04 Nov.2008
Stadthalle: Denkverbote und K.O.-Kriterien


Ähnlichkeiten mit Riepls Konzept aus dem Jahr 2004 sind – trotz zum Teil erheblicher Unterschiede – erkennbar, zum Beispiel die Verkehrsbefreiung des Ernst-Reuter-Platzes, die Verlegung des Busbahnhofs und die Erweiterung der Fußgängerzone. 2004 hatte Riepl sich offenbar schon über die Finanzierung des Projekts Gedanken gemacht. So heißt es in seinem Konzept: „Ein privater Investor (…) steht zusammen mit einem international tätigen Kongress-Kultur-Betreiber (…) hinter diesem Projekt.“ Einen solchen Investor muss sich die Stadt nun erst wieder suchen. Ebenso einen Betreiber, „wer auch immer das sein wird“ (Schimpfermann). Über die Kosten, die durch eine Stadthalle entstehen werden, und wie viel die Stadt davon zu tragen hat, lassen sich laut Christine Schimpfermann bislang keine konkreten Aussagen treffen. Mit 50 bis 60 Millionen an reinen Baukosten für die Stadthalle sei allerdings zu rechnen. Und, wer auch immer Bau und Betrieb übernehmen wird – die SPD und CSU haben sich im Koalitionsvertrag bereits auf das umstrittene Finanzierungsmodell PPP (Public-Private Partnership) geeinigt. Hier wird die Stadt in jedem Fall drauf zahlen. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl hatte kürzlich von „fünf bis sechs Millionen Euro jährlich“ gesprochen. Mayr: „Betriebswirtschaftlich ist eine solche Investition nicht rentabel.“ Allerdings müsse man die „weitergehenden Effekte“ für die gesamte Stadtentwicklung berücksichtigen. Der Übernachtungssektor wird laut Schimpfermann schwerpunktmäßig von einem Kultur- und Kongresszentrum profitieren. Das von Norbert Hartl ausgegebene Ziel – „Wir wollen, dass die Stadthalle in vier Jahren steht“ – dürfte indessen kaum zu erreichen sein. Schimpfermann: „Wir befinden uns am Anfang der Diskussion.“ Und es gibt durchaus das eine oder andere Problem. Da gibt es zunächst eine etwas kryptische Äußerung von Oberbürgermeister Hans Schaidinger, der am 8. Oktober mit Blick auf den Ernst-Reuter-Platz im Stadtrat meinte: „Von den Altstadtkaufleuten werden wir für diesen Standort Watschen bekommen.“ Wofür und weshalb, darüber schwieg Schaidinger sich allerdings aus. Auch Christine Schimpfermann konnte diese Aussage des Oberbürgermeisters auf Nachfrage im Presseclub „nicht nachvollziehen“. Eine entsprechende Anfrage an die städtische Pressestelle blieb bislang noch unbeantwortet. Ein nachvollziehbarer Kritikpunkt sind dagegen die Allee-Bäume auf Höhe des einstigen König-Ludwig-Denkmals, die gefällt werden müssten. Der Freistaat Bayern muss seine Zustimmung zur Abholzung geben. Die Grünen haben bereits Widerstand dagegen angekündigt. Dass dies tatsächlich ein K.O.-Kriterium werden könnte, steht angesichts des Umgangs mit solchen Bäumen an anderer Stelle (Diskussion ums Hotel im Fürstenschloss inklusive Baumfällaktion) indessen kaum zu befürchten. Ein K.O.-Kriterium wäre es laut Schimpfermann aber, sollte sich ein – von einige Archäologen vermuteter – jüdischer Friedhof unter der Baufläche befinden. Eine Umbettung wäre, den Religionsgesetzen folgend, nicht zulässig. Noch im November werden erste archäologische Untersuchungen vorgenommen. Skeptiker, die für den Fall eines Scheiterns der Stadthallen-Pläne am Ernst-Reuter-Platz, eine Rückkehr zum Donaumarkt befürchten, können allerdings – fürs Erste – beruhigt sein. Die Verwaltung erhielt bei diesem Szenario vom Stadtrat den Auftrag, Planungen am Unteren Wöhrd in Angriff zu nehmen. Mögliche Probleme dort: Das deutsche Jugendherbergswerk will sein Gebäude an diesem Standort bislang „auf gar keinen Fall“ aufgeben. Diese Fläche braucht die Stadt aber, um nicht auf den kontaminierten Flächen am Unteren Wöhrd bauen zu müssen. Die Sanierungskosten würden für so einen Fall auf eine Summe „zwischen 18 und 35 Millionen Euro“ geschätzt. Vermutlich ebenfalls ein K.O.-Kriterium.
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Pascal
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Regensburg braucht dringend eine Stadthalle, ganz dringend, wegen der Wirtschaft und so. Ganz, ganz dringend! Sonst verhungern ja alle! Und diese Stadthalle brauchen wir dringend auf dem Donaumarkt. Alle anderen Standorte sind pfuibäh. Verarschen kann ich mich selber! Ich wette, der Donaumarkt kommt wieder. Wie sonst ist zu erklären, dass er im Investitionsprogramm fast gänzlich ausgespart ist? Regensburg sei wachsam!
Wisser
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Leider muss ich eine Aussage im vorstehenden Artikel korrigieren. Die Diskussion um eine Stadthalle reicht weit länger zurück. Sie begann, wenn ich mich nicht irre, Ende der sechziger Jahre ,it der Gründung der City-Center GmbH&CoKg. Es gab eine Diskussion um das Parkhotel Maximilian, das als Veranstaltungszentrum, so der damalige Arbeitstitel. Aus denkmalpflegerischen Gründen und wegen der damals obskuren Konstruktion einer GmbH&CoKG ging diese Vorhaben den BAch runter. Der nächste Versuch wurde 1975 in einer NAcht und Nebelaktion der Verwaltung mit dem Veranstaltungszentrum Arnulfsplatz gestartet. Auslöser waren ein städtisches Grundstück und das Konjunkturprogramm ZIP. Man rechnete nicht mit dem immensen Widerstand der Westnerwachtler, die dieses Konjunkturgeschenk nicht haben wollten. Es brach u.a. der SPD und dem hoffnungsvollen OB-Kandidaten Albert Schmid das Genick und verhalf einem Nobody, Friedrich Viebacher zum OB. Dieser versprach sofort das Vorhaben Veranstaltungszentrum am Arnulfsplatz endgültig zu beerdigen. Die mühsame Standortsuche mit Kommunikationsproblemen zwischen denen da oben und jenen da unten reicht als weit länger zurück. Jedes MAl wurde argumentiert, ohne diese grandiose Infrastruktureinrichtung würde Regensburg in die Bedeutungslosigkeit zurückfallen. Soviel zur Geschichte!