich: Ziel der ganzen Aktion war es, die sonst beim Ausleihen und bei der Übergabe von Kunstobjekten übliche „Bürokratie“ einfach zu ignorieren und so zu hinterfragen. Deshalb hatten sie sich bewusst nicht im Vorfeld angemeldet, keine offizielle Anfrage gestellt, keinen Briefwechsel über Konditionen, Modalitäten, Versicherungs- und Kostenfragen in Gang gesetzt – alles Dinge, von denen Künstler sich in ihrem kreativen Prozess eher behindert als angespornt fühlen. Sie wollten es anders machen und ausprobieren, was passiert, wenn man den etablierten Kunstbetrieb mit allen seinen Regeln und Richtlinien durch Spontanität herausfordert.
Regensburg per Los ausgewählt
Das Projekt hatte tags zuvor in Pilsen begonnen und ist dort Teil der Aktivitäten rund um die Europäische Kulturhauptstadt 2015. Menschen waren zur Präsentation eines neuen Kunstwerks eingeladen worden – und erfuhren dann, dass das Kunstwerk gleich auf Reisen gehen sollte. Passend dazu ist das Objekt eine Skulptur, die stark an eine Transportkiste erinnert, allerdings – künstlerisch verfremdet – in Form einer Pyramide.
Mit einem ebenfalls pyramidenförmigen Würfel, dessen vier Flächen die Namen der vier europäischen Partnerstädte von Pilsen enthielten, wurde an Ort und Stelle per Zufallsprinzip ermittelt, in welche Stadt das Kunstwerk geliefert werden sollte. Die Wahl fiel auf Regensburg. Und so machten sich die Künstler – Matěj Al Ali, Petr Dub und Tomáš Moravec – am folgenden Tag auf den Weg. Alles unter dem Motto: europäischer Kulturaustausch, europäische Kontakte auf der Ebene von Mensch zu Mensch, ohne bürokratisches Drumherum.
Platz im Historischen Museum gefunden
Die Regensburger Verantwortlichen stellten sich der Herausforderung. Natürlich waren von ihrer Seite doch einige Dinge abzuklären. Dabei stellte sich heraus, dass im „Leeren Beutel“ die Ausstellungsräume besetzt und die Foyers und das Treppenhaus aus brandschutztechnischen Gründen ungeeignet waren. Aber nach wenigen Stunden des Organisierens war gleich nebenan, im Historischen Museum, ein geeigneter Platz gefunden. Dort konnten tags darauf, am Donnerstagmorgen, die Künstler ihr Objekt im Foyer aufstellen. Und dort wird es bis Oktober zu sehen sein, dann holen es die Künstler in ihre Stadt zurück. Schließlich ist der offizielle Name des Kunstwerks „Statue für Pilsen“.
So wurde die spontane Kunstaktion zu einem vollen Erfolg. Die Künstler und die Mitarbeiter der städtischen Museen waren sich einig in ihrer Einschätzung: Ja, es ist möglich, dass man im europäischen Kulturaustausch auch ohne viel Bürokratie weiter kommt. Es müssen sich einfach nur Menschen mit Menschen begegnen.