Stadt und Landkreis kümmern sich gemeinsam um schulpflichtige minderjährige Asylbewerber
PM des Landkreis Regensburg
Spezielle „Integrationsklassen“ mit besonderer Sprachförderung am Beruflichen Bildungszentrum Regensburger Land und an der Städtischen Berufsschule II
Regensburg. (RL) In den letzten Monaten stieg in der Stadt und im Landkreis Regensburg die Anzahl der Flüchtlinge und Asylbewerber stetig. Unter ihnen befinden sich auch unbegleitete minderjährige Jugendliche, die von den beiden Jugendämtern von Stadt und Landkreis betreut werden. Die Beschulung der jungen Flüchtlinge war in der Vergangenheit zum Teil schwierig, weil ausreichend Schulplätze fehlten. Landrätin Tanja Schweiger und Oberbürgermeister Joachim Wolbergs setzten sich dafür ein, für diese jungen Menschen zusätzliche Klassen mit einem Schwerpunkt auf Sprachförderung einzurichten. Bisher wurden diese Jugendlichen bereits in der Städtischen Berufsschule II in Regensburg unterrichtet oder auch im Landkreis Schwandorf.
Im März 2015 konnten eine weitere Klasse an der Städtischen Berufsschule II und zwei Klassen am Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land (BSZ) zusätzlich starten, nachdem das Kultusministerium im Februar 2015 die Einrichtung von Klassen auch zur Mitte des Schuljahres genehmigte. Das Lehrpersonal am BSZ wird nicht vom Freistaat Bayern gestellt. Das Kolpingbildungswerk in der Diözese Regensburg e.V. beschäftigt am BSZ im Auftrag des Landkreises zwei Lehrer, die jeweils 23 Stunden Deutsch in der Woche unterrichten. Abgerundet wird das Unterrichtsangebot mit zwei Unterrichtsstunden je Klasse durch eine staatliche Lehrkraft des Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land. Zusätzlich stellt Kolping noch eine sozialpädagogische Betreuung sicher. Der Landkreis erhält dafür vom Freistaat Bayern Kostenerstattung. Grundsätzlich ist die Bereitstellung von Lehrpersonal Aufgabe des Freistaates. An der Städtischen Berufsschule II werden die Schüler von Lehrkräften der Stadt unterrichtet. Auch dafür erhält die Stadt Zuschüsse vom Freistaat Bayern.
Derzeit besuchen an der Städtische Berufsschule II 94 Schüler und am Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land 42 Schüler diese Klassen. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um junge Männer. Die Herkunftsorte sind sehr verschieden: Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Gaza, Kosovo, Syrien, Palästina etc. Obwohl im März zusätzliche Kapazitäten für 60 Schüler geschaffen wurden, gibt es bereits wieder eine Warteliste. Ab September 2015 werden deshalb voraussichtlich zwei zusätzlichen Klassen eingerichtet.
„Mir ist es wichtig, dass jeder Schüler nach seinen Fähigkeiten gefördert wird, um möglichst bald Deutsch sprechen und verstehen zu können. Nur so können die jungen Menschen in unser Schul- und Berufssystem eingegliedert werden“, betont Landrätin Tanja Schweiger bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im BSZ. „Die Stadt Regensburg hat auf eigene Kosten dauerhaft eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die Stadt und Landkreis gemeinsam nutzen“, erklärt Oberbürgermeister Joachim Wolbergs.
Die Verschiedenartigkeit der Jugendlichen stellt die Schulen vor erhebliche Anforderungen. Ein Teil der Schüler kann lesen und schreiben, ein anderer Teil muss erst alphabetisiert werden. Je nach sprachlichen und mathematischen Vorkenntnissen werden die Schüler dann an das Berufliche Schulzentrum Regensburger Land oder an die Städtische Berufsschule II Regensburg verwiesen. Um die jugendlichen Asylbewerber möglichst gut in die in Stadt und Landkreis bereits bestehenden Berufsschulklassen integrieren zu können, entstanden zusätzlich in Stadt und Landkreis von den Volkshochschulen inhaltlich erarbeitete und zwischenzeitlich bereits erfolgreich durchgeführte Vorkurse mit der Zielsetzung, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis zur Aufnahme in eine Berufsschule „berufsschulfähig“ zu machen.
Stimmen der Kooperationspartner:
„Aufgabe der städtischen Koordinierungsstelle ist es, die Jugendlichen zu erfassen und u.a. deren Sprachkenntnisstand zu ermitteln. Dann kann ihnen das passende Bildungsangebot vermittelt werden.“, stellt Dr. Hermann Hage, Referent für Bildung, Sport und Freizeit der Stadt Regensburg, fest. Die städtische Koordinierungsstelle ist deshalb in der Abt. Volkshochschule des Amtes für Weiterbildung der Stadt Regensburg angesiedelt.
„Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Regensburg und dem Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land möglich ist und wir unsere Erfahrungen einbringen können“, betont Tobias Flierl vom Kolping Bildungswerk.
Anton Nenning, Schulleiter der Städtischen Berufsschule II Regensburg, erläutert die Besonderheiten der Kooperation zwischen seiner Schule und dem Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land: „Grundsätzlich hätte jede Schule einen Sprengel. Die Städtische Berufsschule II Regensburg wäre für Schüler aus der Stadt und das Berufliche Schulzentrum Regensburger Land für Schüler aus dem Landkreis Regensburg zuständig. Die Erfahrungen zeigen, dass das Wissen und die Fähigkeiten der berufsschulpflichtigen Jugendlichen sehr unterschiedlich sind. Um dem Leistungsstand der einzelnen Jugendlichen gerecht zu werden, haben wir uns entschlossen, zusammen zu arbeiten.“
Ernestine Schütz, Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land, erklärt: „Wir übernehmen die Schülerinnen und Schüler, die keine oder sehr wenig Deutschkenntnisse vorweisen und alphabetisiert werden müssen. An der Städtischen Berufsschule II werden dagegen alphabetisierte Schüler mit Grundkenntnissen der deutschen Sprache aufgenommen.“