Stadt schafft behindertengerechte Obdachlosenunterkunft
Eine frühere Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge soll Ende 2018 für 116.000 Euro umgebaut werden. Die Verwaltung bezeichnet dies als „notwendig und dringend“.
Es ist ein immer wieder bemängelter und schon lange bekannter Missstand: Weder die Notunterkunft in der Aussiger Straße noch das Obdachlosenasyl in der Taunusstraße, wo bei Bedarf übernachtet werden kann, verfügt über behindertengerechte Zugänge geschweige denn Wohnungen oder Schlafplätze. Sanitäre Einrichtungen in der Taunusstraße sind für Rollstuhlfahrer nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu erreichen. Dass soll sich nun endlich ändern.
Umbaukosten sind gering
Kommende Woche legt die Verwaltung den Stadträten im Finanzausschuss eine Beschlussvorlage zum Umbau ihres Gebäudes am Kreuzhof vor. Demnach sollen im Erdgeschoss zwei behindertengerechte Räume – einer für Männer, einer für Frauen – geschaffen werden, in denen sich zwei bis vier Personen ganztägig aufhalten können. Dazu kommen entsprechende Sanitäranlagen und eine Gemeinschaftsküche.
Zusätzlich wird es zwei Notunterkünfte für Familien oder Alleinerziehende mit schwerbehinderten Angehörigen geben, die dort gegebenenfalls längerfristig bleiben können. Im Obergeschoss soll es Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Menschen geben, die psychische Probleme haben oder denen aufgrund schwerwiegender Erkrankungen – Chemo- oder Strahlentherapie bei Krebs werden in der Vorlage explizit genannt – ein Aufenthalt in der Taunusstraße nicht zuzumuten ist.
Bis Februar 2017 wurde das Gebäude von der Regierung der Oberpfalz als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge genutzt. Entsprechend wird die Regierung auch die recht geringen Renovierungskosten von 7.500 Euro übernehmen. Doch auch die Kosten für den behindertengerechten Umbau in Höhe von rund 116.000 Euro fallen im Vergleich zu manch anderen Ausgaben im städtischen Haushalt relativ niedrig aus.
Mitte 2019 fertig
Laut der Verwaltungsvorlage habe man in der Vergangenheit versucht, behindertengerechte Räume in Hotels oder Pensionen anzumieten. Dies sei aber aus verschiedenen Gründen – „keine Aufnahme von Obdachlosen, Belegung der Zimmer mit anderen Gästen, keine behindertengerechte Zimmer“ – gescheitert. Mit dem Umbau des Gebäudes am Kreuzhof soll Ende 2018 begonnen werden. In vier bis sechs Monaten will die Stadt fertig sein. Der Umbau sei “notwendig und als dringend zu betrachten”, heißt es in der Vorlage, die nun auch unumwunden einräumt, dass insbesondere die Taunusstraße nicht behindertengerecht sei.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik am Fehlen von behindertengerechten Unterkünften für Obdachlose gegeben. Mitte 2017 hatte regensburg-digital über ein Paar berichtet – der Mann auf Krücken, die Frau im Rollstuhl – die aus ihrer Notwohnung geworfen werden sollten und auf die Taunusstraße verwiesen wurden, wo die sanitären Anlagen für sie nicht oder nur unter erheblichem Aufwand erreichbar gewesen wären. Damals hatte die Stadt angekündigt, in „voraussichtlich zwei bis drei Jahren“ eine „barrierefreie Unterkunft in einer städtischen Liegenschaft zu schaffen“. Nun geht es doch etwas schneller.
Barnie Geröllheimer
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Na Bitte, tut sich doch was.
gustl
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schade, dass das Liegenschaftsamt erstens kein öffentliches Liegenschaftskonzept hat und zweitens andere Interessen berücksichtigt und verfolgt als die Bürger.
anwohner
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Arme Menschen sind nicht mobil. Eine “behindertengerechte” Obdachlosenunterkunft an einem Ort zu errichten, der von einer wirklich schlechten Busanbindung erschlossen wird (die Bushaltestelle dort ist nicht behindertengerecht, und die Linie fährt alle heiligen Zeiten), die am Arsch der Welt liegt, die alle Wege zu Hilfsangeboten erschwert, die weit abseits von ärztlicher Versorgung liegt: Ist das wirklich ein Hilfsangebot an behinderte Obdachlose, oder lediglich ein Pflichtprogramm mit Abschreckungs-Funktion?
Nur mal so eine Idee. Stell Dir vor, Du bist nicht der/die “Hellste”, hast ein Handicap, und sollst von einem Wohnklo am Arsch der Welt Deine Termine Im Gewerbepark (Jobcenter), bei der AOK (Innenstadt), dem Sozialamt (ganz da oben beim Mediamarkt) und dem Versorgungsamt wahrnehmen. Die einzigen Menschen, die Dir dabei helfen, sitzen in der Innenstadt (Strohhalm, einige Einrichtungen der Sozialen Initiativen), im Gewerbepark oder sonstwo weit entfernt.
Ich habe den Eindruck, dass in Regensburg alle kommunalen Hilfsangebote für die “Randgruppen” (Scheißwort) geographisch so angelegt werden, dass diese zwar juristisch als gegeben verbucht werden können, aber möglichst nicht genutzt werden sollen.