Stadtbahn: „Die CSU will sich nicht mit Wissen belasten.“
Nach einer Informationsfahrt in Sachen Stadtbahn hagelt es Kritik an der CSU. Bei der größten Fraktion im Regensburger Stadtrat fand sich niemand, um an der Exkursion nach Freiburg teilzunehmen.
Nun ja. Überzeugt davon, dass Regensburg eine Stadtbahn braucht, sind die Vertreterinnen und Vertreter der BI Gleisfrei auch nach einer Informationsfahrt nach Freiburg nicht. Daraus macht BI-Sprecher Christian Pöschl kein Geheimnis. Die Stadt im Breisgau sei allenfalls bedingt mit Regensburg vergleichbar, dort existiere die Straßenbahn seit 100 Jahren, sei schmäler und doch seien die Lärmwerte teilweise sehr hoch und das Ganze „optisch kein Leckerbissen“.
Aber dass man bei der Exkursion mit dabei sein konnte und die Verantwortlichen in Freiburg – vom Oberbürgermeister bis zum Mobilitätsbeauftragten – „fragen konnte, was man wollte“, erkennt er dennoch an. Dass von der CSU gleich gar niemand dabei war bei der Fahrt, die von der Stadt organisiert wurde, versteht BI-Sprecher Pöschl nicht. „Die hatten wahrscheinlich irgendwelche parteipolitischen Gründe. Aber na ja. Das müssen die selber wissen.“
„So kann man beruhigter die eigene ablehnende Haltung zementieren.“
Freiburg gilt gemeinhin als vorbildlich in Sachen Mobilitätswende. Und so hatte die Stadt Regensburg für Freitag letzte Woche zu einer Exkursion geladen. Mit dabei insgesamt 30 Personen: Mitglieder des Stadtbahn-Beirats, Vertreterinnen von Verwaltung und Stadtwerk, Vertreterinnen von Interessensgruppen, Bürgerinnen und Bürger, darunter auch fünf Mitglieder der BI Gleisfrei sowie sechs Stadträtinnen und Stadträte: Thomas Thurow (Brücke), Monir Shahedi und Maria Simon (Grüne), Klaus Rappert und Hans Holler von der SPD sowie Linken-Stadträtin Irmgard Freihoffer.
Dass die CSU, mit 13 Mitgliedern immerhin die größte Fraktion im Regensburger Stadtrat, niemanden nach Freiburg entsandt hat, empört nicht nur Freihoffer. „Die wollen sich einfach nicht mit Wissen belasten“, sagt sie. „So kann man beruhigter die eigene ablehnende Haltung zementieren.“
„BI Gleisfrei will ihr Wissen erweitern, die CSU nicht“
In einer gemeinsamen Presseerklärung mit Freihoffer zeigen sich auch Simon und Shahedi „enttäuscht“ von den CSU-Kollegen. Die seien wohl mehr mit dem Verhindern als mit dem Umsetzen beschäftigt, kritisieren die beiden.
Dabei sei die Fahrt nach Freiburg durchaus hilfreich gewesen, schreiben Freihoffer, Shahedi und Simon. Dort habe man unter anderem gesehen, „dass nicht optimale Platzverhältnisse und andere Schwierigkeiten beim Bau und Ausbau der Stadtbahn erfolgreich überwunden werden können“. Dass auch Mitglieder der BI Gleisfrei teilgenommen haben, bewerten die drei positiv. Diese wollten eben ihr Wissen erweitern, die CSU offenbar nicht.
„Der Termin hat einfach nicht gepasst“
CSU-Fraktionschef Jürgen Eberwein wehrt sich. Die Mitglieder des Stadtbahn-Ausschusses (neben Eberwein sind das Kathrin Fuchshuber und Josef Zimmermann) seien alle verhindert gewesen. Er selbst hätte gerne teilgenommen, doch da habe es Terminüberschneidungen gegeben.
Die Eröffnung des Landesleistungszentrums der Regensburg Legionäre am Nachmittag, die Diskussion „Strom vom Dom“ am Abend, das sei „in der Abwägung“ wichtiger gewesen – „der Termin hat einfach nicht gepasst“, so Eberwein. „Die Unterstellung von den Grünen, dass die CSU kein Interesse daran hatte, ist falsch.“
Während das Freihoffer, Shahedi und Simon nicht überzeugen dürfte, lässt SPD-Stadtrat Klaus Rappert die Entschuldigung des Koalitionspartners gelten. So etwas könne schon mal passieren, das halte er schon „für nachvollziehbar“, meint Rappert.
Dieses Wohlwollen dürfte wohl dem kürzlich neu verhandelten Koalitionsfrieden geschuldet sein, auf den man sich im Rahmen einer Klausur geeinigt hatte und der die CSU immerhin dazu bewog, der weiteren Sperrung des Bahnhofsvorplatzes zuzustimmen – wenngleich der Rest der Koalition diese Stimmen nicht einmal gebraucht hätte. Das wäre bei der Stadtbahn vermutlich anders.
WM
| #
Klar – kein einziger CSUler hat es einrichten können… das klingt doch glaubwürdig.
Wie beruhigend, dass mindestens 3 der Fraktionsmitglieder am Freitag Abend zur Neueröffnung des größten Regensburger Clubs die Zeit wieder gefunden haben… die CSU kümmert sich eben um die wirklich wichtigen Themen
realist
| #
Der Eberwein hat natürlich keine Zeit…er muß ja kochen…
Also ich wurde gestern von einem Bekannten aufmerksam gemacht, dass er jetzt auf seiner facebook Seite kocht.
Das ist natütlich wichtiger als so eine Informationsfahrt.
Der Bekannte von mir wollte Eberweins, wie er es nannte peinlichen Auftritt kommentieren, aber Eberwein hat vorsichtshalber mal plötzlich die Kommentare deaktiviert! Aber der Auftritt ist wirklich peinlich.
Also was macht mein Bekannter – er kommentiert es auf dem facebook Seite der regensburger CSU. Die hat die Kommentare dann anscheinend wieder gelöscht.
Aber ihr solltet euch mal alle die “Kochsendung” vom Eberwein auf seiner facebook Seite ansehen. Mit Kochen hat das wirklich nichts zu tun, es sind so wie mein Bekannter wohl gepostet hatte , wirklich nur Hilfsarbeiten die er da macht mit einem Glaserl Wein am Vormittag!
Und wenn man sich das Video ansieht wird einem auch klar warum der Fraktionsvorsitzende und der Landtagskanditat nicht mitfahren kann – er muß üben fürs kochen und vielleicht auch für mehr.
Läuft wohl alles super für die Grünen – Eberwein weiter so!
Superstructure
| #
Naja, ob der Erkenntnisgewinn für die CSU in Freiburg wirklich groß gewesen wäre, darf bezweifelt werden.
Die in Freiburg seit 1901 fahrende Tram hat die Spurweite des Walhllabockerls von 1m, die Fahrzeuge sind 35 cm schmäler als die für Regensburg geplanten. Daher ist auch die Trassenbreite wesentlich schmäler als bei Normalspur von 1435 mm, sie nimmt nicht soviel Verkehrsraum ein. Des Weiteren gibt es in Freiburg 8 Brücken für den ÖPNV über den Fluß Dreisam, aber in Regensburg nur die Nibelungenbrücke über die Donau. Allein unter diesen Vorrausetzungen ist die Tram in Freiburg nicht mit der “Stadtbahn” in Regensburg vergleichbar – außer, das beide auf Schienen fahren.
P.S.: Auch die FDP und die ÖDP fehlte.
Madame
| #
Ausser spesen nichts gewesen!!!
Dugout
| #
Muss man schon verstehen, nicht jeder Stadtrat , und damit letztlich als “Entscheider”, will sich anschauen müssen, was man alles machen hätte können. Sagen wir mal zum Beispiel mit einer alten Kaserne. ist hald nicht so gut fürs eigene Ego.
https://www.freiburg.de/pb/208732.html
Jakob Friedl
| #
Zu Exkursionen, Städtefahrten, Ortsterminen möchte ich in Zukunft auch eingeladen werden. Es ist nicht nachvollziehbar, warum lediglich Ausschussmitglieder und Stadtratsmitglieder in Fraktionsstärke in den Genuss von weiterführender Information und Austausch mit der Verwaltung vor Ort kommen sollten. Die Geschäftsordnung trifft hierzu keine Aussagen. Besonders viel liegt mir daran an den Sitzungen der AG Radverkehr wenigstens als Beobachter teilnehmen zu dürfen. Die AG Radverkehr hat keine Satzung die dem entgegen sprechen könnte.
https://ribisl.org/einzelstadtraetinnen-einbeziehen/
Andrea Mink
| #
Außer daß die CSU eine Spott-Steilvorlage gibt, möchte ich loswerden, das ich als Südbadenerin der Stadt Freiburg im Breisgau sehr verbunden bin. Heimet, halt.
Dennoch denke ich, daß das Konzept der 230000 Einwohner:innen zählenden Schwarzwald-Metropole z. Z. nicht für Regensburg zielführend ist. Badisch geschrieben und gemeint: I bin für’s Schpare! Und das heißt, ein Verkehrskonzept mit Bussen, die mit Ökokraftstoffen wie Wasserstoff oder Strom fahren, fände ich ganz einfach besser und preiswerter.
Mas
| #
Es gibt deutlich kleinere Städte mit einer Straßenbahn und vergleichbar große Städte mit einer Straßenbahn. Man kann sich z. B. Brandenburg ansehen, sowohl die namensgebende Stadt als auch das Bundesland, sowie Landeshauptstadt Potsdam. Gleiches gilt für Österreich mit Innsbruck, Linz oder Graz, die Kernstadt ist vergleichbar groß wie Regensburg mit Bim, in Franken Würzburg…
Busse sind in Rgbg. vielfach an der Auslastungsgrenze und können nicht die gleiche Verkehrsleistung bringen wie eine Straßenbahn (Nicht umsonst BUS = Beförderungsmittel unterster Stufe). Die Stadt müsste wohl auf die 30 Meter BRT-Busse ausweichen, um einen halbwegs ähnlichen Effekt zu erreichen, wie mit einer Tram, wobei BRT gar nicht förderfähig ist.
Die Rechnung ist auch ziemlich einfach: Ein innerstädtisches Verkehrssystem richtet man nicht an der Untergrenze der Belastung aus, sondern auf die Spitzen, sonst plant man unterdimensioniert. Kapazität, Kapazität, Kapazität. Da es sich um eine Stadt handelt, per se ein Flaschenhals, mit Mangel an Verkehrsraum, spielt Flexibilität eine geringe Rolle, da ein Ausweichen von der Normalroute auch mit Bussen zu Stau führen wird (Wenn es sich am Arnulfsplatz oder Fischmarkt staut, weil irgendein Hansl die Bushalte zuparkt, kann der Gelenksbus kaum korrigieren). Und die Kapazitätsliferanten in der Stadt (Hochschulen und Krankenhäuser) werden wohl nicht in den nächsten 50 Jahren ihren Campus verlagern, somit hat man bei guter Trassenplanung kein Problem mit Auslastung.
Hauptproblem an der Plannung ist allerdings, dass man nicht jetzt schon beginnt mehr durchgehende Busspuren durchzusetzen, um Öffis in Rgbg zu beschleunigen, sondern auf einen Masterplan wartet. Wenn ich einen Mangel an Raum habe, muss ich den bisherigen Profiteur (den MIV) massiv beschneiden und Mittel (Raum) radikal den Öffis zuwerfen, sonst steht man wieder im Stau.
Da die CSU sowieso wahrscheinlich noch nie einen Bus und Bim von innen gesehen hat, braucht man mit denen nicht zu rechnen.